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Zu viel Körperfett: Immer mehr Menschen mit schwerer Adipositas
Der Anteil der Menschen mit schwerer Adipositas nimmt in Deutschland immer mehr zu. Das ist das Ergebnis des gerade neu erschienenen „Weißbuchs Adipositas" des IGES Instituts in Berlin. Zwar habe Übergewicht in den letzten Jahren bei den Deutschen abgenommen, aber gerade die schwere Adipositas nähme überproportional zu. Bei den Männern ist der Anteil zwischen 1999 und 2013 um 157 Prozent gestiegen, bei den Frauen um 60 Prozent. Vor allem die morbide Adipositas (3. Grad) habe bei beiden Geschlechtern enorm zugenommen: um 144 Prozent bei den Männern und 102 Prozent bei den Frauen. Die Ursachen sehen die Experten vor allem in der Versorgungskette, aber auch in der fehlenden Akzeptanz der Krankheit.
Schwere Adipositas: Das steckt hinter dieser Krankheit
Unter Adipositas versteht man starkes oder krankhaftes Übergewicht. Im Volksmund heißt diese Krankheit oft „Fettsucht“ oder „Fettleibigkeit“. Betroffene haben deutlich zu viel Körperfett, das die Gesundheit einschränkt. Doch ohne geht es auch nicht – der Organismus braucht Körperfett für zahlreiche Funktionen. Optimale Körperfettwerte sind hier zu finden. Bei Adipositas ist es jedoch viel zu viel des Guten – insgesamt jeder vierte Erwachsene in Deutschland ist davon betroffen. Aber auch Kinder kämpfen zunehmend mit Adipositas. Es gibt mehrere Stufen dieser Krankheit – der Bodymaßindex (BMI) ist dabei ausschlaggebend. Ab einem BMI über 30 sprechen Mediziner von Adipositas Grad 1. Liegt der BMI über 35, handelt es sich um Adipositas Grad 2. Der dritte Grad ist bei einem BMI über 40 erreicht. Das Zuviel an Körperfett kann zahlreiche Erkrankungen nach sich ziehen. Diabetes, Bluthochdruck, eine Fettleber und Herz-Kreislauf-Beschwerden sind nur einige von ihnen. Entscheidend ist dabei die Verteilung des Fettes am Körper. Befindet sich dieses vorrangig am Bauch, sind Krankheiten wahrscheinlicher. Hier gelten Bauchumfänge bei Frauen ab 80 Zentimeter und bei Männern ab 94 Zentimetern als gefährlich. Das Fett an Po und Beine ist weniger gefährlich.
Die Akzeptanz fehlt auch in der Medizin: Ursachen für den enormen Anstieg
Die Experten des IGES-Instituts sehen den aktuellen Anstieg der schweren Adipositas als alarmierend. Vor allem Behandlungsdefizite seien schuld. In vielen Bereichen wird Adipositas längst nicht als Krankheit anerkannt. In der Gesellschaft wird oft über stark übergewichtige Menschen gelästert und gelächelt. So mancher denkt, Betroffene sollten einfach aufhören, zu fressen. Aber auch Ärzte erkennen die Krankheit nicht immer, gerade im Bereich der Hausarztmedizin gäbe es zu wenig Wissen über mögliche Therapien. Zudem gäbe es in Deutschland zu wenig spezialisierte Ärzte und auch qualifizierte Programme zur Gewichtsreduktion. Auch übernehmen die Krankenkassen nicht immer alle Kosten. All diese Umstände kritisieren die Experten des IGES-Instituts und fordern, dass die Krankheit Adipositas ernster genommen werden sollte. Nur eine Kostenübernahme seitens der Krankenkassen könne Therapien erfolgreich machen, ein flächendeckendes Therapieangebot sei dringend notwendig.
Behandlung nicht verzögern: Die Möglichkeiten für Betroffene
Wer unter Adipositas leidet, sollte den Weg zum Arzt nicht scheuen. Auch wenn immer noch viele Vorurteile existieren, sind die Gefahren einer unbehandelten Adipositas weitaus gefährlicher. Wer versucht, eine Gewichtsreduktion in Eigenregie vorzunehmen, läuft Gefahr, durch Unwissen einen Jo-Jo-Effekt zu provozieren und letztendlich noch mehr zu wiegen. Daher sollte eine Gewichtsabnahme bei Adipositas nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Ab dem 3. Grad sind ebenso chirurgische Maßnahmen möglich, die von der Krankenkasse übernommen werden. Dem vorgreifend wird eine multimodale Therapie vorgenommen: Mehr Bewegung, eine Ernährungsumstellung und eine Verhaltenstherapie sind wichtige Bausteine dieser Behandlung. Erst nach sechs Monaten Einhaltung können die chirurgischen Möglichkeiten wie das Magenband, der Schlauchmagen oder der Magenbypass eingesetzt werden. Betroffene sollten frühzeitig bei der Krankenkasse entsprechende Anträge stellen. Im Internet können sie sich zudem mit anderen in Foren austauschen und so die Erfahrung sammeln, nicht allein zu sein.
Autor: Wissen-Gesundheit-Redaktion