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Wie läuft eigentlich eine Physiotherapie ab?
Die meisten Patienten, die noch nie bei einer Physiotherapie waren, kennen die typische Vorgehensweise nicht. Den Ablauf erklärt Physiotherapeut Alexandros Swoch von der Privatpraxis Fuessiotherapie in Berlin-Wilmersdorf. Laut dem erfahrenen Therapeuten bestehen nahezu alle Behandlung aus einem ähnlichen Grundgerüst. Die Eckpfeiler einer qualitativen physiotherapeutischen Behandlung sind:
Anamnese
Im Eingangsgespräch werden die wichtigsten Daten des Patienten durch den Therapeuten erfasst. Dies beinhaltet die Ursachen der Problematik, also etwa eine langsam einschleichende Symptomatik oder ein Unfall, den zeitlichen Verlauf der Symptome sowie eventuelle Zusatzbefunde wie andere Erkrankungen und regelmäßig eingenommene Medikamente. Helfen können in diesem Schritt Befunde von bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) und Computertomografie (CT). Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass auch erfahrene Physiotherapeuten nicht das Fachwissen eines Radiologen haben. Die Interpretation der Bilder sollte deshalb stets durch einen Spezialisten erfolgen.
Statusaufnahme
Anschließend erfolgt die Statusaufnahme. In diesem Schritt untersucht der Therapeut den Körper des Patienten. Der Patient führt dazu Bewegungen aus, die die Beschwerden hervorrufen. Der Fokus liegt dabei auf den betroffenen Strukturen. Deren Symptome werden in Kontext mit den benachbarten Strukturen gesetzt.
Tests
Nach der Statusaufnahme überprüft der Physiotherapeut die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke. Außerdem untersucht er die benachbarten Gelenke im Seitenvergleich. Damit einheitliche Ergebnisse erzielt werden, gibt es für die physiotherapeutischen Tests klare Verfahren mit definierten Qualitätsstandards. Es wird so sichergestellt, dass alle Physiotherapeuten die Tests gleich ausführen und dass die Ergebnisse auch von anderen Physiotherapeuten interpretiert werden können. Die festgelegten Standards garantieren zudem, dass am Ende der Behandlung mit der Wiederholungsprüfung der Therapieerfolg überprüft werden kann.
Hypothesenbildung
Am Ende der ersten Therapiesitzung bildet der Therapeut eine Hypothese mit denen Problemen der betroffenen Struktur. Diese ist nicht mit einer klaren ärztlichen Diagnose gleichzusetzen, sondern soll lediglich die Richtung der folgenden Behandlungen vorgeben. In der Regel wird die Ersthypothese nach etwa drei bis vier Sitzungen angepasst oder erweitert, wenn beim Patienten noch keine Veränderung aufgetreten sind. Die gewünschten Ziele der Physiotherapie definierten der Therapeut und der Patient zuvor gemeinsam. Es ist dabei entscheidend, dass die kurz- und mittelfristigen Ziele realistisch in der vorhandenen Zeit erreicht werden können.
Behandlung
In den Behandlungssitzungen wird fortlaufend überprüft, ob die Hypothese korrekt ist und ob die Ziele erreicht werden. Dazu werden die standardisierten Tests aus der ersten Sitzung wiederholt. Je nach Länge der Behandlung erfolgt dies mehrmals oder nur einmal kurz vor dem Ende der Physiotherapie.
Neben dem typischen Ablauf stellen sich Patienten vor ihrer ersten physiotherapeutischen Behandlung zudem oft noch weitere Fragen.
Was sollte man zur Physiotherapie mitbringen?
Patienten sollten beim ersten Termin bei einem Physiotherapeuten Unterlagen mitbringen, die dabei helfen, den Krankheitsverlauf und das Beschwerdebild besser zu verstehen. Dazu zählen hauptsächlich Berichte anderer Ärzte und Aufnahmen von bildgebenden Verfahren. Kassenpatienten benötigen zudem ihre Krankenkassenkarte und ihr Rezept.
Welche Kleidung eignet sich zur Physiotherapie?
Patienten benötigen für die Physiotherapie keine spezielle Kleidung. Die meisten Übungen können in alltäglicher Kleidung oder in Unterwäsche ausgeführt werden, was auch bei Lymphtherapien von Vorteil ist. Falls im Rahmen der Behandlung jedoch sportliche Aktivitäten geplant sind, empfiehlt sich bequeme Sportkleidung. Zudem benötigt man bei vielen Übungen ein großes Handtuch.
Wie lange dauert ein Termin beim Physiotherapeuten?
Für die Erstuntersuchung sollte man etwa 30 Minuten einplanen. Die Dauer der folgenden Behandlungen variiert zwischen 15 und 60 Minuten, abhängig von der Art der Therapie. Zum Beispiel dauern Krankengymnastik und Manuelle Therapie etwa 25 Minuten, während bei Geräteübungen in der Gruppe auch bis zu 60 Minuten benötigt werden können.
Wie oft muss man Physiotherapie?
Die Dauer der Therapie hängt von der Diagnose und den individuellen Beschwerden ab. In der Regel legt ein Arzt im Voraus fest, wie viele Therapieeinheiten notwendig sind, mehrheitlich sind das zwischen sechs und acht Stunden für die Physiotherapie. Die Krankenkassen haben spezifische Regelungen hinsichtlich des Zeitraums, innerhalb dessen die Behandlung gemäß der Verordnung stattfinden sollte, beispielsweise innerhalb von drei Monaten.
Müssen gesetzliche krankenversicherte Patienten bei einer Physiotherapie etwas zuzahlen?
Für gesetzliche Heilmittelverordnungen ist eine Zuzahlung fällig, welche jedoch nicht für die Praxis bestimmt ist, sondern an die jeweilige Krankenkasse abgeführt wird. Die Zuzahlung muss dennoch von den Patienten an die Praxis gezahlt werden. Diese beträgt zehn Prozent der gesamten Behandlungskosten sowie zehn Euro für das Rezept. Die Zuzahlung kann jedoch entfallen, wenn Patientinnen eine ärztliche Bescheinigung über eine schwerwiegende chronische Erkrankung vorlegen und sich eine Zuzahlungsbefreiung ausstellen lassen.
Autor: Wissen-Gesundheit RedaktionWeitere Themen:
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