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Tipp des Tages

Entzündliche Darmerkrankungen

Es sind zwei unterschiedliche Erkrankungen, die dennoch meist in einem Atemzug genannt werden: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Denn das Hauptkrankheitsanzeichen ist bei beiden Krankheiten dasselbe: schwerer Durchfall mit krampfartigen Bauchschmerzen, die schubweise auftreten. Beides sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

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Wie schlimm das ist, kann jeder von Ihnen mitfühlen, der im Urlaub schon einmal etwas Schlechtes gegessen oder getrunken hat, – und dann fürchterlich unter Montezumas Rache zu leiden hatte. Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung geht es aber ihr Leben lang so: Dies kann unter anderem bedeuten, alle 30 Minuten zur Toilette rennen zu müssen. An Durchschlafen ist dann ebenfalls nicht zu denken. Oft bleibt Betroffenen auch eine Windeleinlage nicht erspart.

Das sind die Unterschiede

Bei Morbus Crohn – benannt nach dem amerikanischen Gastroenterologen Dr. Burrill Crohn – können alle Abschnitte des Verdauungstraktes vom Mund bis zum After von der Entzündung betroffen sein. Besonders häufig ist der untere Abschnitt des Dünndarms befallen. Bei der Colitis ulcerosa – das heißt übersetzt knotenartige Dickdarmentzündung – tritt die Entzündung vor allem im Dickdarm auf, die dann aber auf das umliegende Gewebe im Bauchraum übertreten kann.
Der erfahrene Arzt merkt deswegen auch schon an der Lage des Schmerzes, um welche der beiden Krankheiten es sich handelt. Befindet sich der Schmerz eher links und Rechts, also an den Seiten des Unterleibs, ist es eine Colitis Ulcerosa. Beim Morbus Crohn schmerzt meist eher der gesamte Unterleib.

Krankheitsanzeichen

Bei beiden Krankheiten kann es zur Beteiligung anderer Organe kommen. Häufig sind es Gelenkentzündungen an Armen und Beinen, gelegentlich auch an der Wirbelsäule. Je schwerer die Darmentzündung ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass es zu einer solchen Gelenkentzündung kommt.

Oft treten auch Hautveränderungen auf. An den Unterschenkeln sind dann blaurote und schmerzende Knoten sichtbar. Im Mund verändert sich die Schleimhaut. Bindehautentzündungen und andere Augenentzündungen können dem Betroffenen auch zu schaffen machen. Am häufigsten zeigen sich Mangelerscheinungen, die durch die gestörte Aufnahme von Eiweißen, Vitaminen und Minerastoffen entstehen und die medikamentös ausgeglichen werden müssen.

Diagnose durch den Arzt

Wenn Sie wegen Ihrer Durchfälle zum Arzt gehen, wird er Ihren ganzen Körper begutachten und insbesondere den Bauch und Enddarm ab- und austasten, abhören und beklopfen. So kann er beurteilen, ob es schon zu Haut- und Schleimhautveränderungen gekommen ist und wo die Schmerzen liegen.
Danach wird er Blut und Urin untersuchen. Hier erkennt er allgemeine Entzündungszeichen, Störungen der Nahrungsaufnahme und Blutungen. Mit einer Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Darm kann er oft schon zwischen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn unterscheiden. Wenn der Dünndarm betroffen ist, besteht die neue Tendenz darin, den Darm mit Ultraschall zu untersuchen, da sich so heute mehr als 90 Prozent aller Morbus Crohn-Erkrankungen erkennen lassen.

Therapie

Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber die Beschwerden lassen sich doch weitgehend lindern. Ziel der Therapie ist, einerseits die Entzündung rasch abklingen zu lassen und andererseits beschwerdefreie Phasen möglichst lange anhalten. Dafür stehen 3 Gruppen hochwirksamer Medikamente zur Verfügung:
  1. Im akuten Schub ist meistens Kortison notwendig. Der Wirkstoff Budesonid ist ein besonders gut verträgliches Kortison, welches örtlich in den Darm gelangt als Kapsel, die geschluckt wird oder in den  Enddarm gesprüht wird.
  2. Das Mesalazin – auch bekannt als 5-ASA – ist die Standardbehandlung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Es wirkt antientzündlich und kann sowohl in der akuten Phase als auch im chronischen Stadium als Langzeitbehandlung eingesetzt werden. Mesalozin kann nicht nur geschluckt, sondern auch örtlich gesprüht werden.
  3. Der Wirkstoff Azathioprin wird eingesetzt gegen die bei Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa vorliegende Überaktivität des Immunsystems. Daher auch die Bezeichnung Immunsupessivum.

Mögliche Ursachen

Trotz all dieser Behandlungsmöglichkeiten und Untersuchungen ist die eigentliche Ursache der entzündlichen Darmerkrankungen nicht endgültig geklärt. Es ist zuerst einmal eine vererbte Veranlagung anzunehmen, zu der verschiedene noch unbekannte Umweltfaktoren hinzukommen müssen. Diese können Infektionen mit Bakterien oder Viren sein.
Psychische Faktoren sind übrigens keine Ursache, aber sie können bei schon einer bestehenden Erkrankung einen erneuten Schub auslösen. Eine Rolle spielen allerdings veränderte Ernährungsgewohnheiten, wie der stetig steigende Zuckerkonsum und die ständig rückläufige Ballaststoffaufnahme, ebenso wie vermehrt künstliche Nahrungszusätze.

Essempfehlungen

Deshalb gilt für alle Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen: Reduzieren Sie die tägliche Zuckermenge auf 30 bis 40 Gramm pro Tag. Auf Zuckeraustauschstoffe (Fructose, Sorbit, Xylit, Isomalt) sollten Sie ebenfalls verzichten, denn sie begünstigen Durchfälle, wenn sie in größerer Menge verzehrt werden. Wer Zucker schlecht verträgt, kann aber auf Süßstoff (Cyclamat, Saccharin, Aspartam, Acesulfam K) zurückgreifen.

Ansonsten gibt es keine spezielle Diät bei chronischen Darmerkrankungen. Im Akutstadium müssen die Nährstoffe meist über Infusionen oder in Form der sog. Astronautenkost dem Körper zugeführt werden. In den Ruhephasen ist eine leichte Vollkost empfehlenswert, d. h. nicht zu fett, gesund, naturbelassen. Manchmal gibt es Unverträglichkeiten, über einen schrittweisen Kostaufbau spüren Sie diese auf. Es kann auch zu Mangelerscheinungen kommen, die Vitamine, Mineralien – z. B. das für den Körper so wichtige Zink – und Eiweiß betreffen können. Die müssen dann natürlich ersetzt werden. 

Künstlicher Darmausgang – was nun?

Bei einem besonders schwierigen Krankheitsverlauf kann es notwendig sein, dass bei einer operativen Entfernung der entzündeten Darmanteile die verbleibenden Darmenden nicht zusammengenäht werden, sondern dass ein künstlicher Darmausgang (Stoma) angelegt wird. Dies ist zwar ungewohnt, muss aber Ihre Lebensqualtität nicht beeinträchtigen. So sollten Sie bald wie möglich an die Rückkehr zum Arbeitsplatz denken. Es gibt nur wenige Berufe, die Sie jetzt nicht mehr ausgeübt können, z. B. wenn schweres Heben zur Arbeit gehört. Schlimmer sind die psychischen Barrieren.

Mein Tipp, reden Sie vor Wiederaufnahme der Arbeit mit dem Arbeitgeber und den engsten Arbeitskollegen! Auch in der Freizeit müssen Sie keine Hemmungen haben, sondern nur ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen: Für das Schwimmen gibt es spezielle Bademoden für Stomaträger. Wenn keine Ausscheidungen zu erwarten sind, kann das Stoma auch mit einer Kappe oder Minibeuteln versorgt werden und ist dann absolut unauffällig.

Vor Kino- und Theaterbesuchen sollten Sie auf stark blähende Speisen verzichten. Um das Intimleben wieder aufzunehmen, sollten Sie vorher behutsam mit Ihrem Partner sprechen und ihm verdeutlichen, dass Ihre Lust nach wie vor vorhanden ist, und Sie auch  nicht mit Samthandschuhen angefasst werden müssen. Gegen eine Schwangerschaft bei Stomaträgerinnen bestehen im Allgemeinen keine medizinischen Einwände. Stomaträger werden als Schwerbehinderte anerkannt. Die Selbsthilfegruppe ILCO hat zusammen mit Ärzten, einen Stomapass entwickelt, der für die ärztliche Nachsorge hilfreich ist (s. unten).

Wichtige Adressen

Die Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung – DCCV – e.V. Paracelsusstraße 15, 51375 Leverkusen, Tel.: 0214 / 87608-0, Fax: 0214 87608-88, E-Mail: info@dccv.de, Internet: www.dccv.de: Selbsthilfeverband für die etwa 300.000 Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmkrankheit in Deutschland

Deutsche ILCO e.V, Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn, Tel.: 0228 / 338894-50, Fax: 0228 / 338894-75, E-Mail info@ilco.de, Internet www.ilco.de: Beratung für Patienten mit künstlichem Darmausgang.

Cröhnchen Club im Internet: www.croehnchen-klub.de, Infos und Austausch mit Betroffenen.

Henriette Feil-Peter, Elisabeth Hornburg, Christel Ravenschlag: „Stomapflege. Enterostomatherapie. Stoma- und Wundversorgung“, Schlütersche Verlag, EUR 14,90
      Autor: Dr. med. Günter Gerhardt

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