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Schweinegrippe gefährlicher als bisher gedacht
Die Schweinegrippe hat noch keine dramatischen Ausmaße angenommen. Jetzt, im Herbst, beginnt jedoch die zweite Erkrankungswelle in der westlichen Hemisphäre und das Virus stellt eine ganz neue Bedrohung dar. H1N1 führt meist zu leichten Erkrankungen. Schätzungen gehen laut NewScientist davon aus, dass weniger als ein Prozent der Betroffenen sehr schnell sehr schwer erkranken werden. Kanadische Experten haben auf einer Tagung aber davor gewarnt, dass diese Fälle die Krankenhäuser überfluten könnten. "Das sind die am schwersten erkrankten Menschen, die ich je gesehen habe", erklärte der Intensivmediziner Anand Kumar von der University of Manitoba.
Kumar behandelte im Juni eine ganze Reihe von schweren Erkrankungen in Winnipeg. Am häufigsten betroffen waren junge kanadische Ureinwohner. Diese Pandemie sei wie zwei Erkrankungen, erläutert der Experte. Entweder sei sie nach einigen Tagen vorbei oder der Patient muss in ein Krankenhaus eingeliefert werden, häufig sogar in die Intensivstation. Dazwischen gebe es nichts. In der südlichen Hemisphäre kamen in den letzten zwei Monaten 15 bis 33 Prozent der Patienten auf die Intensivstation. Das sei für eine Grippe sehr viel, betonte auch Richard Wenzel von der Commonwealth University. "Ist eine Erkrankung schwer, dann ist sie auch wirklich ernst."
Bei diesen Erkrankungen zerstört das Virus die Lungenalveolen sehr rasch und führt häufig zu einem akuten Atemnotsyndrom (ARDS). Diese Erkrankung führt in der Hälfte der Fälle zum Tod. Der französische Wissenschaftler Antoine Flahault wies nach, dass H1N1 im vergangenen Winter auf Mauritius und auf Neukaledonien 100 Mal so oft ARDS verursachte wie eine normale Grippe. Der direkte virale Schaden in den Lungen bei einer schweren Infektion mit H1N1 steht im Gegensatz zu SARS und der Vogelgrippe, wo es zu einer unkontrollierten Immunreaktion im ganzen Körper kommt, betonte Kwok Yung Yuen von der University of Hong Kong. Daher sei die frühe Unterdrückung von H1N1 mit entsprechenden Medikamenten von entscheidender Bedeutung. Dafür sei es jedoch erforderlich, dass Erkrankungen rasch festgestellt werden.
Wer erkrankt an der schweren Form der Schweinegrippe? Kumar koordiniert eine Studie, die schwere Erkrankungen an einer ganzen Reihe von Krankenhäusern erforscht. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Schwere der Erkrankung mit HLA in Zusammenhang steht, einer genetischen Variation des Immunsystems. Aus diesem Grund könnte die Schwere der Erkrankungen bei manchen ethnischen Gruppen stärker ausgeprägt sein. Mediziner, die in Intensivstationen arbeiten, befürchten, dass sie nicht ausreichend Betten für die zu erwartende nächste Erkrankungswelle haben werden. Ist das nicht der Fall, müssen Prioritäten gesetzt werden.
Die Kapazitäten der Intensivstationen sind heute bereits stark ausgelastet. Studien in den USA und Großbritannien haben ergeben, dass sie nicht ausreichend sein könnten. Laut Kumar ist es Australien während der jetzt zu Ende gehenden Grippesaison gerade noch gelungen, die entsprechenden Kapazitäten zu schaffen. Ohne entsprechende Vorbereitungen, warnt der Experte, könne es wirklich schlimm werden.
Autor: Michaela Monschein; pressetext.at; Stand: 09.09.2009Weitere Themen:
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