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Tageslicht steigert die Lebensqualität
Alte Menschen profitieren davon, wenn die Lichtverhältnisse dem Tageslicht angepasst werden. Zu diesem Ergebnis kommen deutsche und österreichische Forscher, die ein Wiener Altersheim versuchsweise mit einer neuartigen Lichtanlage ausstatteten. Sie prüften dabei, wie sich Beleuchtungsstärke oder die spektrale Zusammensetzung auf das Wohlbefinden der Bewohner auswirkten. Besonders ein biologisch wirksames Licht, das einen erhöhten Blauanteil hat, zeigte positive Auswirkungen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt wurde vom österreichischen Wirtschaftsministerium und vom Land Wien gefördert.
Für die Untersuchung wählten die Forscher die Demenzstation des Wiener Altersheim St. Katharina, das überwiegend von Frauen mit durchschnittlich 88 Jahren bewohnt wird. Im Zuge einer Neugestaltung des Heims wurden hier Lichtdecken installiert, bei denen Farbtemperatur und Beleuchtungsstärke dynamisch gesteuert werden kann. "So konnten wir das Verhalten der Bewohner bei drei verschiedenen Lichtsituationen untersuchen", berichtet Studienleiter Dieter Lorenz von der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Konventionelle Lichtquellen, die warm- oder neutralweißes Licht geben, erreichen Tageslichtqualität nur bei drastisch erhöhter Helligkeit und brauchen dafür deutlich mehr Energie.
Nach 14 Monaten Verhaltensbeobachtung bei Tageslicht-ähnlicher Beleuchtung konnten die Forscher eine ganze Reihe positiver Effekte feststellen. "Die Bewohner kommunizierten deutlich mehr untereinander und mit dem Pflegepersonal, nahmen eher an Gemeinschaftsaktionen wie Basteln, Spielen und Singen teil und beteiligten sich auch mehr an hauswirtschaftlichen Aktivitäten ihrer Wohngruppe", erklärt die Psychologin Charlotte Sust, Zuständige für das Versuchskonzept. Für Demenzkranke bedeute das einen entscheidenden Fortschritt an Lebensqualität. "Die höhere Aktivität der Betreuten am Tag unterstützt die abendliche Müdigkeit und die Bewohner haben einen erholsameren Schlaf. Das verbessert das Wohlbefinden und kann auch die Pflege erleichtern, was das Pflegepersonal entlastet und die in dieser Berufsgruppe weit verbreiteten Burnout-Situationen oder die hohe Fluktuation entschärft", so Sust. Einziger Wermutstropfen ist für die Psychologin die niedrigere Akzeptanz des künstlichen Tageslichtes gegenüber normaler warmer Beleuchtung, die auf die Ungewohntheit des als kalt empfundenen Lichts zurückzuführen sei.
Heute weiß man, dass Tageslicht für die Gesundheit allgemein wie auch im Speziellen für das mentale Wohlbefinden eine wichtige Rolle spielt. Biologisch beeinflusst Tageslicht Rezeptoren auf der Netzhaut des Auges, die für Tag-Nacht-Funktionen des Organismus zuständig sind. Eine ausreichende tägliche Lichtdosis unterdrückt das Schläfrigkeits-Hormon Melatonin und beugt somit Schlafstörungen oder sogar depressiven Verstimmungen wie die saisonale "Winterdepression" vor. Tageslichtmangel und die damit verbundenen Gesundheitsgefahren betreffen vor allem ältere Menschen, im Speziellen jedoch Demenzkranke, die häufig an Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus leiden. "Zwar liegen die Kosten für die Tageslicht-Beleuchtung etwas höher, doch könnte es sein, dass aufgrund des besseren Schlafs in der Nacht gewisse Medikamente zurückgestellt werden könnten. Das muss jedoch noch weiter untersucht werden", so Lorenz.
Autor: Johannes Pernsteiner; pressetext.de; Stand: 09.07.2009Weitere Themen:
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