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In Krisen gibt es wenig Geburten

Eine neue Studie aus Wien zeigt, dass sich die jüngste Wirtschaftskrise auf die Geburtenrate ausgewirkt hat. Außer Luxemburg hatten alle EU-Mitgliedsländer 2008 noch eine steigende Fertilität. 2009 gingen die Geburtenraten in den Ländern zurück. Als Schlüsselfaktor für diesen Trend sehen die Forscher die zunehmende Arbeitslosigkeit. Gerade junge, kinderlose Personen vertagen den Kinderwunsch, wenn sich ein wirtschaftlicher Abschwung sichtbar macht. "Das liegt teilweise an den hohen Kosten für das Kind, da oft eine Änderung der Wohnverhältnisse nötig wird", erklärt Dimiter Philipov von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Ein weiterer Grund ist, dass der Beschäftigungsstatus und damit das Einkommen in Rezessionen bei jüngeren Menschen unsicherer sind. Neben den jungen Paaren sind es gut ausgebildete, kinderlose Frauen, die auf Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt mit einer Verschiebung ihres Kinderwunsches reagieren. Männer mit geringer Bildung und Qualifikation sind von der Rezenssion in der Regel am stärksten betroffen und werden auch immer seltener Vater. Der Kinderwunsch wird bei den betroffenen Gruppen meist aufgeschoben, stellen die Forscher fest.
Abnehmede Geburtenrate viermal wahrscheinlicher
Eine Rezession definieren die Forscher nach einem sinkenden Bruttoinlandprodukt (BIP), sinkendem Konsum und steigender Arbeitslosigkeit. Die Wissenschaftler beobachteten die jährlichen BIP-Trends von 1980 bis 2007 in 26 Ländern mit geringer Fertilität. Basierend auf insgesamt 701 Beobachtungen fiel die Geburtenrate in 55 Prozent der Fälle, was auf eine rückläufige Tendenz in diesem Zeitraum hinweist. Eine abnehmende Fertilität ist nach Krisenzeiten viermal wahrscheinlicher als eine Zunahme, fanden die Forscher heraus.
Autor: pressetext.de, Oranus Mahmoodi (Stand: 20.07.2011)