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Sildenafil zur Behandlung von Diabetes?
In Deutschland leiden sechs Millionen Menschen an Diabetes. Das besonders Tückische an der Erkrankung ist, dass der Patient sie häufig recht spät bemerkt und das Risiko bereits an einer Folgeerkrankung zu leiden hoch ist. Eine besonders für Männer unangenehme Begleiterscheinung ist die erektile Dysfunktion. Eine aktuelle Untersuchung der Endocrine Society zeigt nun, dass Sildenafil nicht nur gegen die Erektionsstörungen sondern auch die Diabeteserkrankung selbst helfen könnte.
Verbesserung der Insulinempfindlichkeit
Die vorbezeichnete Studie gelangt zu den Schlussfolgerungen, dass eine Behandlung mit Sildenafil zu einer Verbesserung der Insulinempfindlichkeit führt. Für die Studie wurden 42 übergewichtige Teilnehmer, die an Prädiabetes leiden, über drei Monate untersucht. Die Experimentalgruppe erhielt während des Versuchsablaufs dreimal täglich den Wirkstoff Sildenafil in einer 25mg-Dosis, eine Kontrollgruppe lediglich ein Placebo. Damit wollten die Forscher der Hypothese nachgehen, ob Sildenafil die Insulinsensitivität begünstigt, wie dies bereits an Mäusen zu beobachten war.
Unter den Probanden konnte eine Therapie mit Sildenafil die Insulinempfindlichkeit und Glukose-stimulierte Insulinsekretion verbessern. Die Experimentalgruppe wies im Vergleich zur Placebogruppe zudem eine geringere Konzentration des Bluteiweißes Albumin auf. Letztlich ist eine höhere Konzentration an Albumin ein Indikator für ein erhöhtes Risiko, eine Nieren -oder eine Herzerkrankung zu erleiden. Die Forscher sehen daher in Sildenafil eine mögliche Behandlung sowie Prävention einer Erkrankung des Diabetes mellitus Typ 1 und Diabetes mellitus Typ 2. Zeigen sich weitere Forschungen als positiv, könne damit eine Therapiemöglichkeit gefunden sein, die ein erhöhtes Herz- oder Nierenerkrankungsrisiko, wie es bei klassischen Behandlung der Fall ist, ausschließt.
Zur Studie: http://press.endocrine.org/doi/10.1210/jc.2015-3415
Untersuchungen der Vergangenheit
Vor Studie der Endocrine Society hat es natürlich bereits andere Untersuchungen gegeben, die sich mit Effekten des Wirkstoffes auf Diabetiker beschäftigten. Im Jahre 2002 fand ein 12 wöchige Studie unter Einbeziehung von 219 Probanden statt. Auch hierwurden die Teilnehmer entweder mit Sildenafil oder einem Placebo therapiert, Im Fokus stand hierbei jedoch die Effizienz und Verträglichkeit des Mittels zur Behandlung der erektilen Dysfunktion.
Das Ergebnis war eindeutig: Die Teilnehmer der Gruppe, die mit dem Originalwirkstoff behandelt worden war, war um das Vierfache erfolgreicher im Durchführen des Geschlechtsaktes. Ein direkter Einfluss auf die Blutzuckerspiegel konnte jedoch nicht ermittelt werden. Allerdings gab es Hinweise darauf, dass sich Sildenafil generell positiv auf das Gefäßgewebe auswirkt. Hieran anschließende Versuche bewiesen, dass dieser Wirkstoff insgesamt zu einer besseren Gefäßdurchblutung führt, indem das die Gefäße auskleidende Gewebe wiederhergestellt wird. Diese Befunde unterstützen die Hypothese, dass der Wirkstoff auch in der Diabetes-Therapie zum Einsatz kommen kann.
Zur Studie: http://www.diabetes-heute.uni-duesseldorf.de/index.html?TextID=1123
Sildenafil und seine Wirkungsweise
Mit Sildenafil wird ein Arzneistoff bezeichnet, der gefäßerweiternde Substanzen aufweist und insbesondere zur Behandlung der erektilen Dysfunktionen eingesetzt wird – vertrieben unter dem Namen Viagra. Die Wirkungsweise macht Wirkstoff daher als angezeigt bei der Behandlung einer erektilen Dysfunktion in Folge von Diabetes mellitus.
Sildenafil führt zu einer Blockade des Enzyms Phosphodiesterase-5, welches cGMP abbaut. Bei cGMP handelt es sich um einen Botenstoff, der zur Entspannung der Blutgefäße führt. Dieser Botenstoff erweitert die Gefäße und trägt zu einem vermehrten Blutdurchfluss bei. Der vorzeitige Abbau von cGMP erhöht die Möglichkeiten des Eintritts von Erektionsstörungen. Die Blockade des Enzyms Phosphodiesterase-5 bewirkt daher, dass die Schwellkörper des Gliedes wieder mit Blut versorgt werden können und es gleichzeitig zu einer Verengung der ableitenden Gefäße kommt, sodass eine Erektion eintreten kann.
Abbildung: Männliches Glied in schlaffem und erigiertem Zustand
(Bildquelle: healthexpress.ch)
Diabetes und Erektionsstörungen
Beginnt Diabetes mellitus Typ 1 regelmäßig in frühen Lebensjahren, tritt Diabetes mellitus Typ 2 regelmäßig bei älteren Patienten auf. Die Folgen können in beiden Fällen sehr gravierend sein. Gefährliche Durchblutungsstörungen sind bei beiden Arten der Zuckererkrankung eine häufig zu beobachtende Folgeerscheinung. Ebendiese führen dazu, dass bei zuckerkranken Männern häufig eine Impotenz auftritt. Tatsächlich leiden Diabetiker dreimal häufiger an Erektionsstörungen als gesunde Männer – dies betrifft etwa 50 Prozent der Patienten. Gleichzeitig sollte beachtet werden, dass Gefäßschädigungen stets mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle einhergehen.
Mehr zum Zusammenhang von Diabetes und Impotenz: http://www.impotenz-selbsthilfe.de/ursachen/diabetes.html
Sildenafil gilt bereits seit langem als ein probates Mittel zur Behandlung von Erektionsstörungen, welches auch bei Diabetikern zum Einsatz kommt. Die gefäßerweiternde Wirkung dieses Wirkstoffes zeigt positive Effekte auf die Diabetes-Erkrankung selbst. Inwieweit das Präparat zur direkten Diabetes-Behandlung geeignet ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Autor: Wissen-Gesundheit-Redaktion