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Narben im Gehirn

Emotionaler Stress in der frühen Kindheit hinterlässt Spuren. Und zwar prägen traumatische Erlebnisse und eine mangelnde emotionale Zuwendung in früher Kindheit nicht nur die Erinnerungen – und beeinflussen so das Leben des Menschen.
Nein, sie können sich sogar auch als veränderte Gehirn-Struktur eingravieren und dem Betroffenen Lernen und soziale Integration erschweren.

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Dies zeigen aktuelle Forschungsergebnisse von Leipzigern und Magdeburgern Biowissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Poeggel vom Institut für Biologie II an der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig.

„Wir beschäftigen uns mit den Auswirkungen frühkindlicher negativer emotionaler Erfahrungen. Dass Kinder, die unter ungünstigen Umständen aufwachsen, es im späteren Leben zumeist schwerer haben, ist längst bewiesen und konnte erst kürzlich durch Studien in rumänischen Waisenheimen belegt werden. Aber wir denken nicht nur als Psychologen, sondern auch als Physiologen und wollen eine andere Frage beantworten: Inwieweit haben die frühkindlichen negativen emotionalen Erfahrungen Auswirkungen auf die Reifung neuronaler Transmissionssysteme und damit die Chemoarchitektur des Gehirns? Inwieweit wird nachweisbar die anatomische Struktur bestimmter Hirnregionen verändert?“

Zu diesem Zweck untersuchte Prof. Poeggel Gehirnpräparate von meerschweinchenähnlichen Nagern. Diese Tiere bieten sich für Untersuchungen mit emotionalen Aspekten an, denn – ähnlich wie beim Menschen – kommen die Jungen schon mit funktionsfähigen Sinnen auf die Welt.

Ebenso verständigen sich die Nager akustizisch miteinander, und auch – eine weitere Parallele – es kümmern sich auch die Väter um den Nachwuchs. Im Tierreich keine Selbstverständlichkeit.

Für die Untersuchung leben die Nager ein relativ normales Familienleben – bis die Jungen von der Familie getrennt werden. Die Trennung erfolgt nur dreimal täglich je eine Stunde, so dass gewährleistet bleibt, dass die Winzlinge sich ausreichend bei Mama ernähren können. Später werden die Nager, die diesem Stress der Einsamkeit ausgesetzt waren, mit jenen verglichen, die mit ihren Eltern und Geschwistern beisammen blieben.

Diese Vergleiche geschehen sowohl durch Verhaltensexperimente, durch biochemische Laboruntersuchungen von Blut oder Gehirnflüssigkeit auf Botenstoffe als auch durch die mikroskopische Betrachtung des Gehirns.

Was also konnten die Leipziger und Magdeburger Biowissenschaftler bisher ermitteln? Unter anderem, dass die gestressten Tiere, wenn sie in einer Kiste isoliert werden, hektisch umherlaufen und die Einspielung mütterlicher Lockrufe kaum zur Kenntnis nehmen. Jungtiere ohne emotionale Defizite lassen sich hingegen leichter durch die Stimme der Mutter beruhigen.

Dies zeigt sich auch in den Nervenstrukturen im Gehirn, hier hat sich das Verhältnis von erregenden und hemmenden Synapsen regionenspezifisch verändert.

Da die Synapsen Strukturen für die Weiterleitung und Verarbeitung von Umweltsignalen sind, könnte man vermuten, dass bei den gestressten Tieren ein Ungleichgewicht zwischen erregenden und dämpfenden Impulsen entstanden ist, woraus vielleicht Lern- und Verhaltensstörungen, bzw. beim Menschen dann sogar psychische Krankheiten resultieren könnten.

Fazit: Geborgenheit, Vertrauen und Liebe in der Kindheit sind wichtig. „Mindestens ebenso wichtig wie die emotionale Zuwendung durch vertraute Personen ist für die Entwicklung des kindlichen Gehirns die ständige Beschäftigung mit angemessenen intellektuellen Aufgaben in einer Gemeinschaft mit anderen Kindern. Dabei ist es egal, ob diese Aufgaben von der Mutter oder von der Kindergärtnerin gestellt werden. Nicht nur wenn Umwelterfahrungen negativ, sondern auch wenn sie nicht komplex genug sind, entstehen im reifenden Gehirn nur Minimal- oder gar Fehlfunktionen“, so Poeggel. Autor: Marlis Heinz, Beatrice Wagner; Quelle: idw; Stand: 23.06.2005

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