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Zweiter Weltkrieg noch immer ein Trauma

pixelio.de (Frank Radel) © pixelio.de (Frank Radel)

Der Zweite Weltkrieg wirkt in den Köpfen der heute älteren Generation noch immer nach. Bei bis zu zwölf Prozent der über 60-jährigen Deutschen gibt es Anzeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), haben Forscher aus Leipzig, Greifswald und Zürich festgestellt. "Besonders die Kindergeneration des Krieges ist schwer traumatisiert. Immer deutlicher zeigt die Forschung, dass jeder Krieg noch viele Jahrzehnte lang nachwirkt", so Studienautor Philipp Kuwert.

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Noch immer verfolgt

Jeder zweite Senior berichtet über mindestens ein traumatisches Ereignis, das vorwiegend aus Kriegszeiten stammt und etwa Bombenangriffe, Vergewaltigung, Vertreibung, Verlust von Angehörigen oder Inhaftierung betrifft. Welche Folgen diese Erfahrungen haben, erfassten die Forscher bei 8.000 Menschen verschiedenen Alters. Bei bis zu vier Prozent der Älteren konnte eine PTBS festgestellt werden, bei bis zu 12,2 Prozent zumindest Symptome dafür. Zum Vergleich: Bei den 30- bis 59-Jährigen lag dieser Anteil bei höchstens 2,7 bzw. vier Prozent.

Ein Komplex von Beschwerden ist mit der Diagnose PTBS verbunden, erklärt Kuwert. "Dazu gehören Flashbacks, also zwanghafte Angst- und Schreckensbilder und Albträume. Betroffene sind schreckhafter und vielfach unfähig, Emotionen in ihrer vollen Bandbreite wahrzunehmen, was die Kontaktfähigkeit erschwert." Häufig werden Gedanken, Orte und Aktivitäten gemieden, die mit dem Erlebten verbunden sind. Traumata erhöhen jedoch auch das Risiko für körperliche Krankheiten deutlich, weshalb die heute Älteren für den Greifswalder Forscher ohnehin "die eher Gesunden ihrer Generation" sind.

Gleiches Erbe aller Kriege

Die Erforschung der psychosozialen Traumafolgen des Zweiten Weltkrieges ist noch keine zehn Jahre alt. "Da der Holocaust so unvergleichlich viel Leid gebracht hat, war es lange ein Tabu, dass die Täter auch selbst zu Opfer werden konnten. Erst langsam wird die Zeit dafür reif." Auch die Folgen der Jahre nach de Krieg haben die Forscher untersucht. Welche Wirkungen diese etwa auf Österreich hatten, stellt Kuwert in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift "Trauma und Gewalt" dar. "Die Hypothese, dass es in der ehemals russischen Besatzungszone am meisten Traumatisierung gab, hat sich bestätigt."

Obwohl die Wissenschaftler vor allem alte Menschen untersuchten, sind viele Ergebnisse auch auf Betroffene heutiger Kriege übertragbar. "Aktuelle Forschungen wie etwa im Sudan zeigen ebenfalls, dass Posttraumatische Belastungsstörungen umso häufiger auftreten, je mehr extreme Traumatisierungen es gab. Bei bestimmten Schweregrad erkranken auch die, die am besten davor geschützt sind", so Kuwert. Lernen aus der Geschichte sei jedoch durchaus möglich. "Vergewaltigungsopfer hatten lange mit einem Tabu zu kämpfen. Jetzt erkennt man, dass ihre gesellschaftliche Anerkennung als Traumaopfer protektive Wirkung hat."

Schreibtherapie hilft

Trotz des großen zeitlichen Abstandes bringen Therapien auch heute noch Verbesserungen, zeigen die Erfahrungen von Lebenstagebuch, einer Internet-Schreibtherapie für die Weltkriegs-Kinder. "Bei den Teilnehmenden findet der Ansatz trotz Internet viel Zuspruch. Die Belastung der PTBS sinkt, die Ängste werden weniger und die Lebensqualität steigt. Zudem erlaubt die Therapie, die eigene Biographie nochmals aufzuschreiben und auf Wunsch weiterzugeben. Denn sie enthält nicht nur Traumatisierung, sondern auch die schönen Seiten des Lebens", so Kuwert. Bis Herbst ist die kostenlose Teilnahme an dem Online-Programm noch möglich.

Autor: pressetext.de, Johannes Pernsteiner (Stand: 22.07.2011)

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