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Tipp des Tages

Nagelpilz – Bei der Behandlung ist viel Geduld gefragt

Die Nägel sind auffällig sichtbar – die Fingernägel sowieso und jetzt im Sommer auch die Fußnägel –, und so mag es Sie wundern, wenn ich Ihnen sage, dass ich einen Nagelpilz oft nur zufällig bei einem Patienten entdecke. Aber: Die Betroffenen tun alles, damit sie ihr Leiden nicht zur Schau stellen müssen. Sind die Fußnägel befallen, was häufiger der Fall ist, dann tragen sie auch im Sommer Socken oder geschlossene Schuhe. Sind es die Fingernägel, dann verdecken sie sie mit einem Pflaster, oder halten die Hände bzw. Finger so gekrümmt, dass andere keinen Blick darauf werfen können. Die meisten Menschen mit einem Nagelpilz haben sich schon Monate oder Jahre damit arrangiert und sehen das Leiden als etwas Gottgegebenes an. Denn es sieht zwar nicht schön aus, tut aber auch nicht weh.

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Das ist ein Nagelpilz

Ein Nagelpilz (med. Onychomykose) ist der Überbegriff für eine Infektion der Nägel durch unterschiedliche Pilze. Sie ernähren sich von der Hornsubstanz der obersten Hautschichten und des Nagels. Meist sind es Fadenpilze, die speziell die Haut, Haare und Nägel von Menschen befallen (Trichophyten), oder die sich in feuchter Haut wohlfühlen (Epidermophyten). Vor allem die erste Art ist der Verursacher von 80 bis 90 Prozent aller Nagepilzfälle.

Oft aber führt ein Fußpilz zu einem Nagelpilz und umgekehrt. Selten sind Hefepilze (Candida-Spezies) für eine Infektion der Nägel verantwortlich. Sichtbar wird eine Pilzinfektion, wenn der Nagel als eine weißlich-gelbliche, krümelig-pudrige Masse erscheint, im Gegensatz zur vormals festen, durchscheinenden Nagelsubstanz.

So können Sie sich anstecken

Die Ansteckung erfolgt über so genannte Sporen, das ist die Fortpflanzungsform der Pilze. Diese sitzen z. B. auf Hautschuppen und können dort aufgrund ihrer hohen Widerstandsfähigkeit mehrere Wochen überleben. Über die Hautschuppen werden die Pilze von Mensch zu Mensch übertragen.
Eine besonders hohe Ansteckungsgefahr besteht beim Barfußgehen in Saunen, Schwimmbädern, Turnhallen, Gemeinschaftsduschen oder -badezimmern. Angeschleppt werden die mit Pilzsporen behafteten Hautpartikelchen natürlich von anderen Personen, die bereits unter Nagel- oder Fußpilz leiden.

Eine häufige Ansteckungsquelle sind auch neue Schuhe. Denn leider probieren viel zu viele Menschen neue Schuhe barfuß an. So sind Schuhe in den Schuhgeschäften gar nicht so selten verpilzt. Dass Sie selbst beim Schuhkauf Söckchen benutzen, wie es richtig ist, nutzt aber gar nicht so viel, falls Sie zuhause dann mit nackten Füßen in die neuen Schuhe schlupfen. Denn es besteht die Gefahr, dass Sie die neuen Schuhe schon mit Pilzsporen nachhause getragen haben. Deshalb sollten Sie sie vor dem ersten Gebrauch zuhause desinfizieren.

Dies verstärkt die Ansteckungsgefahr

Aber nicht jeder bekommt einen Nagel- oder Fußpilz, der mit den Sporen in Berührung kommt. Denn wir haben einen natürlichen Schutz an den Füßen, auch beim Barfußgehen. Dies ist der Säureschutzmantel auf der Haut, der von den Schweiß- und Talgdrüsen gebildet wird. Er macht Pilzen und Krankheitskeimen das Überleben schwer und hindert sie daran, in die Haut einzudringen. Zerstört werden kann er durch Seifen, die nicht haut-ph-neutral sind, deshalb besser seifenfreie Waschlotionen verwenden. Ohne Säureschutzmantel haben Pilze ein leichtes Spiel.

Aber trotzdem brauchen sie eine Eingangspforte, denn sie können sich nicht durch die Haut hindurchbohren. Solch eine Eintrittspforte bieten kleine Hautverletzungen, wie sie durch zu enge Schuhe oder ständiger Durchfeuchtung entstehen. Schwimmbad, Sauna, Synthetikwäsche, Schweißfüße leisten dem Fußpilz deshalb Vorschub. Auch Sportler sind gefährdet: Denn ihre Turn- und Sportschuhe sind meist eng anliegend, wodurch die Luftzirkulation gestört ist und sich ein feuchtes Klima entwickelt. Zudem werden beim Joggen oder Ballspiel die Füße stark gefordert, dabei kann sich der Fußnagel winzige Verletzungen zuziehen.

Sind Sie dann später im gemeinsamen Umkleide- oder Duschraum, oder gehen Sie anschließend in die Sauna, können sich die Pilzsporen leicht verbreiten und in den aufgeweichten und verletzten Nagel eindringen. Deswegen werden Füße mit Pilzbefall auch als Athletenfüße bezeichnet.
Weiterhin können auch innere Krankheiten wie Diabetes mellitus und Arteriosklerose einen Pilzbefall begünstigen, weil hierdurch die Durchblutung in den kleinen Blutgefäßen gestört ist. Eine weitere Gefahr bedeutet eine längere Einnahme von Antibiotika, weil diese das körpereigene Immunsystem schwächen und man dann sozusagen mit Pilzen überwuchert wird.

Therapie

Für die Therapie gilt erst einmal: Nie den Nagel ziehen lassen. Stattdessen gibt es drei Behandlungspunkte:

1) Die Behandlung beginnt mit einer Sanierung des Nagels. Das bedeutet, dass der Nagel geschliffen wird. Das machen qualifizierte Fußpflegepraxen. Sie können aber auch selbst eine Feile benutzen. Wichtig ist dabei das Arbeiten mit sterilen Instrumenten, da durch die Pilzschuppen eine hohe Ansteckungsgefahr besteht. Trauen Sie sich also vorher zu fragen, ob die Schleifinstrumente immer nach Gebrauch sterilisiert werden. Nach dem Abschleifen wird eine Harnstoffsalbe auf den befallenen Nagel aufgetragen, der dadurch aufgeweicht wird. Das ist wichtig, damit anschließend das lokale Antipilzmittel eindringen kann.

2) Dieses wird in Form eines pilzabtötenden Lacks aufgetragen. Früher wurde er mit einem Spatel auf den Nagel aufgetragen und musste ca. 5 Minuten einwirken (Amorolfin). Heute wird ein ähnliches Mittel (Ciclopirox) wie ein ganz gewöhnlicher Lack auf den Nagel aufgetragen. Die völlige Ausheilung der Nagelpilzerkrankung allerdings kann vier Monate und mehr in Anspruch nehmen, denn Fuß- und Fingernägel wachsen nur wenige Millimeter im Monat.

3) Ist der Nagel zu über 50 Prozent befallen, muss zusätzlich ein weiterer Behandlungspunkt berücksichtigt werden, nämlich die Antipilzbehandlung von innen. Hier ist die Einnahme von Kapseln etwa mit dem Wirkstoff Fluconazol angesagt. In diesem Stadium müssen Sie eine Behandlungszeit von 9 bis 12 Monaten einberechnen. Um die Einnahmezeit zu verkürzen, werden innerlich anzuwendende Pilzmittel mit äußerlichen kombiniert.

So können Sie vorbeugen

Eine Nagelpilztherapie dauert lange, erfordert viel Disziplin und kommt die Krankenkassen außerdem mit etwa 800 Euro teuer zu stehen. Besser ist es also für alle Beteiligten, die folgenden Tipps zu berücksichtigen, um eine solche Erkrankung zu vermeiden:
  • Verwenden Sie haut-ph-neutrale Seifen, welche den körpereigenen Säureschutzmantel nicht zerstören.
  • Probieren Sie neue Schuhe nur mit Söckchen an, und desinfizieren Sie die Schuhe nach dem Kauf.
  • Trocknen Sie ihre Füße nach dem Waschen gut ab, insbesondere in öffentlichen Schwimmbädern und Turnhallen.
  • Tragen Sie Socken, die Sie im Kochwaschgang waschen können.
  • Tragen Sie keine Schuhe, in denen Ihre Füße besonders stark schwitzen. Besonders pilzgefährdet sind Schuhe aus Kunstleder und Turnschuhe.
  • Stärken Sie Ihr Abwehrsystem durch eine vollwertige, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung und ausreichend Bewegung.
  • Bei feuchten Füßen ist die Benutzung einer austrocknenden Creme sinnvoll.
  • Cremen Sie trockene Füße regelmäßig ein, da sich Pilze gerne in rissiger Haut einnisten.
  • Achten Sie bei Diabetes, arteriellen Durchblutungsstörungen und geschwächter Immunabwehr besonders sorgfältig auf die Fußpflege.
Autor: Dr. med. Günter Gerhardt

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