Tipp des Tages
Gürtelrose – Auslöser ist ein Virus mit Dornröschen-Schlaf
Es ist ein besonders heimtückischer Krankheitserreger, das Varizella-Zoster-Virus, und es wird meist bereits während der Kindheit übertragen. Die Krankheit, die sich daraufhin bildet, ist jedem gut bekannt, denn es trifft fast jedes Kind einmal. Die Rede ist von den Windpocken: Dabei bilden sich am ganzen Körper juckende Pusteln, die die Kinder aber nicht aufkratzen dürfen, weil sonst Narben übrig bleiben. Nach spätestens zwei Wochen ist die Krankheit dann überstanden und die Kinder sind in der Regel gegen eine erneute Ansteckung immun.
Krankheitsverlauf
Sie kündigt sich meist mit Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen und leichter Temperaturerhöhung an. Dort wo sich die Viren ausbreiten, kommt es zu dumpfen oder ziehenden Schmerzen. Nach drei bis fünf Tagen bricht die Krankheit dann richtig aus: Es kommt zu dem typischen Hautausschlag mit Rötungen und eitrige Bläschen. Der Schmerz kann brennend werden. Auch zusätzliche Missempfindungen, z. B. ein Taubheitsgefühl, sind im gesamten befallenen Gebiet möglich. Nach zwei bis vier qualvollen Wochen klingt die Gürtelrose wieder ab.
Verschiedene Formen
Meist befallen die Viren den Rumpf, dies ist dann die typische Gürtelrose. Bei vielen Patienten ist aber auch das Gesicht betroffen. Hier haben die Viren einen der Hirnnerven besiedelt, am häufigsten ist es der zu den Augen führende Ast des Trigeminusnervs, der auch als der sensible Gesichtsnerv bekannt ist (medizinisch: Zoster ophthalmicus).
In diesem Fall schmerzt der Bereich um die Augen herum bis über die Stirn nach oben zum Haaransatz. Wenn hingegen der Nervus facialis befallen ist, das ist ein anderer Hirnnerv, dann kann die Ohrmuschel in Mitleidenschaft gezogen werden (medizinisch: Herpes oticus). Die schmerzhaften Bläschen sitzen auf der Ohrmuschel, im äußeren Gehörgang und auf dem Trommelfell, zum Teil auch auf der Zunge und am Gaumen.
Anschließend oft: Post-Zoster-Neuralgie
Bei etwa jedem fünften Patienten ist es damit immer noch nicht getan. Sie erwerben anschließend auch noch eine chronische Schmerzerkrankung, die Post-Zoster-Neuralgie (PZN). Hier bleiben die Schmerzen dann über ein bis zwei Jahre weiter bestehen, auch wenn die Hautrötungen und -pusteln nicht mehr sichtbar sind. Diese chronischen Nervenschmerzen können so schlimm sein, dass sie manche Patienten sogar schon in den Selbstmord getrieben haben.
Behandlung
Wichtig ist es also, mit den Krankheitsanzeichen sofort zum Arzt / zur Ärztin zu gehen. Er kann zwar die Viren, die sich im Nervensystem eingenistet haben, nicht beseitigen. Aber er kann die Krankheitsanzeichen der Gürtelrose mittlerweile recht gut behandeln. Bei einer leichten Form wird er eine Zinkpaste verschreiben, welche die Pusteln austrocknet und die Entzündung abklingen lässt.
Bei mittleren und schweren Formen aber gibt es heutzutage eigentlich nur ein zeitgemäßes Therapieverfahren, nämlich die Behandlung mit einem virushemmenden Wirkstoff (Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir). Dieser wird entweder in Tablettenform oder als Infusion verabreicht. Er soll die Verschlimmerung der Gürtelrose verhindern und die Krankheitsdauer verkürzen. Wenn das Innenohr betroffen ist, ist zusätzlich ein Antibiotikum sinnvoll, damit sich keine bakterielle Zweitinfektion bildet.
In vielen Fällen sind aber die quälenden Schmerzen das Hauptproblem bei der Gürtelrose. Deswegen gehört immer auch Schmerzmittel zur Behandlung dazu. Diese muss der Arzt lange genug geben, auch dann wenn die Entzündung schon abgeklungen ist, damit sich kein Schmerzgedächtnis ausbildet und der Schmerz gar nicht mehr weggeht.
Bei einer rechtzeitiger antiviralen Behandlung aber, kombiniert mit einer ausreichend langen Schmerztherapie, wird die Gefahr eines chronischen Schmerzes bzw. einer späteren Post-Zoster-Neuralgie unwahrscheinlich.
Neu: Impfung gegen Gürtelrose
Leider aber kann eine Gürtelrose immer wieder ausbrechen. Mit zunehmendem Alter wird dies sogar wahrscheinlicher, weil hier die Aktivität des Immunsystems nachlässt. Auch wird die Behandlung schwieriger, weil ältere Menschen oft schon andere Medikamente bekommen, sodass es zu Wechselwirkungen kommen kann. Zum Glück steht für Menschen ab 60 ein Impfstoff gegen die Gürtelrose und ihre gefürchteten Komplikationen, die chronischen Nervenschmerzen kurz vor der Zulassung (innerhalb der nächsten Monate).
Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Viren. Dieser sorgt dafür, dass die körpereigene Immunabwehr auf die Erreger gelenkt wird. Für Kinder ist der Impfstoff schon seit einiger Zeit auf dem Markt und wird auch von der ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Für die erwachsenen Patienten wurde der Gehalt an abgeschwächten Viren um den Faktor 14 erhöht. Getestet wurde der Impfstoff an rund 40 000 Patienten, mit dem folgenden Ergebnis: Durch die Impfung können 61 Prozent der Krankheitsfälle verhindert und eine Post-Zoster-Neuralgie um 66,5 Prozent vermieden werden. Falls trotz Impfung eine Gürtelrose auftritt, verläuft diese milder und mit weniger Komplikationen.
Wie groß ist die Ansteckungsgefahr?
Das Virus, das die Gürtelrose auslöst, ist einer der ansteckendsten Erreger überhaupt. Nicht umsonst heißt die entsprechende Kinderkrankheit „Windpocken“. Wie der Name vermuten lässt, kommt das Virus wie mit dem Wind geflogen. Es kann mehrere Meter Entfernung durch Luftschächte, offene Fenster und Korridore von Mensch zu Mensch überwinden. Im Erwachsenenalter ist es nicht viel anders. Auch die Gürtelrose ist ansteckend, und zwar vom Auftreten der ersten Bläschen bis zur vollständigen Verkrustung.
Die Ansteckungsgefahr ist jedoch aus zwei Gründen geringer als bei den Windpocken: Erstens sind die betroffenen Areale meist durch Kleidung bedeckt. Zweitens sind schätzungsweise 95 Prozent der erwachsenen Menschen immun gegen die Herpes-Zoster-Viren, weil sie in ihrer Kindheit die Windpocken durchgemacht hatten. Und wenn die restlichen fünf Prozent mit den Viren in Berührung kommen, bildet sich bei ihnen nicht direkt eine Gürtelrose, sondern auch zuerst die Erkrankung an Windpocken.
Die größte Ansteckungsgefahr von einem Patienten mit Gürtelrose besteht also für Kinder und auch Ungeborene, die noch nie die Windpocken hatten.
Wichtige Adressen
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Frauenlobstr. 9-11, 80337 München, Tel.: 089 / 51 606 010, Fax: 089 / 51 606 007, Internet: http://derma.klinikum.uni-muenchen.de
Schmerzklinik Bad Mergentheim, Fachklinik zur Behandlung chronischer Schmerzen,
Schönbornstr. 10, 97980 Bad Mergentheim, Tel.: 07931 / 539354, Internet: www.schmerzklinik.com
Universitätsklinikum A.ö.R. Leipzig, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, 04103 Leipzig, Stephanstrasse 11, Tel.: 0341/ 9718600, Internet: medizin.uni-leipzig.de
Deutsche Schmerzliga e. V. – Auskunftsdienst zu regionalen Schmerzspezialisten, Schmerztelefon, werktags zwischen 09.00 Uhr und 12.00 Uhr, Tel.: 069/299880-75
Deutsche Schmerzhilfe e.V. – Bundesverband, Sietwende 20, 21720 Grünendeich, Tel.: 04142 / 81 04 34, Fax: 04142 / 81 04 35 (Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.30 Uhr,
Dienstag bis Donnerstag von 14.30 bis 16.30 Uhr), Internet: www.schmerzhilfe.de . Vermittlung von lokalen Selbsthilfegruppen für Schmerzpatienten. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
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Aber leider kann das Windpockenvirus nicht komplett vom Immunsystem des Körpers besiegt werden. Es wird nur zurückgedrängt und geht in den Nervenknoten (med. Ganglien) entlang der Wirbelsäule auf Tauchstation. Dort hält es sozusagen einen Schlaf, – aber nur solange das Immunsystem stark genug ist, die Viren in Schach zu halten. Ist es aber einmal stark geschwächt, z. B. durch Dauerstress oder eine schwere Krankheit, besteht die große Gefahr, dass die Windpockenviren wieder aktiv werden und sich daraus eine Gürtelrose (Herpes Zoster) entwickelt. Dann breiten sie sich entlang der Spinalnerven aus. Diese liegen, ausgehend von der Wirbelsäule, gürtelförmig um den Körper herum, daher kommt auch der Name Gürtelrose.Krankheitsverlauf
Sie kündigt sich meist mit Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen und leichter Temperaturerhöhung an. Dort wo sich die Viren ausbreiten, kommt es zu dumpfen oder ziehenden Schmerzen. Nach drei bis fünf Tagen bricht die Krankheit dann richtig aus: Es kommt zu dem typischen Hautausschlag mit Rötungen und eitrige Bläschen. Der Schmerz kann brennend werden. Auch zusätzliche Missempfindungen, z. B. ein Taubheitsgefühl, sind im gesamten befallenen Gebiet möglich. Nach zwei bis vier qualvollen Wochen klingt die Gürtelrose wieder ab.
Verschiedene Formen
Meist befallen die Viren den Rumpf, dies ist dann die typische Gürtelrose. Bei vielen Patienten ist aber auch das Gesicht betroffen. Hier haben die Viren einen der Hirnnerven besiedelt, am häufigsten ist es der zu den Augen führende Ast des Trigeminusnervs, der auch als der sensible Gesichtsnerv bekannt ist (medizinisch: Zoster ophthalmicus).
In diesem Fall schmerzt der Bereich um die Augen herum bis über die Stirn nach oben zum Haaransatz. Wenn hingegen der Nervus facialis befallen ist, das ist ein anderer Hirnnerv, dann kann die Ohrmuschel in Mitleidenschaft gezogen werden (medizinisch: Herpes oticus). Die schmerzhaften Bläschen sitzen auf der Ohrmuschel, im äußeren Gehörgang und auf dem Trommelfell, zum Teil auch auf der Zunge und am Gaumen.
Anschließend oft: Post-Zoster-Neuralgie
Bei etwa jedem fünften Patienten ist es damit immer noch nicht getan. Sie erwerben anschließend auch noch eine chronische Schmerzerkrankung, die Post-Zoster-Neuralgie (PZN). Hier bleiben die Schmerzen dann über ein bis zwei Jahre weiter bestehen, auch wenn die Hautrötungen und -pusteln nicht mehr sichtbar sind. Diese chronischen Nervenschmerzen können so schlimm sein, dass sie manche Patienten sogar schon in den Selbstmord getrieben haben.
Behandlung
Wichtig ist es also, mit den Krankheitsanzeichen sofort zum Arzt / zur Ärztin zu gehen. Er kann zwar die Viren, die sich im Nervensystem eingenistet haben, nicht beseitigen. Aber er kann die Krankheitsanzeichen der Gürtelrose mittlerweile recht gut behandeln. Bei einer leichten Form wird er eine Zinkpaste verschreiben, welche die Pusteln austrocknet und die Entzündung abklingen lässt.
Bei mittleren und schweren Formen aber gibt es heutzutage eigentlich nur ein zeitgemäßes Therapieverfahren, nämlich die Behandlung mit einem virushemmenden Wirkstoff (Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir). Dieser wird entweder in Tablettenform oder als Infusion verabreicht. Er soll die Verschlimmerung der Gürtelrose verhindern und die Krankheitsdauer verkürzen. Wenn das Innenohr betroffen ist, ist zusätzlich ein Antibiotikum sinnvoll, damit sich keine bakterielle Zweitinfektion bildet.
In vielen Fällen sind aber die quälenden Schmerzen das Hauptproblem bei der Gürtelrose. Deswegen gehört immer auch Schmerzmittel zur Behandlung dazu. Diese muss der Arzt lange genug geben, auch dann wenn die Entzündung schon abgeklungen ist, damit sich kein Schmerzgedächtnis ausbildet und der Schmerz gar nicht mehr weggeht.
Bei einer rechtzeitiger antiviralen Behandlung aber, kombiniert mit einer ausreichend langen Schmerztherapie, wird die Gefahr eines chronischen Schmerzes bzw. einer späteren Post-Zoster-Neuralgie unwahrscheinlich.
Neu: Impfung gegen Gürtelrose
Leider aber kann eine Gürtelrose immer wieder ausbrechen. Mit zunehmendem Alter wird dies sogar wahrscheinlicher, weil hier die Aktivität des Immunsystems nachlässt. Auch wird die Behandlung schwieriger, weil ältere Menschen oft schon andere Medikamente bekommen, sodass es zu Wechselwirkungen kommen kann. Zum Glück steht für Menschen ab 60 ein Impfstoff gegen die Gürtelrose und ihre gefürchteten Komplikationen, die chronischen Nervenschmerzen kurz vor der Zulassung (innerhalb der nächsten Monate).
Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Viren. Dieser sorgt dafür, dass die körpereigene Immunabwehr auf die Erreger gelenkt wird. Für Kinder ist der Impfstoff schon seit einiger Zeit auf dem Markt und wird auch von der ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Für die erwachsenen Patienten wurde der Gehalt an abgeschwächten Viren um den Faktor 14 erhöht. Getestet wurde der Impfstoff an rund 40 000 Patienten, mit dem folgenden Ergebnis: Durch die Impfung können 61 Prozent der Krankheitsfälle verhindert und eine Post-Zoster-Neuralgie um 66,5 Prozent vermieden werden. Falls trotz Impfung eine Gürtelrose auftritt, verläuft diese milder und mit weniger Komplikationen.
Wie groß ist die Ansteckungsgefahr?
Das Virus, das die Gürtelrose auslöst, ist einer der ansteckendsten Erreger überhaupt. Nicht umsonst heißt die entsprechende Kinderkrankheit „Windpocken“. Wie der Name vermuten lässt, kommt das Virus wie mit dem Wind geflogen. Es kann mehrere Meter Entfernung durch Luftschächte, offene Fenster und Korridore von Mensch zu Mensch überwinden. Im Erwachsenenalter ist es nicht viel anders. Auch die Gürtelrose ist ansteckend, und zwar vom Auftreten der ersten Bläschen bis zur vollständigen Verkrustung.
Die Ansteckungsgefahr ist jedoch aus zwei Gründen geringer als bei den Windpocken: Erstens sind die betroffenen Areale meist durch Kleidung bedeckt. Zweitens sind schätzungsweise 95 Prozent der erwachsenen Menschen immun gegen die Herpes-Zoster-Viren, weil sie in ihrer Kindheit die Windpocken durchgemacht hatten. Und wenn die restlichen fünf Prozent mit den Viren in Berührung kommen, bildet sich bei ihnen nicht direkt eine Gürtelrose, sondern auch zuerst die Erkrankung an Windpocken.
Die größte Ansteckungsgefahr von einem Patienten mit Gürtelrose besteht also für Kinder und auch Ungeborene, die noch nie die Windpocken hatten.
Wichtige Adressen
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Frauenlobstr. 9-11, 80337 München, Tel.: 089 / 51 606 010, Fax: 089 / 51 606 007, Internet: http://derma.klinikum.uni-muenchen.de
Schmerzklinik Bad Mergentheim, Fachklinik zur Behandlung chronischer Schmerzen,
Schönbornstr. 10, 97980 Bad Mergentheim, Tel.: 07931 / 539354, Internet: www.schmerzklinik.com
Universitätsklinikum A.ö.R. Leipzig, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, 04103 Leipzig, Stephanstrasse 11, Tel.: 0341/ 9718600, Internet: medizin.uni-leipzig.de
Deutsche Schmerzliga e. V. – Auskunftsdienst zu regionalen Schmerzspezialisten, Schmerztelefon, werktags zwischen 09.00 Uhr und 12.00 Uhr, Tel.: 069/299880-75
Deutsche Schmerzhilfe e.V. – Bundesverband, Sietwende 20, 21720 Grünendeich, Tel.: 04142 / 81 04 34, Fax: 04142 / 81 04 35 (Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.30 Uhr,
Dienstag bis Donnerstag von 14.30 bis 16.30 Uhr), Internet: www.schmerzhilfe.de . Vermittlung von lokalen Selbsthilfegruppen für Schmerzpatienten. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
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