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Bergluft macht schlank

Die dünne Luft in höheren Regionen unterstützt den Körper dabei, überschüssige Kilos loszuwerden. Zu diesem Schluss kommen Mediziner vom Klinikum der Universität München in der Zeitschrift Obesity. Sie verhalfen einer Gruppe übergewichtiger Männern zur Gewichtsabnahme, indem sie diese für eine Woche auf die Zugspitze schickten. Das Experiment gelang, ohne dass die Männer dabei Sport betrieben oder sich beim Essen zurückhielten.

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Schon bisher weiß man, dass Sportler eher Gewicht verlieren, wenn sie in hohen Lagen trainieren. Die Ursache dürfte der geringere Sauerstoffanteil in den Bergen sein, der schnelleres Atmen erfordert, wobei auch der Puls und Fettverbrennung des Körpers steigen. Die Münchner Ärzte rund um den Gastroenterologen Florian Lippl wollten nun untersuchen, ob sich dieser Effekt auch in der Therapie von übergewichtigen Patienten ausnutzen lässt. Dazu luden sie 20 Männer, die am metabolischen Syndrom litten, für eine Woche auf das Schneefernhaus, das knapp unter dem Gipfel der Zugspitze auf 2.650 Höhenmeter liegt.

Zugspitze ohne Wandertour

Um zu verhindern, dass außergewöhnliches viel Bewegung das Ergebnis verzerren könnte, erfolgte die Anreise per Zahnrad- und Seilbahn. Zudem verpasste man den Versuchspersonen einen Schrittzähler mit der Anweisung, die gewohnten 5.500 Schritte pro Tag beizubehalten. Zudem durften die Männer essen, soviel sie wollten. Parallel dazu beobachteten die Forscher per Bluttest den Spiegel der Hormone Leptin und Ghrelin, die Appetit und Stoffwechsel steuern, und dokumentierten Blutdruck und Kalorienzufuhr.

Das erhoffte Ergebnis stellte sich ein. Die Männer wogen am Ende der Woche statt anfangs durchschnittlich 105,2 Kilo nur noch 103,5 Kilogramm. "Auf diesem Gewicht blieb es auch noch vier Wochen nach dem Versuch, da die Probanden im Anschluss ihre Schrittzahl erhöhten. Scheinbar gab der Höhenaufenthalt Anstoß, um aus der üblichen Lethargie zu entkommen", berichtet Studienautor Rainald Fischer. Der Blutdruck, der in den ersten Tagen angestiegen war, sank schließlich um den Wert von fünf mmHG, was laut Fischer der Wirkung eines den Blutdruck senkenden Medikaments gleichkomme.

Weniger Hunger und mehr Fettverbrennung

Einen deutlichen Anstieg verzeichneten die Forscher hingegen beim Leptin-Spiegel, der das Hungergefühl unterdrückt. Tatsächlich reduzierten die Studienteilnehmer auch während dieser Woche die Kalorienzufuhr um 700 auf insgesamt knapp über 2000 Kalorien. "Und das, obwohl wir uns Mühe gaben, dass sie stets genügend Schweinsbraten zur Verfügung hatten", so der Münchner Mediziner. Teils könne man diesen Effekt jedoch auch durch die höhere Selbstkontrolle während des Versuchs erklären.

Einen Schönheitsfehler hat der Versuch allerdings: Er verfügte über keine Kontrollgruppe im Tal, die einen direkten Vergleich erlauben würde. Das soll jedoch bald nachgeholt werden. "Grundsätzlich ist Abnehmwilligen der Aufenthalt in höheren Zonen zu empfehlen, selbst wenn sie ihren Körper dabei nicht extra belasten", so Fischer. Einen indirekten Hinweis, dass die Höhenluft vor Übergewicht schützt, liefern auch demografische Daten. "Der US-Bundesstaat Colorado ist nicht nur derjenige mit der höchsten durchschnittlichen Meereshöhe, sondern auch der mit der geringsten Anzahl an Übergewichtigen."

Autor: Johannes Pernsteiner; pressetext.de; Stand: 05.02.2010

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