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Ein positives Körpergefühl entwickeln: Body Positivity

pixabay.com/PublicDomainPictures © pixabay.com/PublicDomainPictures

Spätestens am 11. Mai 2017 sollte die Botschaft bei uns angekommen sein: Die Zeit sich zu dick, zu dünn, zu klein oder zu groß zu fühlen, müsste jetzt eigentlich vorbei sein. An diesem denkwürdigen Maitag war in vielen deutschen Kinos der Dokumentarfilm „Embrace – Du bist schön“ der Australierin Taryn Brumfitt zu sehen. Die Produzentin dieses Streifens ist keine geringere als die aus dem deutschen Fernsehen als Schauspielerin bekannte Nora Tschirner.

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Mit einem Vorher- Nachher-Post auf Facebook fängt alles an

Nach der Entbindung von drei Kindern hadert Brumfitt mit ihren Körpermaßen. Bis sie den Entschluss fasst, sich mit ihrem Körper zu versöhnen: Sie postet ein Vorher- Nachher-Bild einmal anders herum. Wir kennen diese Fotos und erwarten, dass auf der zweiten Aufnahme dieselbe Person einige Kilos leichter, perfekt geschminkt und top gestylt in die Kamera lächelt. Brumfitt dreht den Spieß um und verbirgt auf der Nachher-Aufnahme die Schwangerschaftsspuren nicht.

Die Reaktionen auf diese Posts waren überwältigend: Taryn Brumfitt wird überraschenderweise von positiven Rückmeldungen überflutet. Sie realisiert, mit wie viel Druck Frauen weltweit zu kämpfen haben. Denn die Medien und die Modewelt vermitteln ein uniformes und meist unerreichbares Schönheitsideal: Schaufensterpuppen haben unnatürliche Körpermaße und die Fotos der Models werden in der Regel retuschiert. Diese Vorbilder treiben häufig nicht nur Jugendliche in Essstörungen wie Bulimie und Magersucht oder veranlassen sie zu riskanten Operationen.

Bodyshaming muss der Vergangenheit angehören

Wer auf Instagram ein Foto von sich postet, sollte bisher nicht vergessen, sein Becken nach hinten zu kippen und sein Bäuchlein einzuziehen. Bei natürlicher Pose riskiert man häufig schlimme Beschimpfungen – das sogenannte Bodyshaming oder Fettshaming. Auch in der Schule ist es leider an der Tagesordnung, dass sich normal entwickelte Jugendliche für ihren Körper schämen. Es wäre zu hoffen, dass die Dokumentation der Australierin ein Anstoß zum Umdenken gibt: Sie basiert auf Interviews, die Brumfitt zwei Jahre lang rund um den Globus durchgeführt hat.

Taryn Brumfitt bringt die Botschaft ihres Filmes mit folgenden Worten klar auf den Punkt: „Liebe deinen Körper so wie er ist, er ist der einzige, den du hast!“ Embrace bedeutet nämlich umarmen. Wer seinen Körper aber hasst, wird negative Auswirkungen in der Familie, in der Beziehung und auf der Arbeit hinnehmen müssen. Das dauernde Kreisen um die scheinbare eigene Unzulänglichkeit bewirkt, dass man sich häufig auf wenig anderes konzentrieren kann. Es gilt also, gegen den eigenen inneren Kritiker vorzugehen.

Ist die Selbstakzeptanz mit Schönheitsoperationen vereinbar?

Die Positivity- Bewegung sollte nun aber nicht zu einem unüberlegten Schwarz-Weiß-Denken führen. Wer jetzt den Eindruck hat, dass Selbstakzeptanz jegliche chirurgische Korrektur ausschließen muss, hat sich mit so manchem menschlichen Schicksal einfach nicht genug auseinandergesetzt. Denn Brand- und Unfallopfer oder Menschen mit angeborenen Fehl- und Missbildungen leiden oft erheblich darunter, dass sie auf der Straße wegen ihres Aussehens angestarrt werden.

„Man kann manchmal mit dem Messer die Seele heilen […]“

Diese Aussage von Dr. Heinrich Schoeneich, der neben Schönheitsmakeln und Missbildungen auch Kriegsopfer behandelt, macht die Problematik klar: Bevor z. B. überflüssige Bauchlappen nach einer Extremdiät in den sozialen Rückzug führen, sollte man sich doch beraten lassen, ob ein chirurgischer Eingriff nicht besser wäre.

Es gibt auch Fälle, bei denen es medizinisch sinnvoll ist, einen operativen Eingriff vorzunehmen, z. B. bei jemandem, der aufgrund einer zu großen Oberweite mit Rückenproblemen zu kämpfen hat und eine Brustverkleinerung durchführen lässt oder eine Augenlidkorrektur, welche zu besserem Sehvermögen verhelfen kann. Die Gründe können vielfältig sein.

Letztlich ist Schönheit eine individuelle Angelegenheit. Ist man mit seinem Aussehen nicht zufrieden, kann dies langfristige Auswirkungen auf die Psyche haben. Oft macht es Sinn eine ästhetische Operation in Erwägung zu ziehen – ob es sich dabei um eine Nasenkorrektur, eine Brust-OP oder eine Fettabsaugung handelt. Dies ist nichts Verwerfliches – im Gegenteil. Der Binsenweisheit: „Reiner Körper, Reine Seele“, ist kein Hokuspokus, sondern eine Handlungsmaxime, die zu seelischem Wohlbefinden verhilft. Das wichtigste sind die eigene Zufriedenheit und die Liebe zu seinem Körper.

Dr. Svenja Giessler
ist Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Inhaberin der Praxis Dr. Svenja Giessler – Plastische & Ästhetische Chirurgie (https://www.plastische-chirurgie-giessler.de/) in München. Ihr Behandlungsspektrum umfasst alle Plastischen und Ästhetischen Eingriffe der Schönheitschirurgie mit dem Schwerpunkt der Brustchirurgie.“

Autor: Dr. Svenja Giessler

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