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Fleisch und Magenbakterium: Eine risikoreiche Kombination
Liegt eine Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori vor, so steigt bei hohem Fleischkonsum das Magenkrebsrisiko auf das Fünffache. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Daten von EPIC (European Investigation into Cancer and Nutrition), einer Untersuchung an rund einer halben Million Menschen aus ganz Europa. | ||
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Betrachteten die Forscher die Patienten, bei denen eine Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori nachweisbar war, so steigerte sich pro 100 Gramm Fleisch und Fleischprodukte täglich das Magenkrebsrisiko auf das Fünffache (432 Prozent). Bei Menschen ohne Magenbakterium ließ sich kein statistisch deutlicher Zusammenhang zwischen Fleischverzehr und Magenkrebs nachweisen. Ebenso wenig zeigten sich Zusammenhänge zwischen Fleischverzehr und Krebserkrankungen im Bereich des Mageneingangs. Hier besteht nach bisheriger Kenntnis auch kein Zusammenhang zwischen Krebs und H. pylori-Infektionen. Der Verzehr von Geflügel beeinflusst das Magenkrebsrisiko nicht.
Die biologischen Hintergründe, die Fleisch zu einem Kofaktor bei der Entstehung von Magenkrebs durch das Magenbakterium machen, sind noch nicht abschließend erforscht. „Fleisch ist ein wichtiger Eisenlieferant – Helicobacter wiederum ist auf ausreichende Eisenversorgung angewiesen. Das Eisen der Häm-Gruppe fördert außerdem die Bildung von krebserregenden N-Nitrosoverbindungen wie z. B. Nitrosaminen. Daneben enthalten gepökelte Produkte viel Salz und Nitrit – möglicherweise fördert erst die Kombination mehrerer Faktoren einen chronischen Entzündungsprozess und erhöht so das Krebsrisiko“, fasst PD Dr. Jakob Linseisen, Leiter des EPIC-Studienzentrums im Deutschen Krebsforschungszentrum, den Stand der Diskussion zusammen.
Magenkrebs ist weltweit die zweithäufigste Krebstodesursache. In Deutschland gehen die Neuerkrankungsraten seit Jahren zurück (2002: 19.700).Trotzdem liegt Magenkrebs mit 11.844 Todesfällen im Jahr 2003 noch immer auf Platz vier (Männer) bzw. Platz sechs (Frauen) der Krebstodesursachen. Autor: Autoren: Dr. Julia Rautenstrauch, Deutsches Krebsforschungszentrum; Dr. Beatrice Wagner; Stand: 5.5.2006; Quelle: Carlos A. Gonzalez et al.: (EPIC); Journal of the National Cancer Institute 98:345, 2006