Tipp des Tages
Fisteln: Oft unangenehme Begleiter bei vielen Leiden
Es kann zunächst aussehen wie ein harmloser Pickel, häufig anzutreffen über dem Steißbein. Oder es zeigt sich eine Auffälligkeit am After, als Betroffener fühlt man nur eine pralle feste Schwellung, die allerdings auch stark schmerzen kann. Auch Fieber oder Angeschlagenheit können hinzukommen. Doch die meisten Menschen, die unter einer Fistel leiden, gehen erst sehr spät zum Arzt, denn sie denken, „das harmlose Gebilde, das wird schon wieder von alleine weggehen“.
Das ist eine Fistel
Eine Fistel kann zunächst einmal überall im Körper auftreten. Der Begriff – er kommt von dem lateinischen Wort „fistula“ für „Pfeife oder Röhre“ – besagt zunächst nur, dass eine unnatürliche röhrenartige oder gangförmige Verbindung im Körper entstanden ist. Diese kann entweder von einem Organ zur Körperoberfläche führen; in dem Fall spricht man von einer „äußeren Fistel“. Oder sie stellt eine Verbindung zwischen zwei Organen her; dies ist dann die „innere Fistel“.
Ursachen
Ein solches Gebilde entsteht aus hauptsächlich drei Gründen: Zum einen aus einem Abszess heraus und zum anderen aus einer bereits bestehenden chronischen Entzündung im Körper. Und dann – selten allerdings – durch eine mechanische Verletzung von außen. Gehen wir einmal der Reihe nach vor: Bei einem Abszess ist ein Hohlraum im Körper angefüllt mit Eiter. Dies kommt besonders häufig im Darmbereich vor.
Auslösende Erreger sind Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken oder spezielle Fäkalkeime, wie sie im Darm vorkommen.
Diese können dort in den Gebilden der Darmwand u. U. eine akute Infektion verursachen. Weil aufgrund der Entzündung unentwegt weiter Eiter gebildet wird, muss der sich irgendwo Platz schaffen. Er kann sich entweder in den Darm hinein ergießen oder nach außen durchbrechen. Dort schafft er sich eine künstliche Höhle, – was man als Abszess bezeichnet. Dieser Abszess kann entweder abgekapselt bleiben, oder er schafft sich seinerseits eine Möglichkeit der Entleerung.
So entsteht die Fistel, also ein Eitergang nach außen. Bleibt allerdings die Entzündung bestehen, wird immer wieder hoch ansteckender Eiter produziert. Die Fistel hat dann keine Möglichkeit, wieder von alleine zuzuheilen. Dies passiert besonders häufig, wenn eine chronische Entzündung die Ursache der Fistel geworden ist. Um bei dem Beispiel „Analfistel“ im Enddarm zu bleiben: Hier könnten chronische Darmentzündungen wie z. B. ein Morbus Crohn oder eine Colitis Ulcerosa die Fistel regelrecht am Abheilen hindern.
Allerdings findet sich hier im Darmbereich nicht nur Eiter in der Fistel, sondern oft auch Blut und Stuhl. Denn die Darmwand ist ja durchbrochen, sodass auch die verdauten Speisereste nach außen gedrückt werden. Findet die Fistel keinen Ausgang an die Körperoberfläche, kann auch ein sogenannter „Fuchsbau“ entstehen: Der Analbereich wird seitlich außerhalb des Darms richtig mit Eitergängen durchzogen. Eine „Hufeisenfistel“ liegt vor, wenn der Eitergang bogenförmig den Analbereich von einer Seite zur anderen verbindet.
Weitere Gründe für eine Fistel
Weshalb Fisteln überhaupt entstehen, kann man so pauschal nicht beantworten. Sicher kann man von einer Verkettung von Umständen ausgehen. Es ist sehr gut möglich, dass eine Fistel auf einen Entzündungsprozess im Körper hindeutet. Im Bereich der Augen werden Gefäßwandaussackungen oder eine bestimmte Bindegewebsschwäche (die fibromuskuläre Dysplasie) ebenfalls als förderlich diskutiert. Dann gibt es noch mechanische Verletzungen als Ursache.
Im Intimbereich könnte eine schwere Geburt zu Gewebeschädigungen führen und die Fistelbildung begünstigen. Aber auch moderne Untersuchungsgeräte sind nicht manchmal die Übeltäter: So kann es passieren, dassbeim Eindringen mit einem Katheter oder mit einem endoskopischen Gerät eine Organ- oder Gefäßwand unbeabsichtigt durchstoßen wird, sich die Wunde entzündet und schließlich eine Fistel bildet. Insgesamt aber gibt es zur Ursache von Fisteln und auch Abszessen wenig gesicherte Daten.
Nicht nur Analfisteln
Wir haben bis jetzt nur von verschiedenen Analfisteln gesprochen, die nach außen verlaufen. Es gibt aber auch solche zwischen Darm und Harnblase, Darm und Geschlechtsorganen oder zwischen den verschiedenen Darmbereichen. Andere Fisteln laufen von der Gallenblase nach außen oder zu den Bronchien oder zum Magen. Dann gibt es Fisteln zwischen den Bronchien und der Speiseröhre, oder den Bronchien und der Bauchspeicheldrüse, oder zwischen Gebärmutter und Scheide oder zwischen Herz und Speiseröhre. Selbst im Auge können sie sich bilden. Sie sehen, kein Bereich des Körpers bleibt ausgespart, wenngleich sie im Analbereich am häufigsten auftreten.
Diagnose
Wie diagnostiziert der Arzt eine Fistel? Zum einen kann er sie oftmals von außen erkennen: Die äußere Fistelöffnung stellt sich häufig als kleine narbenartige Einsenkung auf einem bräunlich veränderten Hautbereich dar. Zum anderen ergibt auch das Tasten ergibt Aufschluss, dazu muss er meist den Analbereich von innen ertasten. Will er dann den Verlauf erkennen, kann er die Fistel mit einem Kontrastmittel füllen und dann eine Röntgenaufnahme machen. Ähnliches funktioniert, wenn er sie mit Wasserstoffperoxid füllt und eine Ultraschallaufnahme macht. Hat er hingegen nur den Verdacht, gibt es noch die Möglichkeit einer Computer- oder Kernspintomografie.
Therapie
Die einzige Therapie besteht in einem operativen Eingriff. Und damit sollte man auch nicht zu lange warten, damit sich keine weiteren Fistelgänge bilden (siehe Fuchsbaufistel). Deshalb wird der Patient meist in eine chirurgische Klinik eingewiesen oder in einer Tagesklinik operiert. Hier wird die Fistel offen gelegt (=gespalten) und gesäubert. Vor allem muss die innere Infektionsquelle gefunden und behandelt werden. Eine Fistel muss langsam von innen heraus zuheilen. Wenn der Arzt hier nicht sehr geschickt arbeitet, kann sich die Fistel leider immer wieder neu bilden.
Was ist eine Fadendrainage?
In manchen Fällen kommt ein Patient mit einer Analfistel um die Operation herum, weil der Arzt ihm eine Fadendrainage legen kann. Diese Behandlung bzw. Heilung dauert, man spricht deshalb von einer Langzeittherapie. Es werden die Fistelgänge mit Perlon- oder Silikonfäden durchzogen und die Enden außen zu einer lockeren Schlaufe verknotet. Auf diese Weise wird die Fistel ständig offen gehalten und ein Sekretstau verhindert. Das Sekret soll somit über Wochen und Monate hinweg abfließen. Damit ist bei 60 bis 70 Prozent aller Patienten mit einer Linderung der Beschwerden zu rechnen. Das Ziel ist auch hier, dass die Fistel austrocknet und die Beschwerden komplett verschwinden.
Diese Fäden sind kaum zu spüren. Der Bereich muss allerdings mehrmals am Tag gut gereinigt werden, da ja eine Verbindung vom Darm nach außen besteht. Durch ballaststoffreiches Essen erleichtert man dem Darm auch seine Arbeit, und kann so ein schmerzhaftes „Drücken müssen“ auf der Toilette umgehen. Obwohl eine Fadendrainage also umständlicher ist, ist sie doch die sanftere Lösung, gerade wenn durch die Fistel der ganze Bereich wund und entzündet ist. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
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Hinzu kommt, dass eine Fistel oft in der Anal- und Rektalregion zu finden ist, und das ist ja DER Tabubereich schlechthin für Patienten. So trauen sie sich nicht, ihrem Arzt von den Beschwerden zu berichten. Mit einer Fistel ist jedoch nicht zu spaßen, denn sie geht praktisch nie von alleine wieder weg und es besteht die Gefahr von immer wiederkehrenden Entzündungsherden im Körper, die sich auch weiter ausdehnen können.Das ist eine Fistel
Eine Fistel kann zunächst einmal überall im Körper auftreten. Der Begriff – er kommt von dem lateinischen Wort „fistula“ für „Pfeife oder Röhre“ – besagt zunächst nur, dass eine unnatürliche röhrenartige oder gangförmige Verbindung im Körper entstanden ist. Diese kann entweder von einem Organ zur Körperoberfläche führen; in dem Fall spricht man von einer „äußeren Fistel“. Oder sie stellt eine Verbindung zwischen zwei Organen her; dies ist dann die „innere Fistel“.
Ursachen
Ein solches Gebilde entsteht aus hauptsächlich drei Gründen: Zum einen aus einem Abszess heraus und zum anderen aus einer bereits bestehenden chronischen Entzündung im Körper. Und dann – selten allerdings – durch eine mechanische Verletzung von außen. Gehen wir einmal der Reihe nach vor: Bei einem Abszess ist ein Hohlraum im Körper angefüllt mit Eiter. Dies kommt besonders häufig im Darmbereich vor.
Auslösende Erreger sind Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken oder spezielle Fäkalkeime, wie sie im Darm vorkommen.
Diese können dort in den Gebilden der Darmwand u. U. eine akute Infektion verursachen. Weil aufgrund der Entzündung unentwegt weiter Eiter gebildet wird, muss der sich irgendwo Platz schaffen. Er kann sich entweder in den Darm hinein ergießen oder nach außen durchbrechen. Dort schafft er sich eine künstliche Höhle, – was man als Abszess bezeichnet. Dieser Abszess kann entweder abgekapselt bleiben, oder er schafft sich seinerseits eine Möglichkeit der Entleerung.
So entsteht die Fistel, also ein Eitergang nach außen. Bleibt allerdings die Entzündung bestehen, wird immer wieder hoch ansteckender Eiter produziert. Die Fistel hat dann keine Möglichkeit, wieder von alleine zuzuheilen. Dies passiert besonders häufig, wenn eine chronische Entzündung die Ursache der Fistel geworden ist. Um bei dem Beispiel „Analfistel“ im Enddarm zu bleiben: Hier könnten chronische Darmentzündungen wie z. B. ein Morbus Crohn oder eine Colitis Ulcerosa die Fistel regelrecht am Abheilen hindern.
Allerdings findet sich hier im Darmbereich nicht nur Eiter in der Fistel, sondern oft auch Blut und Stuhl. Denn die Darmwand ist ja durchbrochen, sodass auch die verdauten Speisereste nach außen gedrückt werden. Findet die Fistel keinen Ausgang an die Körperoberfläche, kann auch ein sogenannter „Fuchsbau“ entstehen: Der Analbereich wird seitlich außerhalb des Darms richtig mit Eitergängen durchzogen. Eine „Hufeisenfistel“ liegt vor, wenn der Eitergang bogenförmig den Analbereich von einer Seite zur anderen verbindet.
Weitere Gründe für eine Fistel
Weshalb Fisteln überhaupt entstehen, kann man so pauschal nicht beantworten. Sicher kann man von einer Verkettung von Umständen ausgehen. Es ist sehr gut möglich, dass eine Fistel auf einen Entzündungsprozess im Körper hindeutet. Im Bereich der Augen werden Gefäßwandaussackungen oder eine bestimmte Bindegewebsschwäche (die fibromuskuläre Dysplasie) ebenfalls als förderlich diskutiert. Dann gibt es noch mechanische Verletzungen als Ursache.
Im Intimbereich könnte eine schwere Geburt zu Gewebeschädigungen führen und die Fistelbildung begünstigen. Aber auch moderne Untersuchungsgeräte sind nicht manchmal die Übeltäter: So kann es passieren, dassbeim Eindringen mit einem Katheter oder mit einem endoskopischen Gerät eine Organ- oder Gefäßwand unbeabsichtigt durchstoßen wird, sich die Wunde entzündet und schließlich eine Fistel bildet. Insgesamt aber gibt es zur Ursache von Fisteln und auch Abszessen wenig gesicherte Daten.
Nicht nur Analfisteln
Wir haben bis jetzt nur von verschiedenen Analfisteln gesprochen, die nach außen verlaufen. Es gibt aber auch solche zwischen Darm und Harnblase, Darm und Geschlechtsorganen oder zwischen den verschiedenen Darmbereichen. Andere Fisteln laufen von der Gallenblase nach außen oder zu den Bronchien oder zum Magen. Dann gibt es Fisteln zwischen den Bronchien und der Speiseröhre, oder den Bronchien und der Bauchspeicheldrüse, oder zwischen Gebärmutter und Scheide oder zwischen Herz und Speiseröhre. Selbst im Auge können sie sich bilden. Sie sehen, kein Bereich des Körpers bleibt ausgespart, wenngleich sie im Analbereich am häufigsten auftreten.
Diagnose
Wie diagnostiziert der Arzt eine Fistel? Zum einen kann er sie oftmals von außen erkennen: Die äußere Fistelöffnung stellt sich häufig als kleine narbenartige Einsenkung auf einem bräunlich veränderten Hautbereich dar. Zum anderen ergibt auch das Tasten ergibt Aufschluss, dazu muss er meist den Analbereich von innen ertasten. Will er dann den Verlauf erkennen, kann er die Fistel mit einem Kontrastmittel füllen und dann eine Röntgenaufnahme machen. Ähnliches funktioniert, wenn er sie mit Wasserstoffperoxid füllt und eine Ultraschallaufnahme macht. Hat er hingegen nur den Verdacht, gibt es noch die Möglichkeit einer Computer- oder Kernspintomografie.
Therapie
Die einzige Therapie besteht in einem operativen Eingriff. Und damit sollte man auch nicht zu lange warten, damit sich keine weiteren Fistelgänge bilden (siehe Fuchsbaufistel). Deshalb wird der Patient meist in eine chirurgische Klinik eingewiesen oder in einer Tagesklinik operiert. Hier wird die Fistel offen gelegt (=gespalten) und gesäubert. Vor allem muss die innere Infektionsquelle gefunden und behandelt werden. Eine Fistel muss langsam von innen heraus zuheilen. Wenn der Arzt hier nicht sehr geschickt arbeitet, kann sich die Fistel leider immer wieder neu bilden.
Was ist eine Fadendrainage?
In manchen Fällen kommt ein Patient mit einer Analfistel um die Operation herum, weil der Arzt ihm eine Fadendrainage legen kann. Diese Behandlung bzw. Heilung dauert, man spricht deshalb von einer Langzeittherapie. Es werden die Fistelgänge mit Perlon- oder Silikonfäden durchzogen und die Enden außen zu einer lockeren Schlaufe verknotet. Auf diese Weise wird die Fistel ständig offen gehalten und ein Sekretstau verhindert. Das Sekret soll somit über Wochen und Monate hinweg abfließen. Damit ist bei 60 bis 70 Prozent aller Patienten mit einer Linderung der Beschwerden zu rechnen. Das Ziel ist auch hier, dass die Fistel austrocknet und die Beschwerden komplett verschwinden.
Diese Fäden sind kaum zu spüren. Der Bereich muss allerdings mehrmals am Tag gut gereinigt werden, da ja eine Verbindung vom Darm nach außen besteht. Durch ballaststoffreiches Essen erleichtert man dem Darm auch seine Arbeit, und kann so ein schmerzhaftes „Drücken müssen“ auf der Toilette umgehen. Obwohl eine Fadendrainage also umständlicher ist, ist sie doch die sanftere Lösung, gerade wenn durch die Fistel der ganze Bereich wund und entzündet ist. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
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