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Bunte Fast-Food-Verpackung macht Kinder hungrig

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Die Forscher um Dina Borzekowski von der Johns Hopkins Bloomberg School of Health haben 63 Vorschulkinder zwischen drei und fünf Jahren zwei verschiedene Packungen Happy Meals mit je einem Viertel eines Hamburger, Chicken Nuggets, Pommes, zwei Baby-Karotten und einem kleinen Becher Milch gegeben. Obwohl beide Packungen von der lokalen McDonalds-Filiale stammten, war nur eine in der Originalverpackung. Die zweite war von den Forschern in einem neutralen Papier ohne Logo des Herstellers eingepackt. Die meisten Kinder gaben an, dass ihnen die Mahlzeit in der McDonalds-Verpackung besser schmeckte als jene im neutralen Papier. 76 Prozent der Kinder meinten, dass die Pommes in der McDonalds-Verpackung besser schmeckten, nur 13 Prozent waren der Ansicht, dass die neutral verpackten Pommes besser wären. Auch bei den Nuggets war das Urteil eindeutig: 60 Prozent bevorzugten McDonalds, nur zehn Prozent gaben den neutral verpackten den Vorzug. "Das ist keine Überraschung, dass das Branding funktioniert", meint Borzekowski. Was allerdings erstaunlich daran sei, ist die Tatsache, dass bereits die Kinder zwischen drei und fünf Jahren derartig darauf reagieren. Deutlich wurde das auch in nachfolgenden Untersuchungen, die deutlich machten, dass Kinder in Haushalten mit mehr Fernsehgeräten eine eindeutige Präferenz für die Marken zeigten. Was die Forscher anmerken ist, dass es Marketing-Restriktionen für Kinder geben müsse. Experten haben vorgerechnet, dass die US-Lebensmittelindustrie an die zehn Mrd. Dollar jährlich nur für Produkte der jüngsten Käuferschicht ausgibt. "Die könnten ganz einfach auch Reklame für gesunde Nahrungsmittel machen", schlägt Margo Wootan, Direktorin der Abteilung Nutrition Policy im Center for Science in the Public Interest vor.
"Es ist primär nicht das Essen allein, dass die Kinder zu den Fastfood-Fans macht", meint Heinz Freisling, Ernährungswissenschaftler an der Universität Wien, im pressetext-Interview. Das Essen sei Nebensache. "Wichtig sind die Geschenke und die gesamte Atmosphäre, die in den Fastfood-Lokalen vorherrscht", so der Experte. So gesehen gebe es eine Art Konditionierung auf das Erlebnis im Fastfood-Lokal. "Dabei steht eben nicht das Essen selbst im Vordergrund." Zudem biete die Nahrung immer die gleichen Geschmackskomponenten.
Auf EU-Ebene werde bereits seit längerem über ein TV-Werbeverbot von Fastfood-Essen diskutiert. "Es steht außer Zweifel, dass Fastfood und Übergewicht miteinander zu tun haben." Das Argument, dass Eltern letztlich Einfluss auf das Konsumverhalten ihrer Kinder haben, sei nur teilweise zutreffend. Die Werbetrommel der Imbissbuden mit dem Abenteuer-Charakter werde jedenfalls kräftig gerührt. "Erst im Juni erklärte ein Marketing-Experte bei einer Konferenz in Oslo, dass das Werbeverbot nicht zielführend ist, da es genügend andere Werbemöglichkeiten gibt", erklärt Freisling. Tragisch sei dies insbesondere deshalb, weil Kinder unter acht Jahren alles unvoreingenommen glauben, so Freisling abschließend.
Bunte Klebeetiketten mit Mickey Mouse und Co auf gesunden Nahrungsmitteln - wie etwa auf Karotten oder Bananen - sollen nun die Kleinen auf den Geschmack von Obst und Gemüse bringen. McDonalds in den USA hat indessen angekündigt, zukünftig das 375-Kalorien-Kinder-Happy-Meal für die jüngste Käuferschicht zu bewerben. Das entspreche den derzeitigen Lebensmittelstandards hinsichtlich der Kalorienmenge, heißt es seitens der Fastfood-Kette. Autor: Wolfgang Weitlander; Quelle: pressetext.de; Stand: 08.08.2007
