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Tipp des Tages

Lungenentzündung

Seit Einführung der 10 € Gebühr erlebe ich in der Praxis zu Beginn des 4.Quartals, also in den ersten Oktobertagen, immer wieder das Gleiche: Es kommen verhältnismäßig viele Patienten in die Sprechstunde oder erbitten einen Hausbesuch.

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Sie haben zum Teil schwere Infekte der oberen Luftwege, dazu gehört die Bronchitis, die Nasennebenhöhlenentzündung und auch die Lungenentzündung. Die Frage, warum die Patienten so spät kommen, wird meistens zunächst ausweichend behandelt; dann aber kommt heraus, dass sie 10 € Praxisgebühr sparen wollten, weil sie im davorliegenden „Sommer-Quartal“ gesund waren und nicht zum Arzt mussten.

Auch wenn ich mich bemühe diese „Geldbeutelentscheidung“ zu verstehen, so erkläre ich betroffenen Patienten schon, dass sie sich mit diesem Verhalten selbst schaden, weil in der verstrichenen Zeit aus einer harmlosen Erkältung oft eine schwere Entzündung geworden ist, z. B. in den Nasennebenhöhlen, den Bronchien oder der Lunge.

Gerade diese zuletzt genannte Lungenentzündung bedeutete vor der Entdeckung wirksamer Antibiotika häufig das „Todesurteil“.

Was ist eine Lungenentzündung?
Als Lungenentzündung oder Pneumonie (auf griechisch heißt die Lunge Pneumon) bezeichnet man alle entzündlichen Prozesse des Lungengewebes. Meistens sind die Lungenbläschen (Alveolen) betroffen, gelegentlich auch das Lungengerüst (Interstitium).

Ausgelöst wird die Lungenentzündung meist durch Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilze, chemische Reizstoffe (z. B. Benzin) oder eingeatmete Fremdkörper (z. B. Essensbissen).

Meistens trifft die Lungenentzündung als Folgeerkrankung auf, also nach einer anderen Krankheit wie einer Erkältung. Deshalb ist es wichtig selbst eine „harmlose“ Erkältung ernst zu nehmen, sich vom Arzt untersuchen und behandeln zu lassen.

Die zu unrecht belächelten Erkältungspräparate wie die Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin, ASS) stoppen den Entzündungsprozess, der Körper von den lästigen Beschwerden wie Schmerzen und Fieber wird befreit, so dass dann die Selbstheilungskräfte besser greifen können.

Die eigentliche Ursache der Lungenentzündung ist also meistens nicht der Erreger selbst, sondern eine durch ihn geschwächte Immunabwehr.

Bei der Lungenentzündung kann ein Lungenlappen befallen sein (= Lobärpneumonie) meistens verursacht durch Pneumokokken. Typisch für den Verlauf der Krankheit ist ein schlagartiger Beginn: Der Patient hat hohes Fieber und Schüttelfrost. Die Hustenanfälle sind oft so heftig, dass das Bett wackelt. Dank der modernen Medizin – u. a. gut wirksame Antibiotika – gibt es die typische Lobärpneumonie kaum noch.

Die heute am häufigsten anzutreffende Form der Lungenentzündung ist die so genannte Bronchopneumonie. Sie betrifft u. a. die kleinen Bronchien und tritt begrenzt und handförmig auf.

Das Risiko an einer Lungenentzündung zu erkranken, ist besonders hoch bei Kindern unter drei Jahren, bei sehr alten Menschen und bei Menschen deren körpereigene Abwehr geschwächt ist.

Die Beschwerden sind je nachdem welche Erreger die Lungenentzündung verursacht haben unterschiedlich: heftiger Husten, hohes Fieber mit Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopf-Gliederschmerzen. Der abgehustete oft grüne Schleim ist meist blutig.

Vorbeugung und Behandlung
Sinnvolle vorbeugende Maßnahmen sind eine Stärkung der Abwehr mit Vitaminen und Mineralstoffen, Wasseranwendungen wie z. B. Kneipp’sche Güsse, Sauna, regelmäßige Spaziergänge egal bei welchem Wetter und natürlich die Impfung gegen Pneumokokken, die am besten kombiniert mit der Grippeimpfung wird.

Das A und O der Behandlung ist aber die sofortige Gabe eines Antibiotikums in der richtigen Dosierung über einen bestimmten Zeitraum. Dieses Antibiotikum tötet die Bakterien ab und verhindert so die Ausbreitung der Krankheit. Die endgültige Überwindung der Lungenentzündung bleibt dem Organismus überlassen. Damit der Körper das schafft, braucht er Zeit und (Bett-)Ruhe, denn unser Abwehrsystem arbeitet besonders gut und intensiv in Ruhephasen.

Die Wahl des Antibiotikums ist heute nicht nur bei der Lungenentzündung, sondern gerade auch bei häufig durch Bakterien hervorgerufenen Bronchitis wichtig.

Viele ältere Antibiotika sind zwar billig, aber nicht mehr so gut wirksam. Oft ist es daher leider so, dass der Arzt bedingt durch den Budgetzwang zunächst ein preiswertes älteres Antibiotikum verordnet. Wirkt es nicht ausreichend muss noch ein Weiteres „nachgeschoben“ werden, was den Krankheitsverlauf unnötig verlängert und auch verteuert.

Unter den Antibiotika zur Behandlung der Lungenentzündung – und übrigens auch bei der häufig durch Bakterien hervorgerufenen Bronchitis – haben sich heutzutage so genannte moderne Chinolone, wie die Wirksubstanz Moxifloxacin sehr bewährt. Sie töten innerhalb von etwa drei Stunden die Bakterien, dem Patienten geht es merklich besser und er kann sich schneller erholen. Trotz dieser schnellen Wirkung muss aber die Dosierung und die Zeitdauer der Einnahme auch hier genau eingehalten werden, also beispielsweise täglich eine Tablette fünf Tage lang.

In einer Weiterentwicklung der Antibiotika hat sich insgesamt viel getan. So wirken moderne Wirkstoffe wie das oben genannte Chinolon nicht nur bakterienabtötend, sondern beeinflussen zudem auch die Immunabwehr günstig (immunmodulierend). Dies wirkt sich günstig für den weiteren (Langzeit-) Verlauf der chronischen Erkrankung aus.

Gerade Patienten mit z. B. Asthma oder chronischer Bronchitis, die sich aufgrund ihrer geschwächten Immunabwehr leicht auch die Pneumokokken einfangen, profitieren von dieser Behandlung. In medizinischen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass die infektionsfreien Abstände zwischen den Lungenentzündungen durch ein solches modernes Antibiotikum verlängert werden. Dadurch wird auch die Lebensqualität der Patienten verlängert.

Wer sich impfen lassen sollte
Eine Lungenentzündung lässt sich zwar heute normalerweise gut behandeln, aber besser ist es trotzdem, sie gar nicht erst zu bekommen. Deshalb hat im Juli 2006 die Ständige Impfkommission (STIKO) den Kreis derer erweitert, die sich gegen die Pneumonieerreger (Pneumokokken) impfen lassen sollten. Dies sind, kurz gefasst, alle mit einem nicht optimal ausgereiften Immunsystem.

Dies sind alle Kinder (die Impfung ist ab dem 2. Lebensmonat möglich), alle Personen über 60 Jahren, denn die Leistungsfähigkeit des Immunsystems nimmt mit dem Lebensalter ab. Ebenso sollten sich Menschen dann impfen lassen, wenn bei ihnen eine Grunderkrankung die Leistungsfähigkeit des Immunsystem einschränkt. Dies sind Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenleiden, Diabetes mellitus, Leber- und Nierenerkrankungen, Organtransplantierte, einem Fehlen der Milz, HIV oder Leukämie.

Nach einer Pneumokokkenimpfung dauert es ungefähr drei Wochen, bis der Schutz beginnt. Er hält dann fünf Jahre an.

Übrigens schützt auch die normale jährliche Grippeschutzimpfung, die man sich jetzt Anfang November geben lassen sollte, indirekt vor einer Lungenentzündung. Denn zu den häufigsten Komplikationen gehört bei einer die Grippe die Lungenentzündung.

Adressen:
Buchtipp
Heike Major von Schnell:
„Nur eine Lungenentzündung – Begegnung mit dem Tod“,
Verlag: Schnell Buch & Druck (August 2001)
ISBN: 387716790X, EUR 9.90.

Eine Lungenentzündung hätte sie fast das Leben gekostet. Aus nächster Nähe schildert die Autorin den Verlauf dieses einschneidenden Erlebnisses.

Deutsche Lungenstiftung e.V.,
Herrenhäuser Kirchweg 5, D-30167, Hannover,
Telefon: 05 11 / 215 51 10, Fax: 05 11 / 215 51 13,
tel. Sprechzeiten: Mo-Do 8-16, Fr 8-14 Uhr,
E-Mail: Deutsche.Lungenstiftung@t-online.de,
Internet: www.lungenstiftung.de.

Hier können Sie nach einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe fragen, oder auch nach Informationsmaterial.

Deutsche Atemwegsliga e. V.,
Burgstr. 12, 33175 Bad Lippspringe,
Internet: www.atemwegsliga.de,
E-Mail: Atemwegsliga.Lippspringe@t-online

Auf schriftliche Anfrage erhalten Sie Auskünfte über Lungenfachkliniken in Ihrer Nähe. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt

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