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Der Wirkstoff Erwartung

Ein gerade examinierter Arzt hat einen schweren Autounfall gehabt. Er verlangt nach weiteren Schmerzmitteln.

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Der behandelnde Arzt gibt ihm nach und verabreicht ihm, wie er sagt, eine Extradosis eines besonders starken Schmerzmittels.
Der junge Arzt freut sich: Nach 20 Minuten sind die Schmerzen wie weggeblasen, genau wie er es erwartet hat. Beim Abschied erfährt er, dass er bloß eine Tablette aus Traubenzucker – ein Placebo – bekommen hat.

Seit 50 Jahren weiß die Medizin um die erstaunlichen Wirkungen von Placebos. Doch lange ging man davon aus, dass Scheinmedikamente nur die subjektive Seite des Wohlbefindens beeinflussen. Inzwischen aber zeigt die Forschung, dass die bloße Erwartung einer Medikamentenwirkung echte Veränderungen im Körper, ja sogar gezielt in einzelnen Organen auslöst.

Das heißt, dass ein Mensch dazu fähig ist, einem Magen anzuordnen, sich schneller oder langsamer zu bewegen. Oder die Bronchien anzuweisen, sich zu erweitern.

„Dies legt die Auswertung aller Studien des letzten Jahrzehnts in den fünf relevantesten Medizinjournalen nahe“, sagt Karin Meißner, Habilitandin am Münchener Institut für Medizinische Psychologie. Hier erforscht sie unter der Leitung des Professors Ernst Pöppel Placeboeffekte.

Ein Placebo ist eine an sich wirkungslose Substanz, eine Scheinpille oder Scheinspritze. In der Medizinforschung werden Placebos eingesetzt, um den Effekt eines neuen Medikaments nach allgemeingültigen Kriterien zu testen. Da Ärzte und Patienten in einer solchen Medikamentenstudie nicht wissen, ob sie ein Placebo oder den echten Wirkstoff verabreichen, geben sie den Patienten in beiden Fällen die gleiche Information mit.

Sie erklären, was das Medikament im Körper bewirken soll. Damit wird sowohl das echte Medikament als auch das Scheinmedikament um eine entscheidende Komponente angereichert, nämlich um den Wirkstoff Information.

Und mit dieser Information können wir nicht nur unbewusst und reflektorisch die Wirkung auf die Zielorgane beeinflussen, sondern ganz bewusst. Das Ergebnis der Forschung von Karin Meißner hat Tragweite. Denn bislang herrschte die Meinung vor, Organe würden ausschließlich über tiefere, dem Bewusstsein nicht zugängliche Bereiche des Gehirns gesteuert.

Die neuen Ergebnisse aber bedeuten: Auch bewusstseinsnahe Hirnregionen – und damit unsere Wünsche und Hoffnungen – wirken mehr oder weniger stark auf die Organe. 

„Sie sollten also nur zu einem solchen Arzt gehen, zu dem Sie auch Vertrauen haben“, rät Professor Pöppel. „Denn Vertrauen ist eine der Hauptkomponenten, die ein wirksames Medikament ausmachen.“

Mehr zu den Placeboeffekt-Forschungen von Prof. Ernst Pöppel und Dr. Karin Meißner finden Sie in der neuen Ausgabe von Psychologie Heute ((Juni 2005, S. 60).
Autor: Beatrice Wagner; Stand: 06.05.2005

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