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Sonne schützt vor Krebs
Sonne ist in erster Linie kein Auslöser von Krebs, sondern schützt davor. Mit dieser Aussage lässt Jörg Spitz, Gründer der "Gesellschaft für Medizinische Information und Prävention", im bei Mankau erschienenen Buch "Krebszellen mögen keine Sonne" aufhorchen. Der Vorsorgemediziner fordert die stärkere medizinische Wahrnehmung des Vitamin D, das der Körper in der Haut bei Sonnenaussetzung bildet, und veranstaltet am 9. April in der Berliner Charité eine internationale Expertenkonferenz zum Thema.
Verzerrtes Bild
"Sonnenlicht leistet Vorsorge und sogar Bekämpfung von Krebs", erklärt Spitz im pressetext-Interview. Denn bei über 20 verschiedenen Krebserkrankungen bis hin zu bösartigen Brust- und Darmtumoren sei Vitamin D am Zug. "Krebszellen können im Körper nur entstehen und sich vermehren, wenn die Kontrollmechanismen nicht funktionieren. Vitamin D unterstützt ganz wesentlich diese Vorgänge - und zwar in allen Stadien der Krebsentwicklung. Zum Beispiel achtet es darauf, dass keine übermäßige Zellteilung wie etwa beim Tumorwachstum einsetzt", so der Mediziner. Eine Dämonisierung der Sonne sei somit fehl am Platz.
Denn auch die Darstellung des Hautkrebses als häufigster und gefährlichster Tumor ist laut Spitz eine Verzerrung der Realität. "Häufig ist der weiße, gutartige Hautkrebs, den man sieht und auch entfernen kann. Der bösartigere, schwarze Hautkrebs kommt selten vor und sein Zusammenhang mit der UV-Strahlung ist noch unklar. Zwar gibt es Hinweise, dass Sonnenbrände in der Jugend eine Ursache sein könnten, doch beginnt er oft an Körperstellen, die nie Sonnenkontakt hatten." Eine Studie bei der US-Navy habe zudem gezeigt, dass Matrosen auf dem Deck seltener an malignem Melanomen leiden als solche, die fernab der Sonne arbeiten.
Organe und Abwehrsystem gestärkt
Die hohe Bedeutung von Vitamin D für den Körper wird in der Medizin erst allmählich dank laufender Forschung bewusst. Zusammenhänge mit der Funktion fast aller Organe zeigten sich bereits. Fehlt der Botenstoff, so steigt das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzprobleme sowie auch für Nervenerkrankungen wie etwa Multiple Sklerose. Kleinkinder kommen in Gefahr einer Rachitis, ältere Menschen - die das Vitamin schlechter bilden können als Junge - der Osteoporose.
Spitz hebt zudem die Rolle des Vitamins im Abwehrsystem des Körpers hervor. "In einer evidenzbasierten Studie in Japan verabreichte man Schulkindern im Winter künstliches Vitamin D. Sie entwickelten in Folge um 70 Prozent seltener Influenza A als eine Kontrollgruppe, und Asthma ging um 80 Prozent zurück." Vitamin D fördere die Fähigkeit der Immunzellen, Feinde zu erkennen und Abwehrmechanismen einzuleiten, zudem vermittele es in den infizierten Zellen die Produktion körpereigener Peptidantibiotika. "Das wurde früher in den Luftkurorten - die eigentlich Sonnenkurorte waren - genutzt, etwa zur Tuberkulose-Heilung", so der Experte.
Mäßig, aber regelmäßig
Auch Spitz stellt außer Zweifel, dass übermäßige Sonnenexposition schwere Hautschäden hervorrufen kann. "Unsere Gewohnheit, nur im Sommerurlaub Sonnenkontakt zu haben, dann aber gleich ganztägig, ist der völlig falsche Weg. Besser ist es, man setzt sich mäßig, jedoch regelmäßig der Sonne aus, also etwa täglich 15 Minuten zur Mittagszeit, und zeigt dabei möglichst viel Haut." Wie viel Sonne man verträgt, hänge vor allem von Hauttyp, Breitengrad, Tages- und Jahreszeit ab. Zu beachten sei allerdings, dass zu viel Kleidung, jedoch auch Sonnencremes die Vitamin D-Entstehung weitgehend blockieren.
Notwendig seien derartige Maßnahmen, da in den Ländern jenseits des 40. Breitengrades fast 90 Prozent der Bevölkerung mit einer Vitamin D-Unterversorgung leben. Ratsam sei es deshalb, den Mangel beim Hausarzt messen zu lassen und eventuell eine Supplementierung zu erwägen. Der Politik rät der Experte, die Zufuhrbegrenzung von 2.000 auf mindestens 4.000 Einheiten pro Tag anzuheben. "Chronische Krankheiten könnten dadurch sehr einfach zurückgedrängt werden. Erste ökonomische Studien dazu ergaben, dass durch Vitamin D-Gabe ein Return on Invest von 18:1 erreicht werden könnte. Pharmafirmen wollen davon freilich nichts wissen."
Autor: pressetext.de, Johannes Pernsteiner (Stand: 24.03.2011)