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Fettleibigkeit hat mit geringer Bildung zu tun

Um dem Problem der Fettleibigkeit beizukommen, denken Ärzte und Politiker immer wieder auch über finanzielle Anreize zum Abnehmen oder zur gesünderen Ernährung nach. Der Gesundheitsökonom Hans-Helmut König vom Institut für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf steht Ideen wie Fettsteuer und Zahlungen für verlorene Pfunde kritisch gegenüber. "Ich stelle eine Fettsteuer als Steuerungsinstrument nicht grundsätzlich in Frage", sagt König gegenüber pressetext.
Laut dem Fachmann gestaltet sich im Gegensatz zu Tabak und Alkohol die Besteuerung von Fetten jedoch ungleich komplexer, da Fett ein Bestandteil vieler Nahrungsmittel ist. "Die verfügbare Evidenz zu den Effekten fiskalischer Maßnahmen auf den Konsum, das Körpergewicht oder die Gesundheit im Allgemeinen ist nicht sehr reichhaltig", so der Experte. Letztlich sei es weniger das Geld, sondern vielmehr Bildung, die schlank mache.
Fettes Essen ist billig
In den Industriestaaten kommen Übergewicht und Adipositas bei Personen mit niedrigem Einkommen deutlich häufiger vor. Daraus schließen Experten, dass Geld schlank macht. Eine denkbare Begründung wäre, dass hochkalorische, fettreiche Lebensmittel vergleichsweise billig sind und die Haushaltskasse weniger belasten als etwa Obst und Gemüse.
"Wichtiger ist jedoch in diesem Zusammenhang, dass höhere Einkommen in der Regel eine Folge des erworbenen Bildungsgrades sind. Bildung beeinflusst auch relevante Einstellungen wie das Gesundheitsbewusstsein oder das Ernährungs- und Bewegungsverhalten", sagt König. Es sei denkbar, dass im Allgemeinen das Gesundheitsbewusstsein und damit verbundene gesunde Verhaltensweisen in höheren Bildungsschichten stärker ausgeprägt sind.
Schulen sollen aufklären
Schulen bieten sich für die Primärprävention an. Kinder und Jugendliche sollten jedoch in der Lage sein, die Informationen zu verarbeiten. "Insbesondere aufgrund der Schulpflicht sind Schulen geeignet, junge Menschen möglichst früh hinsichtlich eines gesunden Lebenswandels und der Konsequenzen von Risikoverhalten in Bezug auf Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung oder zu wenig Sport aufzuklären", sagt König.
Außerdem könnten diese Informationen relativ einfach in bestehende Lehrpläne eingearbeitet und von Lehrern vermittelt werden - und das ohne gravierende zusätzliche Kosten. Allerdings erreicht man laut König somit primär Kinder; indirekt vielleicht auch deren Eltern und Geschwister. Hinsichtlich vieler Volkskrankheiten bestehe jedoch Bedarf, auch in anderen Bevölkerungsgruppen Prävention zu betreiben, indem Hausärzte übergewichtige Patienten auf gesundheitliche Folgen hinweisen.
Autor: pressetext.de, Oranus Mahmoodi (Stand: 20.08.2011)