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Testosteron steigert das Statusdenken

Testosteron macht nicht aggressiv, sondern kann sogar faires Verhalten auslösen, wenn dadurch der eigene Status gefördert wird. Das berichten Neuro- und Wirtschaftswissenschaftler der Universität Zürich gemeinsam mit britischen Kollegen im Fachjournal "Nature". Sie konnten in einem Experiment die weit verbreitete Auffassung widerlegen, dass das Männerhormon Testosteron neben seinen körperlichen Funktionen ein egoistisches, streitsüchtiges und riskantes Verhalten auslöst.

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Den Verdacht, dass diese Mythen falsch sein könnten, schöpften die Forscher aus früheren Studien. "Seit Ende der 90er Jahre zeigen Forschungen, dass Testosteron nicht primär aggressiv macht. Diese Erhebungen, bei denen Testosteronwerte in Speichel oder Blut erhoben und mit Fragebogendaten korreliert wurden, ergaben bereits einen Zusammenhang mit dem Status", so Studienleiter Christoph Eisenegger im pressetext-Interview. Ein noch direkter Nachweis sollte nun gelingen, indem ein halbes Milligramm Testosteron - oder ein Scheinpräparat - oral verabreicht und dessen Wirkung in einer sozialen Situation beobachtet wurde.

Größte Fairness bei zusätzlichem Testosteron

Umgesetzt wurde dieses Vorhaben bei 120 Probanden. Man ließ sie über die Aufteilung eines realen Geldbetrages verhandeln, wobei sie sowohl faire als auch unfaire Angebote abgeben konnten und auf die Annahme oder Ablehnung seitens des Verhandlungspartners warten mussten. Ein faires Angebot brachte höhere Wahrscheinlichkeit des Zustandekommens der Aufteilung, wobei allerdings ohne Einigung beide Parteien verloren. Gemäß der gängigen Auffassung würde zusätzliches Testosteron die Probanden aggressiver, selbstbezogener und riskanter machen, ungeachtet der negativen Folgen auf das Verhandlungsergebnis.

Das Gegenteil trat ein. Diejenigen, die einen künstlich erhöhten Testosteronspiegel besaßen, machten durchgehend die besten, fairsten und somit weniger riskanten Angebote und minimierten somit das Risiko, zurückgewiesen zu werden. Versuchspersonen mit Scheinpräparaten, die nur glaubten, Testosteron erhalten zu haben, fielen hingegen durch äußerst unfaire Angebote auf. Die Wissenschaftler werten das als Hinweis dafür, wie tief der Mythos des aggressiv machenden Hormons sitze.

Wirkung von Umwelt abhängig

Die Auswirkung des Testosterons auf das Verhalten bezieht sich somit eher auf den sozialen Status als auf Aggressivität, betont Eisenegger. "Besonders wurde deutlich, dass das Hormon stark in Wechselwirkung zur Umwelt steht. Es kann durchaus Situationen geben, wo aggressives Verhalten statusweisend wirken kann und durch Testosteron gefördert wird, was etwa bei Tieren mit relativ einfachen sozialen Systemen gut beobachtbar ist. In unserer sozial differenzierten Umwelt stimmt dieser Zusammenhang jedoch nicht." Ein Aggressions-Hormon gebe es somit gar nicht. "Zu viele Interaktionen der Umwelt wirken dabei mit", so der Züricher Forscher.

Autor: Johannes Pernsteiner; pressetext.ch; Stand: 09.12.2009

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