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Persönlichkeitsstörung ist kein Schicksal

Krankhafte Persönlichkeitsstörungen sind entgegen der weit verbreiteten Auffassung nicht unheilbar, sondern können meist gut behandelt werden. Das berichtet Sabine C. Herpertz, Direktorin der Heidelberger Universitätsklinik für allgemeine Psychiatrie anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde.

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Fast jeder Zehnte ist betroffen

Unter einer Persönlichkeitsstörung (PS) versteht man die extrem zugespitzte Ausprägung eines Persönlichkeitsstils wie etwa die zwanghafte, stark abhängige, ängstlich-vermeidende, paranoide, schizoide, die Aufmerksamkeit suchende, antisoziale oder stark narzisstische Veranlagung. Charakteristisch ist bei allen Formen fehlende Flexibilität im Verhalten. Zwischen sechs und neun Prozent der Europäer leben mit so einer Störung. „Unter Psychiatrie-Patienten beträgt der Anteil sogar 40 Prozent. Das zeigt, dass die PS ein Risikofaktor für psychische Krankheiten ist“, so die Heidelberger Psychiaterin. Betroffen sind vor allem Menschen, die besonders stressanfällig, emotional labil und ängstlich sind.

Man nimmt heute an, dass ein belastendes Lebensereignis oder eine nicht gelöste Lebensaufgabe dazu führen können, dass ein durch Vererbung, Beziehungs- oder Esserfahrungen geprägter Persönlichkeitsstil kranke Formen annimmt, die auch Behandlung erfordern. „Glaubte man lange, PS würden erstmals in der Pubertät auftreten und dann stabil bleiben, können das aktuelle Studien nicht bestätigen. Bei 35 Prozent der Patienten liegt das Vollbild der Störung nach zwei Jahren, bei 85 Prozent nach acht Jahren nicht mehr vor“, so Herpertz. Ohne Behandlung könne ein zur Krankheit gewordener Persönlichkeitsstil fatale Auswirkungen haben, die bis zum Selbstmord reichen.

Hoffnung bei Borderline besteht

Die am besten erforschte PS ist Borderline (BPS). Herpertz wehrt sich gegen die Auffassung, es handle sich dabei um eine nicht therapierbare Krankheit. „Der dialektisch-behaviouralen Therapie gelingt es zumindest bei jedem zweiten Patient, dass es ihm richtig gut geht und dass die Störung verschwindet.“ Bei diesem Ansatz werden bestimmte Fertigkeiten trainiert. Betroffene lernen etwa, Emotionen und Stress zu regulieren, den Selbstwert zu steigern, auf sich selbst zu achten und sich abzulenken oder zu entspannen. Andere Ansätze konzentrieren sich auf die Tiefenpsychologie, auf basale Kognitionen oder auf Mentalisierung, bei der man die richtige Interpretation des eigenen oder fremden Verhaltens einübt.

Wer zu einer PS neige, sei laut Herpertz nicht von seiner genetischen Disposition abhängig, sondern könne lernen, die Auswirkungen auf Psyche und Verhalten zu steuern. Am besten vor PS geschützt seien extrovertierte, kontaktfreudige Charaktere, die nicht zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen. „Günstig ist auch Ausdauer in Lebensaufgaben und Frust sowie soziale Zuverlässigkeit.“ Allerdings können auch zuviel Skrupel sowie schädlicher Perfektionismus, übertriebene Ausdauer, Unfähigkeit zum Genuss und extreme Extrovertiertheit zu Problemen führen. „Es gilt stets den Weg der Mitte zu finden“, so die Heidelberger Psychiaterin.

Autor: Johannes Pernsteiner; pressetext.de; Stand: 10.12.2009

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