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Virenabwehr des Körpers löst Fieber aus
Derselbe Mechanismus, der den Körper bei einem Virenbefall verteidigt, ist auch für die Entstehung von Fieber verantwortlich. Das berichten Forscher der Universitäten Bonn und München sowie der Technischen Universität München in der Zeitschrift "Nature Immunology". Sie entdeckten den Signalweg eines neuen Mechanismus, der nicht zuletzt zur Temperaturerhöhung bei viralen Grippeinfektionen beiträgt.
Befallen Viren eine Körperzelle, programmieren sie deren Erbgut auf die Produktion neuer Viren um. Der Körper bietet diesem Treiben durch zelleigene Sensoren Einhalt, unter anderem durch das sogenannte "RIG-I". Dieses erkennt das Viren-Erbgut, sorgt für die Ausschüttung des Entzündungshormons Interferon und aktiviert damit Abwehrzellen zur Vernichtung der befallenen Zellen.
Unterschätzter Virendetektor
Die aktuelle Forschung zeigt jedoch, dass durch denselben Mechanismus darüber hinaus Entzündungsreaktionen ausgelöst werden können. "Sobald das RIG-I in Kontakt mit dem Viren-Erbgut kommt, sorgt es für die Produktion eines Vorläufers des Botenstoffes Interleukin sowie auch für die Aktivierung eines Enzyms, das die Umwandlung in Interleukin-1 bewirkt", so Forschungsleiter Jürgen Ruland. Die Wirkung dieses Hormons sei nicht nur lokal, sondern eine Fieberreaktion des gesamten Körpers.
Die Temperaturerhöhung dürfte einerseits eine Maßnahme des Körpers zur Krankheitsabwehr darstellen, so Ruland. Andererseits könne die zu starke Produktion von Interleukin-1 gelegentlich auch gefährlich sein - immer dann, wenn es für einen schweren Krankheitsverlauf mit extrem hohem Fieber sorgt.
Erbliche Fieberkrankheit gibt Aufschluss
Auf diese Spur kamen die Wissenschaftler, als sie Patienten mit Krankheiten untersuchten, die auf zu viel Interleukin zurückgehen. "Das sind etwa Kinder mit einer erblichen Fiebererkrankung, die aufgrund einer Genmutation an Interleukin-Überschuss leiden und häufig fiebern. Auch bei Gicht ist zu viel Interleukin im Spiel, das durch abgelagerte Harnsäurekristalle ausgelöst wird, ebenso bei Sepsis", so Ruland.
Ihre Ergebnisse sehen die Wissenschaftler als Beitrag dazu, dass eines Tages vielleicht Strategien zur Dämpfung von überschießenden Interleukin-Reaktionen entwickelt werden. Vielversprechend scheint auch die Möglichkeit, die Mechanismen in Therapeutika einmal gezielt zu aktivieren, wie etwa durch auf der RNA basierende Inhibitoren.
Autor: Johannes Pernsteiner; pressetext.de; Stand: 17.11.2009Weitere Themen:
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