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Darmwürmer gegen Multiple Sklerose
Die Forscher beobachteten über viereinhalb Jahre hinweg drei Patientengruppen: 12 MS-Patienten mit einer Parasiteninfektion, 12 Patienten ohne Infektion und 12 gesunde Kontrollpersonen. Alle drei Monate führten sie dabei eine neurologische Untersuchung bei den Probanden durch, alle sechs Monate eine Magnetresonanzaufnahme des Gehirns und zusätzlich regelmäßige immunologische Tests während der letzten 12 bis 18 Monate der Studiendauer.
Das Ergebnis: In der infizierten Gruppe gab es während der gesamten Studiendauer lediglich 3 Krankheitsschübe. Die parasitenfreien Probanden erlitten in der gleichen Zeit 56 Schübe!
Weitere Ergebnisse: Von den infizierten Gruppe verschlechterte sich bei 2 Patienten kurzfristig ihr Zustand. Bei der nicht-infizierten Gruppe gab es allerdings bei 11 Patienten eine Verschlechterung, - und die war auch noch dauerhaft. Außerdem konnten im Blut der infizierten Patienten sehr viel höhere Mengen an Botenstoffen, die entzündungsfördernde Substanzen unschädlich machen oder deren Produktion blockieren können.
Mit diesen Ergebnissen gewinnt die Hygiene-Hypothese neue Nahrung: Sie besagt, dass wir in Industrieländern ZU hygienisch leben und sich das Immunsystem daher neue Angriffsziele sucht. Speziell bei den Darmwürmern könnte es sein, dass durch den Rückgang der Parasiten im Darm das Gleichgewicht durcheinander gerät, das sich während der gemeinsamen Entwicklung von Immunsystems und den allgegenwärtigen Parasiten gebildet hat.
Da die von den Parasiten produzierten regulierenden Substanzen fehlen, greift die Körperabwehr mehr und mehr Ziele an, die eigentlich überhaupt keine Bedrohung darstellen - wie Pollen oder Milbenkot im Falle von Allergien oder eben Körpergewebe bei Autoimmunerkrankungen. Um diesem Trend entgegenwirken zu können, suchen Wissenschaftler intensiv nach den Botenstoffen, mit denen die Parasiten das Immunsystem in Schach halten.
Autor: Dr. Beatrice Wagner, Ilka Lehnen-Beyel (ddp); Stand: 18.01.2007; Quelle: Jorge Correale (Raúl-Carrea-Institut für Neurologische Forschung, Buenos Aires) et al.: Annals of Neurology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1002/ana.21067