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Belohnung beschleunigt das Gehirn

Das menschliche Gehirn braucht nicht 200, sondern bloß 85 Millisekunden, um bei eintreffender Information den Unterschied zwischen "bekannt" oder "neu" festzustellen. Das entdeckten Psychologen und Neurologen der Universitäten Magdeburg und London. In der Zeitschrift "Current Biology" korrigieren sie bisherige Studien, die den Menschen stets eine mehr als doppelt so langsame Unterscheidungsfähigkeit als Menschenaffen bescheinigt hatten. Neue Experimente mit Magnetoenzephalographie zeigten, dass diese Reaktion gleich schnell abläuft, wenn man Menschen eine Belohnung in Aussicht stellt, wie dies bisher auch bei Studien mit Affen geschah.

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Die Geschwindigkeit der Gehirnreaktion auf neue Inhalte stellte die Wissenschaft bisher vor ein großes Rätsel. Denn zeigte man Menschen und Affen Bilder, die es per Knopfdruck als "schon gesehen" oder "neu" zu beurteilen galt, gelang den Tieren diese Unterscheidung im Gehirn nach 70 bis 80 Millisekunden, während Menschen etwa 200 Millisekunden benötigten. Nun konnte bewiesen werden, dass diese Abweichung auf einen Fehler im Versuchsaufbau zurückging. Denn während Menschen zur Aufgabenstellung stets verbale Anweisungen bekommen hatten, erhielten Affen als Motivation Saft oder Futter. Bezahlten sie die menschlichen Probanden für korrekte Antworten, war die Reaktion ähnlich schnell wie bei den Tieren.

"Wir nehmen an, dass diese schnellere Reaktion darauf zurückgeht, dass das Gehirn bei angekündigter Belohnung über höhere Konzentrationen Dopamin verfügt", berichtet Studienleiter Emrah Düzel. Möglich sei sowohl, dass das Glückshormon für einen besser erregbaren Zustand die Nervenzellen sorge, als auch dass es diese entscheidungsfreudiger mache. Die jüngsten Erkenntnisse erklären auch, warum viele biochemische Prozesse wie die Dopaminausschüttung bereits nach 200 Millisekunden ablaufen. "Jetzt wurde klar, dass das Gehirn auch komplexe Entscheidungen aufgrund seiner noch höheren Schnelligkeit treffen kann. Bei Erwartung einer Belohnung ist das Dopaminniveau in allen Hirnregionen höher, außerdem sorgt das Entdecken des Neuen für zusätzliches Dopamin." Viele grundlegende Details der beteiligten Gehirnprozesse seien jedoch bisher nicht entschlüsselt, gibt Düzel zu bedenken.

Wichtig für den Menschen ist die Unterscheidung von Neuem seit seinen Ursprüngen. "In der Evolution setzten sich diejenigen durch, die bekannte und unbekannte Nahrung oder Feinde am schnellsten unterscheiden konnten. Ein neues Signal bedeutet immer Veränderung, und ein schnelles Erkennen beschleunigt die Reaktion darauf", so Düzel. Neues verknüpft das Gehirn mit potenzieller Belohnung, die den Menschen zum näher Hinsehen motiviert. Bei Belohnung ist die Dopaminreaktion weit stärker als bei Gefahr. "Wäre das nicht so, hätte sich der Mensch nie aus der Höhle getraut, Kolumbus hätte nie einen neuen Seeweg gesucht und der Marsflug wäre keine Überlegung für uns." Bei alten Menschen sterben Dopaminneurone ab und die Konzentration des Botenstoffes sinkt, was mit Gedächtnisverlust, deutlichen Veränderungen der Motivation, dem Verlust des Verlangen nach Neuem und häufig auch mit Depressionen verbunden sein kann. "Die Ergebnisse sind daher besonders für die Demenz- und Altersforschung relevant", so der Magdeburger Neurologe.

Autor: Johannes Pernsteiner; pressetext.de; Stand: 14.08.2009

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