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Multiple Sklerose: Krebsmedikament sehr wirksam
Das Krebsmedikament Alemtuzumab ist laut der University of Cambridge das wirksamste Miittel zur Behandlung von schubförmig verlaufender Multipler Sklerose (MS). Die Krankheit führt dazu, dass sich das Immunsystem gegen die Nerven richtet. Das hat Beeinträchtigungen der Muskulatur zur Folge. Das Präparat ist laut dem Team um Alasdair Coles wirksamer als andere Behandlungsmöglichkeiten, da es das Immunsystem "löscht" und sozusagen neu "aufsetzt". Es gibt jedoch bereits Vermutungen, dass der Hersteller Genzyme als Folge dieser Entdeckung planen könnte, die Kosten für Alemtuzumab zu erhöhen.
50 Prozent wirksamer als Interferon
Allein in Großbritannien leiden rund 100.000 Menschen an MS. Bei den meisten Patienten handelt es sich um eine schubförmig verlaufende Form der Erkrankung. Die Symptome verschwinden eine zeitlang fast, um dann wiederzukehren. Für die Studie wurde mit Alemtuzumab ein Medikament gegen Leukämie getestet, das bereits in kleineren Tests seine Wirksamkeit bewiesen hatte. Bei einer Leukämie kontrolliert das Medikament die übermäßige Produktion von weißen Blutkörperchen. Bei MS-Patienten entfernt Alemtuzumab die Immunzellen vollständig und erzwingt so die Ausbildung eines neuen Immunsystems, das die Nervenzellen nicht angreift.
In The Lancet wurden jetzt die Ergebnisse von zwei Experimenten veröffentlicht, die die Wirksamkeit von Alemtuzumab mit dem häufig eingesetzten Interferon beta-1a verglichen. Einmal wurde die Wirksamkeit nach der Diagnose untersucht. Das andere Mal wurde die Wirksamkeit kontrolliert, nachdem andere Behandlungsansätze bereits gescheitert waren. Beide Tests zeigten, dass das Medikament rund 50 Prozent wirksamer bei der Vermeidung von MS-Schüben war und dass die Patienten am Ende der Laufzeit der Studie körperlich weniger beeinträchtigt waren als zu Beginn.
Warnung vor großen Nebenwirkungen
Laut Coles hat sich keines der zahlreichen MS-Medikamente, die im vergangenen Jahr vorgestellt wurden, in Hinblick auf die körperlichen Einschränkungen der Patienten wirksamer erwiesen als Interferon. Die einzige Ausnahme sei Alemtuzumab. Es handelt sich laut den Ergebnissen dieser klinischen Studien daher mit Sicherheit um das wirksamste Medikament zur Behandlung von MS. Eine Heilungsmöglichkeit biete aber auch dieses Medikament nicht. Der Wissenschaftler warnt jedoch vor den Nebenwirkungen. Dazu gehört zum Beispiel das Entstehen anderer Immunerkrankungen, wie die BBC berichtet.
Der Fachmann geht davon aus, dass das Medikament für jene Patienten am sinnvollsten ist, bei denen die Standardbehandlung versagt hat. Für eine kleine Anzahl von Patienten könnte Alemtuzumab auch die beste Behandlungsmöglichkeit sein. Eine schubförmig verlaufende MS kann auch fortschreitend werden. Dabei werden die beschwerdefreien Perioden immer kürzer. Das Medikament hat laut dem Wissenschaftler auf diese Form der Erkrankung aber keine Auswirkungen. Alemtuzumab wurde in Europa und Amerika bereits vom Markt genommen, da der Hersteller eine Zulassung als Medikament gegen MS plant. Ein Kommentar in The Lancet warnt vor den Folgen dieser Entwicklung.
"Die Kosten für Alemtuzumab könnten ansteigen und das Medikament damit zu teuer für viele Patienten und Gesundheitssysteme werden." Es sei wichtig, derartige Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Genauso wichtig sei es aber auch, dass der Zugang zu einem derartigen Medikament erhalten bleibt. Genzyme will den neuen Preis für das Medikament erst nach der Zulassung bekannt geben und mit den zuständigen Behörden wie dem National Institute for Health and Clinical Excellence Gespräche führen.
Autor: pressetext.de; Michaela Monschein (Stand: 02.11.2012)