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Tipp des Tages

Nierensteine – oft geht es auch ohne OP

Leidet ein Patient unter einem schmerzenden Nierenstein, spielt sich meist das gleiche Drama ab: Die Partnerin oder Ehefrau ruft mich an, denn es sind immer noch überwiegend Männer von Nierensteinen betroffen. Und noch während sie mich begrüßt, höre ich das Wimmern und Klagen im Hintergrund und weiß Bescheid. Denn eine Nierenkolik – das sind meist durch Nierensteine ausgelöste krampfartige Schmerzen im Bauchraum – ist fast unerträglich.

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Der Schmerz befindet dabei hauptsächlich hinten in den Lenden rechts und links neben der Wirbelsäule, hier liegen beiden Nieren. Er kann nach vorne in den Genitalbereich ausstrahlen, sodass auch Schmerzen in den Hoden bzw. in den großen Schamlippen entstehen. Typisch ist ein Wechsel zwischen starken Schmerzphasen und beschwerdefreien Zeiten. Manchmal ist Blut im Urin zu sehen, da die Steinchen eventuell die Schleimhäute der Harnwege verletzen. Auch können Schweißausbrüche, Fieber und Schüttelfrost auftreten. Hier sollten Sie sofort den Arzt holen, da sich vielleicht die Harnwege entzündet haben (Urosepsis), was lebensgefährlich ist.

Was ist ein Nierenstein?
Ein Nierenstein besteht aus harmlosen Stoffen, die normal im Körper als Abfallprodukte anfallen und über den Urin ausgeschieden werden. Am häufigsten sind dies Kalzium-Oxalat, Kalzium-Phospat oder Harnsäure, aber auch Magnesium-Ammonium-Phosphat und Zystin. Allerdings bildet normalerweise ein Gesunder genügend Hemmstoffe, um die Verklumpung der Salze zu verhindern. Nicht aber bei „Steinträgern“: Bei ihnen liegt meistens eine angeborene Stoffwechselstörung vor, sodass ihnen die Hemmstoffe fehlen und die Salze verklumpen. Der Vorgang findet in den Nieren statt, weil hier der Harn gebildet wird.

Die verklumpten und nun schwereren Mineralsalzbröckchen können nun nicht mehr so leicht mit dem Urin nach draußen transportiert werden. Sie setzen sich ab, vorzugsweise im Nierenbecken, wo sich der gebildet Harn sammelt, um dann durch Harnleiter in die Blase zu fließen. Wo sich schon ein verhärteter Mineralsalzklumpen abgesetzt hat, da lagern sich schnell weitere Salze an, sodass der Klumpen immer größer wird. Irgendwann drückt er sich in die Wände des Nierenbeckens ein.

Dies verursacht Druckschmerzen im Lendenbereich und stört außerdem die Nierenfunktion. Möglicherweise wird der Stein in den Harnleiter (Ureter) weitertransportiert. Der versucht den Stein durch krampfartige Bewegungen loszuwerden, – und das tut weh!

Therapie
Komme ich zu einem solchen Patienten, dann gebe ich immer sofort ein starkes und entzündungshemmendes Schmerzmittel. Dann muss ich überlegen, wie ich den Stein wegbekomme. Früher gab man diesen Patienten jede Menge Wasserinfusionen mit der Idee, dass die Nieren dadurch gut durchgespült und die Steine herausgeschwemmt werden. Eine solche Schwemmtherapie wird heute nicht mehr durchgeführt, weil sie die Druckschmerzen innerhalb der Nieren verstärkt und auch zu Rissen in der Steinumgebung führen kann.

Aber wie wird nun ein Nierenstein behandelt? Zuerst einmal wird die Lage des Steins (bzw. der Steine) radiologisch oder durch Ultraschall geortet und die Größe bestimmt. Bei kleineren Steinen gibt der Arzt krampflösende Medikamente gegen den Schmerz, hier helfen auch warme Bäder. Weiterhin ist es wichtig, viel zu trinken. Und dann geht es los: Jetzt müssen Sie hüpfen! Oft wird der Stein (bis 4 oder auch 8 Millimeter) spontan freigesetzt.

Kleinere Kalziumoxalat- sowie Harnsäuresteine können auch medikamentös aufgelöst werden. Dazu verwendet man klassischerweise sogenannte Alkali-Zitrate (gängigstes Mittel: Uralyt-U.) Diese Stoffe entsäuern den Harn, verhindern das Verklumpen der auszuscheidenden Salze und können bereits verklumpte Nierensteine bis zu einer gewissen Größe auflösen.

Größere Steine werden mit Ultraschall-Stoßwellen zertrümmert. Dieses Verfahren nennt man auch „Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie“ (kurz: ESWL). Eine Behandlung dauert etwa 30 Minuten und kann auch ambulant durchgeführt werden. Dabei wird die Schallstoßwelle des Steinzertrümmerers auf den Stein gezielt. Im Stein selbst wird dabei die höchste Energie erreicht, das umliegende Gewebe aber geschont. Die Steine zerfallen in sandkorngroße Partikel und werden über die Harnwege ausgeschieden.

In wenigen Fällen (8 bis 15 Prozent) sind auch mehrere Sitzungen nötig. Die Behandlung kann ohne Narkose durchgeführt werden, gelegentlich wird etwas Schmerzmittel oder eine örtliche Betäubung eingesetzt. Die Komplikationen sind sehr gering. ESWL wird bei Steinen bis 2 Zentimetern eingesetzt und hat eine Erfolgsrate von über 90 Prozent.

Damit sich aus den zertrümmerten Partikeln nicht gleich wieder die nächsten Steine bilden, ist es wichtig, die schon erwähnten Alkali-Zitrate einzunehmen. Diese lösen die verbleibende „Steinstraße“ aus, so lautet der Fachausdruck für den zertrümmerten Steinstaub, der noch im Nierenbecken und im Harnleiter liegen geblieben sind.

Für andere als die genannten Kalzium- und Harnsäuresteine müssen meist zusätzliche Geschütze aufgefahren werden, denn diese sind oft harte Burschen, die sich nicht so leicht auflösen oder zertrümmern lassen. Hier ist dann ein operativer Eingriff nicht immer zu vermeiden.

Wiederauftreten verhindern
Nach einer Steintherapie kommt es darauf an, ein Wiederauftreten so lange wie möglich hinauszuzögern. Dies nennt man Metaphylaxe. Sie beruht auf drei Grundsätzen:

  1. Trinken Sie viel. Damit verdünnen Sie die steinträchtigen Substanzen im Urin. Die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren muss zwei Liter pro Tag betragen, um das zu erreichen, sollten Sie fast drei Liter über den Tag verteilt trinken.
  2. Halten Sie eine „Steindiät“ ein, diese hängt von der Zusammensetzung Ihres Nierensteines ab (siehe Extra-Kasten).
  3. Nehmen Sie regelmäßig ein Alkali-Zitrat-Präparat ein (Uralyt-U), bei ausreichendem Beleg einer Steinbildung verschreibt es Ihnen Ihr Arzt und Sie müssen es nicht selbst kaufen.

Richtige Ernährung: Die Steindiät
Eine gute Ernährung kann ein Nierensteinleiden zwar nicht komplett verhindern, aber sie macht das Auftreten eines Steines unwahrscheinlicher. Wichtig ist:
  • Trinken Sie drei Liter pro Tag.
  • Essen Sie weniger Fleisch, Fisch und Geflügel. Denn hier befinden sich „Fleischproteine“, welche den Urin sauer machen, was die Steinbildung fördert. Auch reichern Fleischproteine die Konzentration von Kalzium, Oxalat und Harnsäure im Harn an, dies sind die Grundstoffe der meisten Nierensteine. 
  • Meiden Sie Schwarztee (auch in Eistee enthalten), sowie Bier, Spinat und Rhabarber, wenn Sie unter Kalziumoxalatsteinen leiden, denn hierin ist viel Oxalat enthalten.
  • Meiden Sie Innereien, Haut von Fisch und Geflügel, sie enthalten Purine, diese bilden Harnsäure.
  • Nehmen Sie viel Kalzium (Milchprodukte, Käse) zu sich, denn das brauchen Sie für Ihre Knochen (Wichtig: 1 Gramm Kalzium pro Tag!). Für die Entstehung von Nierensteinen ist das Oxalat – und nicht das Kalzium – entscheidend!
  • Essen Sie viel Gemüse und Früchten. Ein solche alkalireiche Kost entsäuert den Urin und regt die vermehrte Ausscheidung von „Verklumpungshemmstoffen“ an. So können sich die Grundstoffe von Nierensteinen nicht zu Steinen zusammenfinden, auch wenn sie im Urin vorhanden sind.
  • Schränken Sie Ihren Salzgebrauch ein.

Wichtige Adressen
Kluthe, Reinhold; Quirin, Herbert: Abwechslungsreiche Diät für Nierenkranke, Trias-Verlag 1998, EUR 22,95.
Kriehuber, Ernst; Kriehuber, Johanna: Diät bei Erkrankungen der Nieren, Verlag Maudrich 1992, EUR 14,--.

Moderne Nierensteinzertrümmerung: Klinik und Poliklinik für Urologie der Universität Mainz, Langenbeckstr. 1, Mainz, Tel.: 06131 / 17-0.

Haben Sie Fragen zu Nierensteinen, können Sie diese adressieren an den Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. und Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.: patienten@urologenportal.de. Auf der Homepage finden Sie auch eine Urologensuchmaschine: www.urologenportal.de.

Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Urologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53127 Bonn, Tel.: 0228 / 287 - 0

Universitätsklinikum Ulm, Urologie, Prittwitzstraße 43, 89075 Ulm, Tel.: 0731 / 500-27800.

Universitätsklinikum Jena, Klinik für Urologie, Lessingstraße 1, 07743 Jena, 03641-935040.

Autor: Dr. med. Günter Gerhardt

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