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Augenimplantat ersetzt Lesebrille
Wenn das Auge im fortgeschrittenen Alter Probleme hat, nahe Objekte scharf abzubilden, gibt dafür bisher die Lesebrille Abhilfe. Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie wollen erreichen, dass diese Sehkorrektur in Zukunft im Auge selbst geschieht. Ein groß angelegtes, fünfjähriges Projekt verfolgt die Entwicklung eines intelligenten Implantats, das die fehlende Schärfeneinstellung im Nah- und Fernbereich ausgleichen soll.
Auf seinem Weg durch das menschliche Auge wird einfallendes Licht so abgelenkt, dass an seinem Ziel, der Netzhaut, ein scharfes Abbild des anvisierten Objektes entsteht. Das geschieht durch eine auf die Sehweite angepasste Wölbung der Augenlinse, die das Licht bricht. Die notwendige Elastizität der Linse lässt jedoch bei zunehmendem Alter nach und verschwindet im Fall von Altersweitsichtigkeit fast völlig, wie das bei 1,3 Mrd. Menschen weltweit der Fall ist.
Ziel der Karlsruher Forscher ist es, die Linsenanpassung durch ein ins Auge eingesetztes Implantat künstlich zu erwirken. Dieses Implantat beinhaltet ein aktiv-optisches Element, einen Sensor zur Erfassung des Zielobjekts, eine Steuerung sowie die nötige Energieversorgung. Zu schaffen machen den Entwicklern besonders die winzigen Größenvorgaben für das Implantat: "In einem vier Millimeter hohen Zylinder von einem Zentimeter Durchmesser muss alles Platz haben", so Helmut Guth vom Karlsruher Institut für Angewandte Informatik, Mitentwickler der Optik des Implantats, im Gespräch mit pressetext.
Im Unterschied zu bisherigen Implantaten soll künftig "keine Linse, sondern ein mechatronisches System" in den Kapselsack des menschlichen Auges eingebaut werden. Das Implantat passt sich an unterschiedliche Bedingungen des Nah- und Fernsehens an. Wie beim jugendlichen Auge soll die Scharfstellung laut Guth in weniger als einer halben Sekunde erfolgen. Der Einsatz ins Auge geschieht in einer Operation, bei der die Augenlinse herausgenommen und durch das Implantat ersetzt wird. Von außen wird das Implantat nicht sichtbar sein, so der Forscher abschließend.