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Werdende Eltern brauchen mehr Hilfe bei Krisen
Krisen und Zwischenfälle während der Schwangerschaft und Geburt überfordern werdende Eltern häufig. Diesem Thema widmen sich demnächst die Bodensee-Dialoge. "Das Tabu der psychologischen Begleitung der Schwangerschaft muss fallen. Fehlgeburten wurden etwa über lange Zeit bagatellisiert, wodurch betroffene Frauen und Paare keinen Trauerprozess durchlaufen konnten und oft noch Jahre später ein Trauma entwickelten", so Tagungsleiter Christoph Jochum.
Hoffnung auf Entwarnung
Die heutige Situation der Geburtshilfe ist grundlegend anders als noch vor Jahrzehnten, legt der Experte dar. "Die Pränataldiagnostik erlaubt einen neuen Blick auf die Kindesentwicklung, bewirkt jedoch gleichzeitig eine ständige Verunsicherung der werdenden Mutter, die von Termin zu Termin auf Entwarnung hofft." Die Zunahme an Untersuchungen geht unter anderem auf das steigende Bedürfnis der Ärzte nach rechtlicher Absicherung zurück.
Ausserdem hat ein Kind heute eine andere Bedeutung als früher. "Da viele nur mehr ein Kind statt drei bis vier Kinder bekommen, ist der Druck und die Erwartungshaltung in das 'Projekt Kind' ungleich größer. Alles muss passen und wird geplant, weshalb man immer öfter von Wunschkind, Wunschtermin und vom geplanten Kaiserschnitt spricht", so Jochum.
Kinder kriegen kann man nicht planen
In der Realität sieht das anders aus, denn das Kinderkriegen ist trotz der hohen Technisierung der Schwangerschaft nicht planbar. Trotz vieler Versuche ist ein guter Teil der Paare nicht in der Lage, ein Kind zu bekommen, und nach wie vor enden 15 Prozent der Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt. Schwierig verlaufende frühere Geburten oder auch die negative Darstellung in den Medien bereiten vielen Frauen Angst vor weiteren Schwangerschaften oder Geburten.
Die osychische Belastung steigt enorm, wenn Frauen oder Paare erfahren, dass ihr Kind schwerkrank oder behindert sein wird. "Betroffene brauchen Hilfe von Außen zur Stabilisierung. Erst so können sie eine reflektierte Entscheidung treffen, zu der sie später auch stehen können", betont Jochum. Ärzte sind mit dieser Aufgabe meist überfordert, zumal in vielen Fällen ein Zeitproblem besteht.
Hebammen werden immer wichtiger
Experten machen sich daher für mehr Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen stark, um neben den medizinischen auch psychologische, soziale, ethische und spirituelle Aspekte zu berücksichtigen. So können etwa Hebammen der Frau dabei helfen, den natürlichen Zugang zur Geburt wieder zu finden. Immer öfter übernehmen sie bereits heute während der Schwangerschaft die Begleiterrolle, etwa in Geburtsvorbereitungskursen oder bei der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung.
Die Sensibilität für psychologische Nöte während der Schwangerschaft wächst jedoch auch bei den Gynäkologen, beobachtet Jochum. "90 Prozent der nachkommenden Fachärzte sind Frauen, was für einen Kulturwandel spricht. Frauen sind auf ganz andere Weise sensibel für weibliche Problemstellungen als Männer."
Autor: pressetext.de, Johannes Pernsteiner (Stand: 30.08.2011)Weitere Themen:
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