Tipp des Tages
Querschnittslähmung: Ein Leben in Bewegungslosigkeit
Sie alle kennen vielleicht noch Superman. Sein Darsteller Christopher Reeve war wohl der weltweit bekannteste Querschnittsgelähmte. Seit einem tragischen Reitunfall im Mai 1995 war er an den Rollstuhl gefesselt. Er hatte sich den 2. Halswirbel gebrochen und war fortan unterhalb dieses Halswirbels gelähmt. Damit konnte er weder Beine noch Arme selbstständig bewegen. Auch die Atem- und Zwerchfell- muskulatur waren beeinträchtigt, weshalb er künstlich beatmet werden musste.
Wie entsteht eine Querschnittslähmung?
Eine Querschnittslähmung entsteht durch eine Schädigung des Rückenmarks, wodurch die dort verlaufenden Nervenbahnen nicht mehr leiten. Die Folge ist, dass die Nerven ab dem geschädigten Rückenmarkbereich nicht mehr über das Gehirn aktiviert werden können. Denn jeder Muskel, einige Organe und jede Empfindungszelle, z. B. die empfindlichen Fingerkuppen, sind über Nervenzellen mit dem Rückenmark verbunden. Dabei verlaufen etwa die Nervenzellen für die Füße einmal vom Gehirn über die Wirbelsäule in einem einzigen langen Nervenstrang. Dann tritt am unteren Rückenmark dieser Nervenstrang aus der Wirbelsäule aus und geht über in einen zweiten Nervenstrang, der bis in die Fußsohlen zieht.
Auswirkungen einer Rückenmarksschädigung
Wichtig: Je höher die Muskeln im Körper liegen, desto höher ist die Austrittsstelle aus dem Rückenmark. Deshalb sind bei einem Bruch des 2. Halswirbels wie bei Christopher Reeve auch die Arme gelähmt. Anders bei unserem Innenminister Schäuble, der ja bekannterweise lebensgefährlich angeschossen wurde: Er ist vom dritten Brustwirbel an abwärts gelähmt, kann aber zum Glück die Arme noch bewegen.
Die hohe Querschnittslähmung, bei der Arme und Beine (=4 Extremitäten) betroffen sind, bezeichnet man als Tetraplegie.
< BR> Der Name kommt von der griechische Vorsilbe „tetra“ für vier. Die tiefe Querschnittslähmung wird auch Paraplegie genannt, nach der griechischen Vorsilbe „para“ für gleichzeitig. Hier sind also gleichzeitig beide Beine betroffen. Dass hingegen nur die Arme, jedoch nicht die Beine betroffen sind, ist sehr ungewöhnlich.
Die Lähmung von Skelettmuskeln ist allerdings noch nicht alles, womit man bei einer Querschnittslähmung rechnen muss. Denn es können auch die sensiblen Nerven geschädigt sein, welche u. a. für die Empfindlichkeit der Haut zuständig sind, weshalb die gelähmten Bereiche meist auch taub sind.
Weiterhin sind oft auch Organmuskeln betroffen. So die Zwerchfellmuskulatur, weshalb es bei einer hohen Querschnittslähmung oft zu Atembeschwerden kommt. Auch werden die Muskeln von Blase und Mastdarm vom Rückenmark im Kreuzbeinbereich versorgt und deshalb bei einem Querschnitt dort funktionslos, weshalb Stuhlgang und Wasserlassen meist nicht mehr ohne Hilfen funktionieren.
Die Versorgung der übrigen Organe ist zum Glück reibungslos gewährleistet, weil sie über das Vegetative Nervensystem geschieht (Vagus und Sympathikus). Dieses Nervensystem stammt aus den Hirnnerven und bleibt von einer Verletzung des Rückenmarks unberührt.
Herkömmliche Therapie
Zur Therapie muss man erst einmal die Ursache finden. Bei einem Unfall ist dies leicht, hier geht es darum, die Wirbelsäule zu stabilisieren, damit keine weiteren Verletzungen am Rückenmark eintreten. Oft ist deshalb ein langes Ruhen angesagt, damit die knöchernen Anteile der Wirbelsäule wieder zusammenwachsen.
Operationen hingegen sind u. U. angesagt, wenn es sich um eine Krebsgeschwulst oder einen Bandscheibenvorfall handelt. Es kann gut sein, dass das Rückenmark noch nicht unwiderruflich geschädigt ist und sich die Nerven wieder erholen.
Etwa ein Drittel der Querschnittsgelähmten sind allerdings dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen. Für sie ist vor allem eine Physiotherapie wichtig. Dazu gehört ein regelmäßiges Durchbewegtwerden. Damit werden die ruhenden Muskeln gedehnt, und es kommt nicht zu unwillkürliche Dauerverkürzungen der Muskeln (Kontrakturen). Die Physiotherapie wirkt auch einer Gelenkversteifung entgegen.
Moderne und zukünftige Therapie
Für die Zukunft ist die Regeneration verletzter Nervenzellen im Bereich des Rückenmarks ein zentrales Forschungsziel. Gute Chancen bestehen durch die Therapie mit Stammzellen, für die sich auch Christopher Reeve eingesetzt hatte. Aus diesen Zellen bildet der Körper ein Leben lang neue spezialisierte Zellen – sie sind quasi das körpereigene „Ersatzteillager“ bei Verletzungen und Defekten.
Forscher hoffen, aus adulten Stammzellen irgendwann einmal auch neue Nervenzellen züchten zu können. Da die Zellen aus dem Körper des Patienten entnommen werden, besteht keine Gefahr der Abstoßung. Jedoch gibt es bisher Schwierigkeiten bei der Vermehrung und Programmierung der Zellen.
Eine Hilfe, mit der schneller zu rechnen ist, ist eine sogenannte Freehand- Neuroprothese. Damit sind präzise, abgestufte Hand- und Fingerbewegungen möglich. Dazu werden auf die für einen Griff notwendigen Muskelgruppen Elektroden befestigt. Sie sind durch Kabel, die unter der Haut liegen, mit einem herzschrittmacherähnlichen Gerät verbunden. Dieses erhält seine Informationen für die Elektroden durch eine auf die Haut aufgeklebte Induktionsspule, die mit einem Steuergerät verbunden ist. Von diesem Freehand-System können grundsätzlich alle erwachsenen Tetraplegiker mit fehlender oder zu schwacher Greif-und Haltebewegung profitieren.
Eine andere Art von Neuroprothese soll das Gehen ermöglichen. Sie basiert auf der Entdeckung, dass man in der Wirbelsäule eine Elektrode einpflanzen kann, die mit Hilfe von gesteuerten Befehlen die Beine in Bewegung setzen können. Dies erforscht die TU Wien.
Schrittmacher für die Harnblase
Patienten mit einer Querschnittslähmung können oft das Wasser nicht halten, das heißt, sie sind inkontinent. Ein spezielles Blasentraining ist recht erfolgversprechend. Aber es hilft nicht allen, und manchmal ist die Hilfe auch nur unvollständig. Diese Menschen können jetzt auf einen Blasenschrittmacher hoffen, der in Amerika entwickelt wurde und mit dem sich der Harnfluss gezielt steuern lässt. Nach ersten erfolgreichen Tierstudien soll er jetzt beim Menschen geprüft werden.
Betroffene könnten dann auf Wunsch ihre Blase entleeren und außerdem in der übrigen Zeit „trocken“ bleiben. Der Schrittmacher steuert dabei nicht direkt die Blasenmuskulatur an, sondern er beeinflusst die Nervenfasern, welche die Blasenfunktion regulieren. Werden dann diese Fasern mit einer bestimmten Frequenz gereizt, wird die Blase entleert. Eine niedrigere Frequenz blockiert hingegen ungewolltes Zusammenziehen der Blasenmuskeln, das heißt, nichts anderes als ungewolltes Wasserlassen. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
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Querschnittslähmungen sind relativ häufig. Alleine in Deutschland sind pro Jahr 1.800 Personen betroffen. Ein Drittel davon entsteht aufgrund von Verkehrsunfällen (ca. 570 Personen), ein weiteres Drittel aufgrund von Erkrankungen, hier sind es vor allem Krebsgeschwulste, die auf die Rückenmarksnerven drücken können, sowie eine schwere Multiple Sklerose und gelegentlich auch ein Bandscheibenvorfall. Die anderen Gründe für eine Querschnittslähmung sind Unfälle (Sportunfälle, Haushaltsunfälle, Arbeitsunfälle), sowie Selbstmordversuche. Wie entsteht eine Querschnittslähmung?
Eine Querschnittslähmung entsteht durch eine Schädigung des Rückenmarks, wodurch die dort verlaufenden Nervenbahnen nicht mehr leiten. Die Folge ist, dass die Nerven ab dem geschädigten Rückenmarkbereich nicht mehr über das Gehirn aktiviert werden können. Denn jeder Muskel, einige Organe und jede Empfindungszelle, z. B. die empfindlichen Fingerkuppen, sind über Nervenzellen mit dem Rückenmark verbunden. Dabei verlaufen etwa die Nervenzellen für die Füße einmal vom Gehirn über die Wirbelsäule in einem einzigen langen Nervenstrang. Dann tritt am unteren Rückenmark dieser Nervenstrang aus der Wirbelsäule aus und geht über in einen zweiten Nervenstrang, der bis in die Fußsohlen zieht.
Auswirkungen einer Rückenmarksschädigung
Wichtig: Je höher die Muskeln im Körper liegen, desto höher ist die Austrittsstelle aus dem Rückenmark. Deshalb sind bei einem Bruch des 2. Halswirbels wie bei Christopher Reeve auch die Arme gelähmt. Anders bei unserem Innenminister Schäuble, der ja bekannterweise lebensgefährlich angeschossen wurde: Er ist vom dritten Brustwirbel an abwärts gelähmt, kann aber zum Glück die Arme noch bewegen.
Die hohe Querschnittslähmung, bei der Arme und Beine (=4 Extremitäten) betroffen sind, bezeichnet man als Tetraplegie.
< BR> Der Name kommt von der griechische Vorsilbe „tetra“ für vier. Die tiefe Querschnittslähmung wird auch Paraplegie genannt, nach der griechischen Vorsilbe „para“ für gleichzeitig. Hier sind also gleichzeitig beide Beine betroffen. Dass hingegen nur die Arme, jedoch nicht die Beine betroffen sind, ist sehr ungewöhnlich.
Die Lähmung von Skelettmuskeln ist allerdings noch nicht alles, womit man bei einer Querschnittslähmung rechnen muss. Denn es können auch die sensiblen Nerven geschädigt sein, welche u. a. für die Empfindlichkeit der Haut zuständig sind, weshalb die gelähmten Bereiche meist auch taub sind.
Weiterhin sind oft auch Organmuskeln betroffen. So die Zwerchfellmuskulatur, weshalb es bei einer hohen Querschnittslähmung oft zu Atembeschwerden kommt. Auch werden die Muskeln von Blase und Mastdarm vom Rückenmark im Kreuzbeinbereich versorgt und deshalb bei einem Querschnitt dort funktionslos, weshalb Stuhlgang und Wasserlassen meist nicht mehr ohne Hilfen funktionieren.
Die Versorgung der übrigen Organe ist zum Glück reibungslos gewährleistet, weil sie über das Vegetative Nervensystem geschieht (Vagus und Sympathikus). Dieses Nervensystem stammt aus den Hirnnerven und bleibt von einer Verletzung des Rückenmarks unberührt.
Herkömmliche Therapie
Zur Therapie muss man erst einmal die Ursache finden. Bei einem Unfall ist dies leicht, hier geht es darum, die Wirbelsäule zu stabilisieren, damit keine weiteren Verletzungen am Rückenmark eintreten. Oft ist deshalb ein langes Ruhen angesagt, damit die knöchernen Anteile der Wirbelsäule wieder zusammenwachsen.
Operationen hingegen sind u. U. angesagt, wenn es sich um eine Krebsgeschwulst oder einen Bandscheibenvorfall handelt. Es kann gut sein, dass das Rückenmark noch nicht unwiderruflich geschädigt ist und sich die Nerven wieder erholen.
Etwa ein Drittel der Querschnittsgelähmten sind allerdings dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen. Für sie ist vor allem eine Physiotherapie wichtig. Dazu gehört ein regelmäßiges Durchbewegtwerden. Damit werden die ruhenden Muskeln gedehnt, und es kommt nicht zu unwillkürliche Dauerverkürzungen der Muskeln (Kontrakturen). Die Physiotherapie wirkt auch einer Gelenkversteifung entgegen.
Moderne und zukünftige Therapie
Für die Zukunft ist die Regeneration verletzter Nervenzellen im Bereich des Rückenmarks ein zentrales Forschungsziel. Gute Chancen bestehen durch die Therapie mit Stammzellen, für die sich auch Christopher Reeve eingesetzt hatte. Aus diesen Zellen bildet der Körper ein Leben lang neue spezialisierte Zellen – sie sind quasi das körpereigene „Ersatzteillager“ bei Verletzungen und Defekten.
Forscher hoffen, aus adulten Stammzellen irgendwann einmal auch neue Nervenzellen züchten zu können. Da die Zellen aus dem Körper des Patienten entnommen werden, besteht keine Gefahr der Abstoßung. Jedoch gibt es bisher Schwierigkeiten bei der Vermehrung und Programmierung der Zellen.
Eine Hilfe, mit der schneller zu rechnen ist, ist eine sogenannte Freehand- Neuroprothese. Damit sind präzise, abgestufte Hand- und Fingerbewegungen möglich. Dazu werden auf die für einen Griff notwendigen Muskelgruppen Elektroden befestigt. Sie sind durch Kabel, die unter der Haut liegen, mit einem herzschrittmacherähnlichen Gerät verbunden. Dieses erhält seine Informationen für die Elektroden durch eine auf die Haut aufgeklebte Induktionsspule, die mit einem Steuergerät verbunden ist. Von diesem Freehand-System können grundsätzlich alle erwachsenen Tetraplegiker mit fehlender oder zu schwacher Greif-und Haltebewegung profitieren.
Eine andere Art von Neuroprothese soll das Gehen ermöglichen. Sie basiert auf der Entdeckung, dass man in der Wirbelsäule eine Elektrode einpflanzen kann, die mit Hilfe von gesteuerten Befehlen die Beine in Bewegung setzen können. Dies erforscht die TU Wien.
Schrittmacher für die Harnblase
Patienten mit einer Querschnittslähmung können oft das Wasser nicht halten, das heißt, sie sind inkontinent. Ein spezielles Blasentraining ist recht erfolgversprechend. Aber es hilft nicht allen, und manchmal ist die Hilfe auch nur unvollständig. Diese Menschen können jetzt auf einen Blasenschrittmacher hoffen, der in Amerika entwickelt wurde und mit dem sich der Harnfluss gezielt steuern lässt. Nach ersten erfolgreichen Tierstudien soll er jetzt beim Menschen geprüft werden.
Betroffene könnten dann auf Wunsch ihre Blase entleeren und außerdem in der übrigen Zeit „trocken“ bleiben. Der Schrittmacher steuert dabei nicht direkt die Blasenmuskulatur an, sondern er beeinflusst die Nervenfasern, welche die Blasenfunktion regulieren. Werden dann diese Fasern mit einer bestimmten Frequenz gereizt, wird die Blase entleert. Eine niedrigere Frequenz blockiert hingegen ungewolltes Zusammenziehen der Blasenmuskeln, das heißt, nichts anderes als ungewolltes Wasserlassen. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
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