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Ejaculatio praecox - Vorzeitiger Samenerguss

shutterstock / Andrey Popov © shutterstock / Andrey Popov

Von den Sexualstörungen des Mannes hat der vorzeitige Samenerguss (ejaculatio praecox) die wohl größte praktisch-klinische Bedeutung. Weltweit leiden rund 25 bis 30 Prozent der Männer in modernen Industriestaaten an vorzeitiger Ejakulation. Allerdings sind diese Prävalenzzahlen nicht zwingend repräsentativ, da die Klassifizierung des „zu früh“ eine subjektive Einschätzung ist.

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Ab wann ist ein Samenerguss zu früh?

Bei einer von Urologen der Universität Köln durchgeführten Studie (Kreutzer 2001) wurde die Dauer des Geschlechtsaktes von Männern mit vorzeitiger Ejakulation mit denen verglichen, die mit ihren Sexualleben zufrieden waren. Das Ergebnis war erstaunlich. Während die Männer mit ejaculatio praecox rund zwei Minuten und 32 Sekunden bis zum Samenerguss benötigten, betrug die Zeit der anderen Versuchsteilnehmer lediglich drei Minuten und eine Sekunde. Daher stellt sich die Frage, wann aus medizinischer Sicht von einer, frühzeitigen Ejakulation ausgegangen werden kann.

Welche Rolle spielt die intervaginale Ejakulationszeit?

Entscheidend für die medizinische Definition des ejaculatio praecox ist vor allem die sogenannte "intravaginal ejaculation latency time“ kurz IELT (intervaginale Ejakulationszeit). Forscher auf der ganzen Welt haben diesbezüglich Untersuchungen durchgeführt. Allerdings konnte keine der Studien aufgrund der subjektiven Komponenten keine verlässlichen Daten ermitteln. Unter Heranziehung aller bisherigen Befunde wird heute davon ausgegangen, dass ein Samenerguss innerhalb von einer Minute nach der Penetration als ejaculatio praecox bezeichnet werden kann. Jedoch reicht die IELT allein nicht aus, um eine therapierbare sexuelle Störung zu diagnostizieren.

 

© meds4all

Vielmehr bedarf es dafür noch weiterer Faktoren. Nach dem Stand der heutigen Sexualmedizin ist nicht der Zeitpunkt des Samenergusses von Bedeutung, denn auch ein Orgasmus innerhalb weniger Sekunden wird von manchen Paaren durchaus als befriedigend empfunden. Viel wichtiger ist die Kontrollierbarkeit der
Ejakulation durch den Mann. Ist es diesem nicht möglich den Zeitpunkt des Samenergusses weitgehend zu kontrollieren und führt das zu einem Leidensdruck bei den betroffenen Partnern, so kann von
einer sexuellen Störung ausgegangen werden.

Ursachenforschung

Vor etwa 20 Jahren gingen die Mediziner noch davon aus, dass die Ursachen für einen vorzeitigen Samenerguss nur auf psychologische Hintergründe zurückzuführen sei. Heute werden auch neurobiologische oder organische Vorgänge als mögliche Faktoren herangezogen. So kann eine Entzündung der Harnröhre oder ein Prostataleiden den Zeitpunkt des Samenergusses beeinflussen. Allerdings sind organische Gründe
eher selten.

Viel wahrscheinlicher sind psychologische oder auch neurobiologische Ursachen. An der Ejakulation sind mehrere Zentren in Gehirn, Rückenmark sowie dem peripherem Nervensystem beteiligt, die eine sexuelle Störung verursachen können. Dabei spielen die sogenannten Transmitter von Hirnbotenstoffen eine entscheidende Rolle. Kommt es hier zu Funktionsstörungen beziehungsweise zu einer veränderten Sensitivität der Rezeptoren, kann ein Kontrollverlust bezüglich der Ejakulation die Folge sein.

Häufig ist die sexuelle Störung jedoch weiterhin auf psychische Gründe zurückzuführen. Da kann sexueller Leistungsdruck, Versagensangst oder die Vorstellung ein schlechter Liebhaber zu sein eine entscheidende Rolle spielen.

Ejaculatio praecox ist therapierbar

Für die Behandlung der Sexualstörung ist es nötig die Pathopysiologie zu verstehen. Urologen oder Sexualmediziner wie auch Sexualtherapeuten können ergründen, welche Ursachen für den ejaculatio praecox vorliegen. So ist bei psychischen Faktoren klassischerweise eine Paar- bzw. Sexualtherapie angezeigt. Auch das offene Gespräch mit dem Partner ist notwendig um Versagensängste zu überwinden.

Liegen organische Störungen vor, kann heutzutage auch auf eine medikamentöse Behandlung zurückgegriffen werden. Spezielle Präparate, wie Dapoxetin, stützen sich auf eine neurologische Therapie. Dabei handelt es sich in der Regel um Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die die Konzentration von Serotonin wird im Körper aufrecht erhalten um den Samenerguss hinauszuzögern.

Eine weitere Möglichkeit sind lokale Anästhetika, wie Lidocain und Benzocain, die als Gel oder Spray die Sensibilität der penilen Nervenzellen herabsetzen sollen. Durch eine verminderte Reizübertragung kann eine Ejakulation ebenfalls hinausgezögert werden.

Weiterlesen:

- aerzteblatt.de/archiv/67052
- impotenz-selbsthilfe.de/ergaenzungen/samenerguss.htm
- netdoktor.at/krankheit/vorzeitiger-samenerguss-7952

Autor: Wissen-Gesundheit-Redaktion

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