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Nervenstimulator gegen Depressionen

Jena - Mediziner des Universitätsklinikums Jena haben bei schweren Depressionen eine neue Therapie angewandt: Mit der Implantation eines elektrischen Stimulationsgerätes soll auch den Patienten geholfen werden, bei denen bisher keine der gängigen Therapien den gewünschten Erfolg brachte.

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"Das eingesetzte Gerät von der Größe einer Uhr bewirkt über eine Stimulation des Nervus vagus eine Stimmungsverbesserung", erklärt der Jenaer Psychiater Karl-Jürgen Bär die Wirkungsweise. Die Veränderung sei allerdings erst nach etwa sechs Monaten zu beobachten. Unklar ist den Forschern bislang auch, welche Patientengruppen von dem neuen Verfahren profitieren können. Alle bisher gesammelten Daten dazu stammen aus den USA, wo das Verfahren seit mehreren Jahren angewendet wird, wie die Mediziner berichten. Die Daten wecken die Hoffnung nun auch für therapieresistente Depressionspatienten mit Hilfe der Neurochirurgie eine Lösung finden zu können. Die Methode käme allerdings nur für eine kleine Gruppe der schwerstdepressiven Patienten in Frage. "Es wird zudem noch Zeit vergehen, bis wir die genaue Wirksamkeit des Verfahrens abschätzen können", erklärt Bär.

Das so genannte Neuro Cybernetic Prosthesis-System (NCP) wird in Jena bereits erfolgreich in der Behandlung der Epilepsie eingesetzt. "Der Eingriff ist relativ klein", so der Neurochirurg Rupert Reichart. "Wir implantieren eine Elektrode im linken Halsbereich mit einer direkten Verbindung zum Nerv und einen Impulsgeber im Achselbereich, die unter der Haut miteinander verbunden sind." In bestimmten Abständen werden elektrische Signale an den Nerv übermittelt, der mit dem limbischen System im Gehirn verbunden ist und dort die für Stimmungen relevanten Regionen beeinflusst. Die Programmierung der elektrischen Stromstöße kann von den Medizinern sowohl hinsichtlich der Stimulationsrate, als auch der Stimulationsdauer und der Stimulationsstärke individuell eingestellt werden.

"Bisherige Erfahrungen mit diesem Verfahren machen uns zuversichtlich, das wir mit der Stimulation eine Methode gefunden haben, die bei schwerkranken Depressiven zu einem Abklingen der Symptome führen kann", erklärt Bär. "In der Psychiatrie stehen wir allerdings beim Einsatz von operativen Verfahren und Stimulationsmethoden noch ganz Anfang." Zunächst wollen die Forscher die Wirksamkeit des Verfahrens genau untersuchen. "Nur so können wir langfristig entscheiden, ob dieses Verfahren eine gute neue Möglichkeit der Behandlung werden könnte", meint der Psychiater abschließend. Vor wenigen Tagen wurde am Universitätsklinikum Jena das Verfahren bei einer etwa 50-jährigen Patientin, die seit vielen Jahren an schweren Depressionen leidet, erstmals angewendet.

"Ganz kann ich die Zuversicht der Jenaer Kollegen nicht teilen", so der Wiener Klinische Psychologe und Experte für Holopathische Medizin, Alexander H. Gaischin gegenüber pressetext. "Das NeuroCybernetic Prosthesis System der Houstoner Firma Cyberonics wurde bereits 1997 von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) zugelassen, aber 2001 hat die FDA ein Warnschreiben an Cyberonics gesendet, nachdem 83 Todesfälle und Dutzende von Infektionsfällen der Behörde gemeldet wurden. In diesem Schreiben hat die FDA die Firma Cyberonics beschuldigt, diese Fälle bewusst verschwiegen bzw. Ursachenforschung absichtlich unterlassen zu haben", so Gaischin.

"Die Anwendung operativer Stimulationsverfahren im Rahmen der psychiatrischen Klinik ist möglicher Weise eine viel versprechende Option, die bei schwerkranken Depressiven zu einer deutlichen Abnahme des Leidendruckes führen kann, aber bei allem Enthusiasmus muss vorab die Frage geklärt werden, weshalb in wenigen Jahren 83 Menschen an den Folgen dieses Eingriffes gestorben sind, bzw. weshalb die Infektionsrate weit über dem Durchschnitt erhöht war. Erst danach ist an Wirkungsforschung zu denken", so Gaischin abschließend zu pressetext. Autor: Wolfgang Weitlander; Quelle: pressetext.at; Stand: 18.12.2007

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