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Israel experimentiert mit medizinischem Cannabis ohne rauschhafte Nebenwirkungen
Schon vor mehreren tausend Jahren war die Heilwirkung von Cannabis bekannt. Als erste überlieferte Schrift, die die medizinische Wirkung von Cannabis erwähnt, gilt das Große Kräuterbuch des Kaisers Shennong. Von medizinischem Cannabis spricht man, wenn nicht der Konsum als Genussmittel oder zu spirituellen Zwecken im Vordergrund steht, sondern die Linderung von Krankheitssymptomen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war er ein ganz gebräuchliches Heilmittel. Erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Cannabispräparate zunehmend vom Markt genommen, zum einen aus rechtlichen Gründen, zum anderen weil es neue, wirksamere Medikamente gab. In den letzten Jahren erlebt Cannabis jedoch eine Renaissance in der Medizin. Zahlreiche wissenschaftliche Studien fundieren die medizinische Wirkung. Dennoch ist die medizinische Anwendung in den meisten Ländern bis heute noch weitgehend verboten. Ausnahmen bilden die USA, wo in 20 Bundesstaaten medizinischer Cannabis legal ist, und Länder wie Israel, Kanada, die Niederlande oder Tschechien. Dort können sich Patienten, bei denen konventionelle Heilungsmethoden nicht mehr greifen, Cannabis auf Rezept verschreiben lassen. Obwohl auch in Deutschland der Ruf nach einem einfacheren Zugang zu medizinischem Cannabis immer lauter wird, verschließt sich die Regierung diesem Thema weitestgehend. Zu groß ist die Angst vor dem Missbrauch und einer unkontrollierten Vergabe.
In Israel, wo Cannabis schon seit 20 Jahren als Medikament zugelassen ist, wird derweil ein interessantes Forschungsprojekt durchgeführt, das sich mit der Optimierung der medizinischen Wirkung der Pflanze beschäftigt. Einer der Hauptlieferanten für medizinischen Cannabis ist Tikun Olam, eine Gesellschaft, die sich schon namentlich der „Heilung der Welt“ widmet und mehrere Cannabis-Gewächshäuser in Israel betreibt. Darüber hinaus ist es auch Zentrum der Cannabis-Forschung. Derzeit steht besonders die Entwicklung einer Cannabis-Pflanze im Fokus, die über den positiven Heileffekt verfügt, ohne in einen rauschhaften Zustand zu versetzen. Untersucht wird im Speziellen Cannabidiol (CBD), das neben Tetrahydrocannabinol (THC) Hauptwirkstoff der Pflanze ist. Es ist ungiftig, wirkt entzündungshemmend und hat keine bewusstseinsverändernde Wirkung. Tikun Olam arbeitet daran, eine Cannabispflanze zu züchten, die durch einen erhöhten Anteil an CBD und einem extrem niedrigen THC-Anteil von weniger als einem Prozent nur die heilenden Eigenschaften der Pflanze hervorbringt. Sie könnte damit auch perfekt in den Alltag der Patienten integriert werden.
Neben der intensiven Forschung läuft in Israel derzeit auch ein interessanter Selbstversuch, der das Bild von Cannabis in der Medizin weiter positiv hervorhebt. In der Nähe von Tel Aviv steht Israels wohl bekanntestes Altersheim. Dort werden die Bewohner seit einigen Jahren mit Cannabis behandelt. Zu Beginn der unkonventionellen Behandlungsmethode war es das erste weltweit, das sich zu diesem Schritt entschloss. Die täglichen Dosierungen werden stets protokolliert und geben den Krankenschwestern und Pflegerinnen Aufschluss über die Wirkung und die damit erzielten Erfolge. Ein Vorteil der Pflanze sind die geringen Nebenwirkungen. Synthetische Medikamente rufen vor dem Heilungsprozess oft eine Widerstandsreaktion des Körpers hervor, der versucht die Wirkstoffe zu bekämpfen. Dieser Prozess der Anstrengung entfällt bei Cannabis und ermöglicht daher eine schnelle und schmerzfreie Gesundung. Von den Bewohnern des Altersheims wird diese Methode der Behandlung durchweg positiv aufgenommen, ermöglicht sie ihnen doch einen schmerzfreien Lebensabend.
Autor: Wissen Gesundheit - Redaktion