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Sprachlosigkeit und Zeitmangel als Beziehungskiller
Kommunikationsunlust und Zeitmangel gehören zu den häufigsten Gründen, warum es in zwischenmenschlichen Beziehungen immer häufiger kriselt. "Wenn der Partner am Abend nach der Arbeit nach Hause kommt und statt zu reden fernsieht, dann tut das der Beziehung alles andere als gut", so die Psychotherapeutin Sabine Fischer. Das Tragische daran sei, dass das Zeitempfinden der Menschen sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert habe und den meisten gar nicht bewusst sei, wie wenig sie eigentlich miteinander sprechen. "Man sollte sich bewusst machen, dass Beziehung Zeit ist und Zeit erfordert", rät die Expertin. "Jeder Mensch braucht für ein zufriedenes Leben auch Zeit für sich und Zeit für Sozialkontakte, dazu gehört auch der Partner."
Ein weiterer Grund, warum Menschen miteinander nicht mehr können, liege auch daran, dass erlerntes elterliches Verhalten nach- und weitergelebt wird. "Den meisten Betroffenen ist das nicht bewusst, dass vor allem die engsten Bezugspersonen Rollenbilder vorleben", so Fischer. Um das eigene Verhalten besser zu verstehen und neue Verhaltenswege zu finden, sei eine Therapie förderlich, die das aufarbeitet, was man selbst erlebt habe. "Dabei kann man neue Möglichkeiten des Verhaltens, Fühlens und Denkens entdecken und sich von den vorgelebten Mustern lösen. Mit Selbstreflexion kann man das selbst nur bis zu einem gewissen Punkt tun", erklärt Fischer.
"Viele Menschen gehen von der Prämisse aus, dass die Arbeit im Beziehungsleben nach der Auswahl des Partners beendet ist", so die Psychotherapeutin. Das sei schlichtweg ein Weg der in einen Abgrund führen kann. "Eine gut funktionierende und gesunde zwischenmenschliche Beziehung braucht Aufmerksamkeit." Und das lasse sich nicht leugnen. Auch überzogene Glücksvorstellungen bringen so manche Beziehung an den Rand ihrer Belastungsgrenzen. "Eine erfüllende Beziehung zu führen, bedeutet mehr Zufriedenheit auch im Alltag zu finden und bringt Zufriedenheit auch in andere Lebensbereiche, weil sie eine positive Ressource sein kann." Zu hohe Ansprüche können eine Beziehung schnell zu einem toten Punkt führen. Die Therapeutin geht von einer realistisch erreichbaren 80-prozentigen Zufriedenheit aus "Das heißt, dass es Krisenzeiten gibt, bei denen es nur ums Durchhalten geht und dann wieder Zeiten, wo es kaum schöner sein kann." Längerfristig gesehen, sollte sich das ganze auf diese 80-Prozent-Marke einpendeln, vorausgesetzt man schenke der Beziehung Aufmerksamkeit und nehme nicht alles für selbstverständlich.
"Wenn Beziehungen heute in die Brüche gehen, agieren die meisten gleich wie die Wegwerfgesellschaft: Man sucht sich einen neuen Partner, denn das Angebot im Internet ist scheinbar riesengroß", so Fischer. "Wer sich in erster Linie auf Äußerlichkeiten bei der Wahl seines zukünftigen Partners kapriziert, wird kläglich scheitern, denn das bedeutet, sich nicht näher auf sein Gegenüber einzulassen." Zurück bleibe dann meist nur Leere, denn wenn die erste Verliebtheit verschwunden ist, entpuppt sich das Gegenüber auch nur als Mensch mit Ecken und Kanten. "Es sind Gemeinsamkeiten, die einander anziehen", bringt es Fischer auf den Punkt. Ein Rezept für lang anhaltende Partnerschaften liege im Wille miteinander offen zu kommunizieren, gemeinsame Ziele zu haben, den anderen nicht verändern zu wollen und keine überzogenen Glücksvorstellungen zu haben, sondern immer wieder intensiv bewußt Aufmerksamkeit zur Verbesserung der Beziehung übrig zu haben.
Die erste Verliebtheit ist ein Hormonrausch mit typischem Suchtcharakter. Dabei fallen meist objektive Betrachtungen der wesentlichen Dinge wie etwa der Frage nach den Dingen, die einem wirklich wichtig sind, weg. "Das Aufwachen ist dann sehr oft bitter", weiß die Psychotherapeutin aus der Praxis. "Man sollte versuchen, im nicht verliebten Zustand auszumalen was einem in einer Partnerschaft wirklich langfristig wichtig ist. Dadurch ist man automatisch wachsamer und behält einen Blick hinter die Kulissen", so Fischer. Dazu komme auch die Frage, wie viel Zeit und Raum man bereit ist, dem Partner zu geben.
Viele Menschen hätten heutzutage Angst vor Nähe oder davor, etwas von sich herzugeben. "Dies benötigt Vertrauen, welches sich nur durch besseres Kennenlernen und gemeinsame Zeit bildet. Geben und Nehmen müssen in einer gesunden längerfristigen Beziehung in einer Balance zueinander stehen", erklärt die Expertin. Konflikte sind in jeder Beziehung normal, und wenn die Basis stimmt, dann ist jede Krise die Chance für ein näheres Miteinander." Basiert eine Beziehung allerdings nur auf Sex, dann sei das eine fragile Grundlage. Sex sei nämlich nur eine von vielen Säulen, auf der eine längerfristige erfolgreiche und glückliche Beziehung basiert.
Autor: Wolfgang Weitlaner; pressetext.at; Stand: 09.05.2009Weitere Themen:
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