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Babygesicht belohnt das Gehirn seines Betrachters
Wenn Frauen besonders niedliche Babygesichter betrachten, aktiviert das in ihrem Gehirn das Belohnungszentrum. Das berichtet Melanie Glocker vom Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie der Universität Münster in der Zeitschrift PNAS. Sie entdeckte gemeinsam mit Kollegen der University of Pennsylvania erstmals die neurobiologischen Grundlagen des als „Kindchenschema“ bezeichneten Instinkts. Dieses Phänomen beruht auf den kindlichen Körpermerkmalen wie großer Kopf mit hoher Stirn, runde Wangen und große Augen, die man insgesamt als „niedlich“ bezeichnet. Während zahlreiche Verhaltensstudien schon bewiesen haben, dass dieses Schema besonders bei erwachsenen Frauen die Bereitschaft zu fürsorglichem Verhalten steigert, war bisher unklar, was sich dabei im Gehirn abspielt.
Glocker untersuchte, wie 15 Frauen, die selbst keine Kinder geboren hatten, auf Babyfotos reagierten. Diese Fotos waren zuvor per Bildbearbeitung manipuliert worden und zeigten teilweise Porträts, die Merkmale des Kindchenschemas besonders deutlich oder nur wenig ausgeprägt verfügten. In der funktionellen Magnetresonanztomografie wurde eine hohe Aktivität im Nucleus accumbens, dem Belohnungszentrum des Gehirns, deutlich. Dieser vermittelt motiviertes Verhalten, löst über den Botenstoff Dopamin Glücksgefühle aus und spielt auch bei Drogenkonsum, Sex oder Nahrungsaufnahme eine wichtige Rolle.
Das Kindchenschema, eine mögliche Basis von Fürsorgeverhalten und Altruismus, ist ein evolutionär sehr altes Signal. „Man nimmt heute an, dass der frühe Mensch kooperative Brutpflege betrieb. Neben Mutter und Vater sorgten sich auch andere, nicht verwandte Gruppenmitglieder um den Nachwuchs. Das erklärt sehr einleuchtend die Entstehung der Reaktion auf dieses Schema“, so Glocker. Es handle sich dabei um eine menschliche Eigenheit, obwohl auch Neugeborene aus dem Tierreich - etwa Säugetiere und Vögel - ähnliche Körper- und Gesichtsproportionen aufweisen. „Junge Robben haben besonders runde Formen, brauchen diese jedoch zur Anpassung an das Wasserleben.“ Der Geruch sei bei Tieren oft ein viel wichtigerer Auslöser von Fürsorgeverhalten, daneben gebe es jedoch auch andere Stimuli. „Schwarze Stummelaffen etwa werden mit einem weißen Fell geboren, was die Aggressionen älterer Artgenossen hemmt.“
Bloß von der Ausprägung des Babygesichts hängt die Zuwendung seiner Eltern jedoch nicht ab. „Auch Babys, die nicht niedlich sind oder die mit Behinderungen oder Entstellungen geboren werden, werden von ihren Eltern liebevoll behandelt." Denn zahlreiche andere, teilweise stärkere Faktoren bestimmen das Verhalten der Pflegepersonen, unter ihnen die emotionale Bindung, das Verhalten des Kindes oder die Umwelt. „Aufgabe des Kindchenschemas ist es, ein Annäherungsverhalten auszulösen und für die positive Bewertung eines jeglichen Babys zu sorgen, egal ob Verwandtschaft besteht oder nicht“, so die Münsterer Neurobiologin.
Autor: Johannes Pernsteiner; pressetext.de; Stand: 03.06.2009Weitere Themen:
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