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Tipp des Tages

Gebärmutterhalskrebs: Eine Krankheit verliert ihren Schrecken

Noch Anfang der 70er Jahre war der Gebärmutterhalskrebs die häufigste Krebsart bei Frauen. Doch dies hat sich mit Einführung des gesetzlichen Früherkennungsprogramms im Jahr 1971 geändert. Seit dieser Zeit bieten nämlich die Krankenkassen den Frauen an, dass sie ab dem 20. Lebensjahr einmal im Jahr kostenlos die gynäkologische Krebsvorsorge in Anspruch nehmen dürfen, ab dem 35. Geburtstag sogar halbjährlich. Seitdem werden Zellveränderungen am Gebärmutterhals meist schon in der Vorstufe entdeckt und entfernt.
Die Vorstufen zählen aber noch nicht zu den Krebserkrankungen, weshalb die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs von Platz 1 auf Platz 10 gesunken ist. Das Durchschnittsalter von Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs im Frühstadium (In-situ-Karzinom) liegt bei etwa 35 Jahren. Bei Frauen ab dem 60. Lebensjahr wird häufiger Krebs im fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Insgesamt erkranken daran pro Jahr 6500 Frauen in Deutschland. Viel zu viele, wenn man bedenkt, dass mit einer harmlosen und schmerzfreien Vorsorgeuntersuchung auch diese Fälle vermeidbar wären.

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Ursache

Die Ursache dieser Erkrankung ist geklärt. So wird Gebärmutterhalskrebs ausschließlich durch humane Papillomaviren (HPV) verursacht. Es gibt mehr als 100 verschiedene humane Papillomaviren. Die meisten davon sind harmlos, sie können z. B. die normalen Warzen und auch die unschönen Genitalwarzen verursachen. Daneben gibt es aber auch die „high risk“(hohes Risiko)-Viren. Zu ihnen gehören auch die Typen HPV 16 und 18, die in mehr als 70 Prozent der Fälle an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt sind.
Übertragen wird das Virus vor allem beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Raucherinnen haben übrigens ein um 60 Prozent erhöhtes Risiko, einen Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln. Auch Frauen, die mit der Pille verhüten, entwickeln eher einen Gebärmutterhalskrebs. Allerdings ist unklar, ob das erhöhte Risiko eine Nebenwirkung der Hormone ist oder ob es darauf zurückgeht, dass Kondome seltener benutzt werden.

Verlauf und Anzeichen

In den meisten Fällen verläuft die Ansteckung unbemerkt und die Viren verschwinden innerhalb eines Jahres wieder von selbst. Ein bis zehn Prozent der Betroffenen entwickeln jedoch Krankheitssymptome. Verdächtig sind zyklusunabhängige Schmierblutungen, besonders nach den Wechseljahren. Auch kleine Blutungen beim Geschlechtsverkehr und unangenehm riechender Ausfluss sind erste Warnhinweise. Kommen Schmerzen im Beckenbereich hinzu, oder sogar erschwerter Stuhlgang oder Blut im Urin ist höchste Alarmstufe gegeben, denn das kann bedeuten, dass der Krebs schon in Nachbarorgane hineingewachsen ist.

Pap-Abstrich

Der Gynäkologe oder die Gynäkologin kann den Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen mit dem sogenannten Pap-Abstrich feststellen. Diese Untersuchung wurde in den 40er Jahren von ihrem Namensgeber, dem griechischen Arzt George Papanicolaou, entwickelt. Dabei streicht der Arzt/die Ärztin mit einem speziellen Wattestäbchen oder einem Spatel ein paar Zellen vom Gebärmutterhals ab (medizinisch: Zellabstrich). Die Zellprobe wird in einem Labor eingefärbt und unter dem Mikroskop begutachtet. Die Ergebnisse des Pap-Abstrichs werden in fünf Gruppen eingeteilt.

Pap I :  Zellbild normal, unverdächtiger Zellbefund
Pap II :  Einzelne atypische, aber nicht schwerwiegende Zellveränderungen, werden häufig durch Entzündungen ausgelöst
Pap III :  Unklares Zellbild, das nicht eindeutig als gutartig oder bösartig zu beurteilen ist
Pap III d :  leichte bis mäßig abnorme Zellveränderungen
Pap IV a/b :  schwere, abnorme Zellveränderung; bei Pap IV b ist eine frühe Krebsform nicht auszuschließen
Pap V :  nachweisbare bösartige Tumorzellen.

Behandlung

Wurde ein Krebs festgestellt, richtet sich die Behandlungsmethode nach dem Stadium der Krebserkrankung. Im Frühstadium reicht oft eine Laserbehandlung, bei der das Krebsgewebe zerstört wird. Andernfalls kommt eine „Konisation“ in Frage: Dabei wird über der Scheide ein Gewebekegel aus dem Gebärmutterhals entfernt. Bei größeren Geschwulsten muss meist die Gebärmutter entfernt werden. Unter Umständen schließt an die Operation eine Strahlentherapie an, häufig kombiniert mit einer Chemotherapie.

Eine kritische Diagnose ist Pap III d, hier besteht der Verdacht auf eine Krebsvorstufe. Zum Glück bleiben auch hier 80 Prozent der Patientinnen mit diesem Befund vom Krebs verschont, die Zellveränderungen gehen von alleine wieder zurück. Doch bei welchen Frauen dies der Fall ist, und bei welchen nicht, lässt sich mit dem Pap-Test nicht vorhersagen. Deswegen wird meistens entschieden, doch schon eine „Konisation“ durchzuführen.

Bei Frauen, die noch Kinder bekommen wollen, kann das später problematisch werden. Für sie gibt es seit dem vorletzten Jahr ein brandneues Verfahren: Es ist der „Cytoaktiv-Test“, mit dem in den Krebsvorstufen ein Protein nachgewiesen werden kann. Ist das Protein vorhanden, kann man davon ausgehen, dass das Immunsystem des Körpers aktiviert wird und der Körper alleine mit der Infektion fertig wird. Damit fällt die Notwendigkeit für die Operation weg. Der Test wird von den Krankenkassen bezahlt. 

Eine weitere Neuigkeit, mit der der Gebärmutterhalskrebs seinen Schrecken verliert, ist die Impfung, die seit letztem Jahr auf dem Markt ist, und die im April 2007 auch von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfohlen wurde (siehe unten). Damit ist es erstmals in der Geschichte der Medizin möglich, gegen Krebs zu impfen!

Wer sollte sich impfen lassen?

In jungen Jahren ist der Gebärmutterhals besonders empfindlich für eine Infektion, deshalb infizieren sich Frauen oft schon in ihrer Jugend. Insbesondere für diese jungen Frauen ist der Impfstoff gedacht. Er regt das Immunsystem dazu an, selbst schützende Eiweißstoffe gegen das HPV zu produzieren. Die Impfung wird in drei Schritten über einen Zeitraum von sechs Monaten durchgeführt: Zwei Monate nach der ersten (intramuskulären) Spritze erfolgt die zweite Gabe.

Der Impfschutz hält nach bisherigen Erkenntnissen mindestens fünf Jahre lang an und schützt vor einer Ansteckung mit den HPV-Typen 6, 11, 16 und 18. Die Kostenübernahme für eine Impfung wird von manchen Kassen bis zum Alter von 25 Jahren (bei einigen auch bis zum 30. Lebensjahr) getragen. Die STIKO weist allerdings ausdrücklich darauf hin, dass auch Frauen älter als 17 davon profitieren. Sinnvoll ist dies vor allem bei häufigem Partnerwechsel. Aber auch Patientinnen mit immer wiederkehrenden Feigwarzen profitieren von der Impfung. Sie müssen allerdings die Kosten i.H.v. 540 EUR selbst bezahlen.

Wichtige Adressen

Hotline-Nr.: 01805/830833: Hier können Sie die Adressen von Frauenärzten erfragen, welche den Cytoaktiv-Test anwenden.

Deutsche Krebshilfe e.V.
Buschstraße 32
53113 Bonn
Tel. 0228 / 2990-0
E-Mail: deutsche@krebshilfe.de
Hier können verschiedene Broschüren angefordert werden!

Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs e.V.
Bundesverband e.V.
B6, 10/11
68157 Mannheim
Tel.: 0621 - 24434
Email: kontakt@frauenselbsthilfe.de

Informationsdienst Krebsschmerz
Tel.: 06221 – 422000
Mo-Fr. 13 – 17 Uhr
www.ksid.de

Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 – 42 – 0
www.dkfz-heidelberg.de Autor: Dr. med. Günter Gerhardt

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