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Transgender oder Transsexuell? Das Leben im falschen Körper
Transgender oder Transsexuell? Das Leben im falschen Körper
In der ARD musste sich Heino Ferch als Macho-Vater Tobias Wilke damit abfinden, dass sein 16-jähriger Sohn Finn nach einem Auslandsjahr in San Francisco als Helen zurückkommt - und fortan als Mädchen leben will. Was in der ARD zum üblichen öffentlich-rechtlichen Happy End führt, sieht in der Wirklichkeit leider noch immer anders aus: Transgender-Menschen leiden noch immer massiv unter Diskriminierung und Unverständnis. Gerade Eltern fallen häufig aus allen Wolken, wenn der Nachwuchs erklärt, er wolle fortan dem jeweils anderen Geschlecht angehören, dem er (oder sie) sich zugehörig fühlt.
Der Unterschied zwischen Transgender und Transsexualität
Die Begriffe werden von Laien häufig durcheinander geworfen, doch tatsächlich bezeichnen sie unterschiedliche Gruppen - die sich oft genug auch noch gegenseitig ablehnen. Als "Transgender" werden alle Personen bezeichnet, die sich dem jeweils anderen Geschlecht zugehörig fühlen: Jungen, die sich dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen und Mädchen, die sich dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen. Mit Homosexualität hat dies nur selten etwas zu tun: Ein Junge, der sich dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlt, geht eine Beziehung mit einem Mann nicht als Homosexueller ein, sondern als Frau. Wobei es auch unter Transgendern Homosexualität gibt, d.h. Jungen, die sich dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen und sich sexuell dennoch zu Frauen hingezogen fühlen.
Transsexuelle machen wiederum eine Untergruppe der Transgender aus. Diese Menschen fühlen sich im "falschen" Körper so unglücklich, dass sie mit Hilfe von Hormonbehandlungen und einem chirurgischen Eingriff irreversible Veränderungen vornehmen um den für sie richtigen Körper zu erhalten. Viele Transgender lehnen diese Operationen jedoch als "Verstümmelungen" ab.
Eine weitere Untergruppe sind Transvestiten, die meist nicht zur Geschlechtsumwandlung mittels Operation neigen, sondern lediglich das Spiel mit äußeren Merkmalen mögen. Einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen vor allem männliche Transvestiten, die sich mit aufwändigen Garderoben, Perücken und Make-Up in glamouröse Frauen verwandeln und oft in Cabarets auftreten. Viele dieser Transvestiten wechseln problemlos zwischen beiden Geschlechtern hin- und her und tragen durchaus auch gerne Männerkleidung oder gehen heterosexuelle Beziehungen mit Frauen ein. Diese anschauliche Infografik (Quelle: https://www.euroclinix.net/de/) zeigt die wichtigsten Aspekte und Unterschiede auf:
(Quelle: Hexpress EU Ltd. / euroClinix)
Wie viele Transgender Menschen gibt es?
Die Dunkelziffer ist hier nach wie vor entsprechend groß, da sich viele Menschen nicht trauen zu ihren wahren Neigungen zu stehen und ihre wahre Identität verschleiern. Ihnen geht es wie Mort Pfeffermann (gespielt von Jeffrey Tambor) in der preisgekrönten Erfolgsserie "Transparent" von Amazon Instant Video im fortgeschrittenen Alter und als Vater dreier erwachsener Kinder endlich sein Outing wagt und fortan als Maura weiterleben möchte.
Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) zufolge, leben alleine in Deutschland zwischen 20.000 und 80.000 Transgender Menschen. Sichtbar werden sie jedoch nur selten, meist wenn sie vor Gericht ihre Rechte erstreiten müssen. Denn dabei liegt noch immer vieles im Argen: Eine EU-weite Studie "Being Trans in the European Union" ergab 2014, dass sich in Deutschland 58 Prozent der Befragten aufgrund ihrer Geschlechtsidentität diskriminiert fühlten. Aus Angst vor Angriffen und Belästigungen traute sich rund die Hälfte der Befragten in Europa nicht an öffentliche Orte und ein Drittel gab an, bei der Stellensuche oder am Arbeitsplatz diskriminiert zu werden.
Was tun, wenn das eigene Kind das Geschlecht wechseln will?
Auf jeden Fall sollten Eltern den Wunsch des Kindes ernst nehmen und ihn nicht als "Phase" ab tun. Kinder haben ein feines Gespür dafür, dass sie "anders" sind als der Durchschnitt - sei es als Transgender oder als Homosexueller. Sie wissen auch, dass sie für ihre Andersartigkeit viel Ablehnung und Spott erfahren werden. Der erste Schritt zum Outing - fast immer den Eltern gegenüber - wird daher ganz sicher nicht spontan und unüberlegt gemacht, sondern folgt oft wochen- oder monatelangen Grübeleien.
Auf der anderen Seite sollten Eltern dem Kind aber auch klarmachen, dass ein Wechsel für sei auch stets bedeutet, den bisherigen Sohn oder die bisherige Tochter zu verlieren - ein Verlust, der erst einmal verarbeitet werden muss. Geben sich beide Seiten viel Zeit um sich an die neue Situation zu gewöhnen und suchen gegebenenfalls Hilfe bei entsprechenden Beratungsstellen, ist für alle viel gewonnen.
Autor: Wissen - Gesundheit - Redaktion