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Beinprothesen: Lücken bei Koordination der Pflege
Viele Menschen, die nach einer Beinamputation auf eine Prothese warten, sind nicht optimal versorgt. Im Anschluss an die stets frühzeitigere Spitalsentlassung, die sich an der Verheilung der OP-Wunde orientiert, sitzen sie immer öfter lange zuhause und kämpfen damit, mit ihrem Stumpf bis zur Termin der Reha oder beim Orthopädietechniker zurecht zu kommen. Forscher der Fachhochschule St. Pölten haben nun ein Konzept erarbeitet, das die Betreuung dieser Fälle künftig besser koordinieren und zugleich kostengünstiger machen soll.
Patienten schlecht informiert
Die Zahl der Amputationen steigt in Industriestaaten ständig. In Deutschland schätzt man 60.000 derartige OPs pro Jahr, wobei der nicht-traumatologische Anteil der größte ist und weiter wächst. "Lifestyle-Probleme wie Diabetes und andere Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen sind das Hauptproblem. Da die Lebenserwartung zunimmt, kommt es auch zu mehr Spätfolgen dieser Leiden wie etwa das Raucherbein oder der diabetische Fuß. In Extremfällen sind Amputationen nötig", sagt Forschungsleiterin Kerstin Lampel im pressetext-Interview.
Heutige Beinprothesen sind High-Tech-Produkte, die ihren Trägern einiges an Mobilität und Selbstbestimmung zurückgeben können, sofern sie gut angepasst sind und keine störenden Druckbelastungen verursachen. Die Anpassung an den Extremitätenstumpf gelingt dann, wenn Patienten gut im sorgfältigen Umgang mit ihm eingeschult sind und frühzeitig zum Orthopädietechniker gelangen. Oft ist dies jedoch nicht der Fall. "In unseren Erhebungen an einer Krankenanstallt wurden 58 Prozent der Patienten nur mündlich, jeder Vierte nie über die Behandlungsschritte informiert", berichtet Lampel.
Fachbereiche bündeln
Hier setzt das St. Pöltner Konzept mit einem Maßnahmenbündel zur besseren Versorgung an. Die interdisziplinäre Vernetzung von Medizin, Pflege, Orthopädietechnik und Physiotherapie in entsprechenden Teams gehört dazu, weiters auch eine optimierte Abstimmung der Sprechstunden. "Viele Patienten werden von Wegen zu Therapie- und Kontrollterminen belastet, die mühelos zusammengelegt werden könnten", so die Forscherin. Obwohl die Betreuung oft auch gut funktioniert, fehlt Patienten die Gewissheit darüber, wobei eine Infobroschüre Aushilfe bringen und den Behandelnden Fragen ersparen kann.
Der Versorgungsplan, der für Niederösterreich eine Neuheit darstellt, zeigt durchaus einen allgemeinen Trend auf. Auch bei anderen Leiden wie etwa Schlaganfall, Krebs oder Herzschwäche setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine interdisziplinäre Patientenbetreuung bessere Ergebnisse liefert. In Deutschland bei Amputationen weit fortgeschritten ist das System des "Case Managements", bei dem sich geschulte Personen um die Organisation der Therapie, Rehabilitation, Pflege oder rechtlicher Belange ihrer Klienten kümmern.
Autor: pressetext.de; Johannes Pernsteiner (Stand: 03.07.2012)Weitere Themen:
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