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Volkskrankheiten bremsen deutsche Wirtschaft aus

Die deutsche Volkswirtschaft könnte ohne Arbeitsausfälle wegen chronischer Krankheiten jährlich etwa 20 Mrd. Euro mehr erzielen. Besonders gravierend sind Depressionen und chronische Rückenschmerzen - die Produktivitätseinbußen aufgrund von Fehlzeiten oder Arbeitsunfähigkeit sind hier besonders hoch. Zu diesem Schluss kommt die Bertelsmann Stiftung und die Strategieberatung Booz & Company in ihrer aktuellen Erhebung.

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Mehr Unterstützung nötig

Ein weiteres Ergebnis der Experten: Die Verluste wären weniger heftig, wenn die chronisch kranken Arbeitnehmer bei der Bewältigung ihrer Krankheit besser unterstützt würden. Somit müsse die Therapietreue entschieden verbessert werden. "Mit Therapietreue ist nicht nur gemeint, dass der Patient tut, was der Arzt ihm sagt", sagt Jan Böcken, Projektmanager bei Bertelsmann.

Die Einhaltung der individuellen Absprachen zwischen Arzt und Patienten sind zwar wichtig, der Mediziner weist jedoch auch auf die Wichtigkeit der Berücksichtigung der Lebensumstände der Menschen hin. "Es geht auch um Stressbewältigung und die Organisation im Alltag - wenn jemand zum Beispiel dreimal täglich seine Medikamente nehmen soll, aber am Fließband arbeitet und dies nur zu bestimmten Zeiten kann, hilft die Medikation auch nicht viel", sagt Böcken.

Work-Life-Balance wahren

Als einen wichtigen Hemmschuh identifiziert die Studie zudem, dass es kaum Ansätze für eine individualisierte Therapiebegleitung gibt. "Aktuelle Angebote beschränken sich auf generische Prävention und schrittweise Wiedereingliederungspläne nach der Krankheit. Das Kernproblem ist jedoch, dass die Berufswelt einerseits und therapeutischer Kontext andererseits in keinerlei Zusammenhang stehen", weiß Peter Behner, Partner und Healthcare-Experte von Booz & Company.

Dabei sei das Potenzial hinsichtlich systemischer Verbesserungen für die deutsche Volkswirtschaft immens. Denn unter der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland leiden im Alter von 16 bis 65 Jahren 21,2 Prozent an Bluthochdruck, 17 Prozent an chronischen Rückenschmerzen, 8,5 Prozent an Asthma, 5,2 Prozent an Depressionen und 3,8 Prozent an Arthritis.

Die Fachleute raten zu guter Ernährung, genug Bewegung und Zeiten der Entspannung - kurz, die Umstellung von Lebensgewohnheiten. "Patienten müssen von der Notwendigkeit einer solchen Umstellung überzeugt sein und gemeinsam mit dem Arzt die Entscheidung über die individuelle Ausgestaltung der Therapie treffen", schließt Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung.

Autor: pressetext.de; Oranus Mahmoodi (Stand: 17.09.2012)

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