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Erkrankungen – durch Ernährung mitbedingt
Man höre und staune, bei jedem zweiten Bundesbürger finden sich heute ernährungsmitbedingte Erkrankungen. Das sind Krankheiten, die durch falsche Ernährung gefördert werden. | ||
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Mit einem einfachen Maßband lässt sich bereits klären, ob eine Ernährungsstörung wahrscheinlich ist oder nicht und ob weitere Untersuchungen sinnvoll sein könnten. Und zwar weist ein Bauchumfang über 88 cm bei Frauen bzw. über 102 cm bei Männern auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.Dass zu hohes oder zu niedriges Gewicht langfristig in vielerlei Hinsicht gesundheitsschädlich sind, ist bekannt. Darum soll es jetzt auch nicht gehen. Sondern um den Ernährungsstatus, nämlich ob der Speiseplan den Körper mit allem versorgt, was er braucht. Für Menschen in höherem Alter ist der BMI zudem sowieso nicht mehr aussagekräftig.
Zur Einschätzung des Ernährungsstatus wurden standardisierte Fragebögen entwickelt. Ärztinnen und Ärzte, aber auch interessierte Bürger können sich diese Fragebögen z. B. bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung besorgen. Sie berücksichtigen neben den Fragen, die die Ernährung betreffen, oft auch Informationen zum Unfeld des Patienten, wie die Versorgungssituation, die Selbsteinschätzung sowie den Gewichtsverlauf in den letzten Monaten. Auch die Mangelernährung lässt sich mit solchen Fragenbögen gut erfassen.
Voraussetzung für eine Ernährungsberatung oder Ernährungstherapie ist die Kenntnis der bisherigen Ernährungsweise des Patienten. Hier haben sich sehr bewährt Strichlistenprotokolle, womit der Ernährungsstatus gut erfasst werden kann. Nähere Informationen dazu erhält man sehr gut unter www.ernaehrung.de. Zusätzlich oder alternativ können auch so genannte recall-Methoden eingesetzt werden. In dieser „Erst-Schritt-Beratung“ werden Fragen beantwortet, wie z. B. „was haben Sie in den letzten Tagen gegessen“, oder „was essen Sie üblicherweise“? Nähere Informationen findet man auch unter der genannten Internetadresse.
Eine weit verbreitete Messmethode für die Bestimmung der Körperzusammensetzung ist die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA). Anhand des Leitungswiderstandes des Körpergewebes werden auf der Grundlage von Nominierungstabellen Rückschlüsse auf die Körperzusammensetzung (Fett, Wasser, Zellmasse) gezogen. Einfache Geräte sind bereits für weniger als 100,-- Euro im Handel erhältlich.
Erste Hinweise, die auf eine Fehl- oder Mangelernährung hinweisen, findet man auch mit Blutuntersuchungen. So sprechen erniedrigte Werte für den Eisenfarbstoff im Blut (Hämoglobin), MCV und MCH für eine verminderte Zufuhr oder Aufnahme von Eisen. Ergänzt wird das Ganze am besten mit der Bestimmung von Serum Eisen, Ferritin und den Retikulozyten. So kann auch ein Eisenverlust ausgeschlossen werden. Die Bestimmung von Calcium und Phosphat und von INR, mit dem sich die Leberfunktion und auch die Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen einschätzen lassen, gibt auch wichtige Rückschlüsse auf Ernährungsstörungen. Will man die Eiweißversorgung beurteilen, so gibt es hier auch spezielle Blutuntersuchungen, wie das Serum-Albumin oder Präalbumin und die Bestimmung vom Gesamteiweiß, für das Ausmaß des Abbaus von Muskelmasse kann der Serum-Harnstoff/Kreatinin-Quotient Hinweise geben.
Auch wenn diese ganzen Fragebögen, Messmethoden und Blutuntersuchungen jetzt sehr umständlich und aufwendig klingen, so bin ich doch der Meinung, dass die Bestimmung des Ernährungsstatus nach einem festgelegten Stufenmodell wie eingangs schon erwähnt unbedingt Einzug halten sollten, gerade in die hausärztliche Praxis. Natürlich ist das auch mit Kosten verbunden, aber diese sind im Vergleich zu den Behandlungskosten zahlreicher Krankheiten in Form von Medikamenten, Operationen, langwierigen Krankenhausaufenthalten und auch aufwändigen ambulanten physiotherapeutischen Maßnahmen zu vernachlässigen. Autor: Dr. Günter Gerhardt; Quelle: Ärztemagazin Phoenix 4/05; Stand: 29.11.2005