Tipp des Tages
Multiple Sklerose: Neue Medikamente machen Hoffnung
Oft kann man nicht genau sagen, wie es anfängt. Ein kurzes Prickeln in den Händen, ein kurzes Wegknicken der Beine, ein momentanes Flimmern in den Augen können die ersten Anzeichen sein. Hinweise, die man ignoriert, weil sie oft schnell wieder vorbeigehen. Aber die Anzeichen vermehren sich. Es stellen sich womöglich Taubheits- oder Kribbelgefühle ein. Oder es entstehen Doppelbilder wegen einer Sehnerv-Entzündung. Auch Schwindelgefühle können ein Anzeichen für Multiple Sklerose – kurz MS genannt – sein. Ebenso wie Lähmungserscheinungen, tagelanges Hinken ohne Grund oder ein Nachlassen der Geschicklichkeit.
Was ist MS?
Vieles ist noch unerforscht. Nur so viel weiß die Medizin: Die MS ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Gehirn, Rückenmark, Seh- oder Hörnerven können betroffen sein. Dabei werden von den körpereigenen Leukozyten die Hüllen der Nervenzellen angegriffen, zerstört und durch hartes nutzloses Narbengewebe ersetzt. Dies klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn die Nervenhüllen sind mit einer Isolierschicht um ein Stromkabel zu vergleichen. Sind sie geschädigt, werden die Nervenimpulse, das bedeutet die Informationen z. B. von den Muskeln zum Gehirn und umgekehrt, nicht mehr korrekt weitergeleitet. Es entsteht eine Art Kurzschluss im Nervengewebe. Bei starken Entzündungen werden zudem die Nervenfortsätze selbst, also die Axone, geschädigt.
Formen mit und ohne Schübe
Grundsätzlich wird die MS unterteilt in die schubförmige und die schleichend verlaufende Form. Allerdings verläuft die Multiple Sklerose bei jedem Patienten anders.
Manchmal ist es nur ein einziger Schub im ganzen Leben. Manchmal allerdings sind es mehrere, die chronisch immer wieder auftreten. Aber auch dann kann ein Arzt nicht vorhersagen, wie es einem Betroffenen in drei oder fünf Jahren gehen wird.
Denn erstens können nach einem Schub die normalen Funktionen wieder zurückkehren. Zweitens werden oft auch sogenannte Spontanremissionen beobachtet, also ein unerklärliches Verschwinden von schon dagewesenen Krankheitsanzeichen. Allerdings kann es auch sein, dass sich die Krankheit fortlaufend verschlimmert, vor allem bei Betroffenen im höheren Lebensalter. Dies ist aber nur vereinzelt der Fall: Die Häufigkeit liegt unter 5 Prozent, dass es innerhalb weniger Jahre zu schwerer Behinderung oder womöglich auch zum Tod kommt.
Diagnose
Die erste Diagnose einer MS ergibt sich aus der Beschreibung der Beschwerden. Es folgt eine neurologische Untersuchung: Dabei werden u. a. Hirnnerven auf ihre Funktion geprüft, Empfindungen, Reflexe und Muskelkraft getestet. Mit einer Entnahme von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquorpunktion) kann der Arzt entzündliche Veränderungen im zentralen Nervensystem feststellen.
Weil die Ergebnisse auch z. B. auf eine Gehirnentzündung hindeuten können, wird zusätzlich oft noch die Leitfähigkeit des der Seh- oder Hörnervs untersucht. Heutzutage wird die Magnetresonanztomographie (MRT) immer wichtiger, um frühzeitig krankhaft veränderten Entzündungsherde zu erkennen. Neuerdings wird auch diskutiert, dass Depressionen und Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses bereits in einem frühen Stadium zu finden sind, und dass deshalb auch psychologische Tests zur Untersuchung gehören sollten.
Ursache
Die Ursache der Krankheit ist noch nicht ganz geklärt. Die Experten bevorzugen zwei Erklärungen:
Behandlung
Für die Behandlung wird im akuten Schub hauptsächlich Cortison gegeben. Dies bewirkt eine Verkürzung des Schubs, hat aber auf den gesamten Verlauf keinen Einfluss.
Zur Vorbeugung eines erneuten Schubes wird der Wirkstoff Interferon beta eingesetzt. Dies ist eine körpereigene Substanz, sie wirkt verändernd und unterdrückend auf das Immunsystem und ist zudem entzündungshemmend.
In schweren Fällen kommt seit einem Jahr zusätzlich die Antikörpertherapie zum Einsatz. Der Wirkstoff Natalizumab kann sich an die „Klebemoleküle“ (Adhäsionsmoleküle) der Immunkörper (Leukozyten) anheften, die sich gegen die körpereigenen Nervenzellen richten. Damit können diese schlechter andocken und die entzündlichen Prozesse werden vermindert. Die Infusion wird als Langzeitbehandlung alle vier Wochen verabreicht.
Seit drei Jahren ist auch ein ehemaliges Krebsmittel auf dem Markt. Der Wirkstoff Mitoxantron ist ebenfalls für MS-Formen im fortgeschrittenen Stadium. Es wirkt Immunsystem-unterdrückend.
Hilfe in der Zukunft
In Entwicklung ist ein erstes Medikament zum Schlucken. Der Wirkstoff Cladribin Cladribin soll die übermäßige Bildung bestimmter weißer Blutzellen, insbesondere Lymphozyten, unterbinden, die am Krankheitsgeschehen von Multipler Sklerose beteiligt sind.
In Erprobung ist eine DNA-Impfung: Sie enthält die Erbinformation der zerstörten Nervenhülle. Durch die Impfung könnte die Toleranz des Immunsystems gegenüber den körpereigenen Bausteinen der Nervenhüllen (Myelinproteine) erhöht oder wieder hergestellt werden. In der „Impfgruppe“ gab innerhalb eines Jahres keine neuen oder vergrößerten Nervenschäden im Gehirn, wohl aber in der nichtgeimpften Gruppe. Dies ergab eine erste Studie, die jetzt ausgeweitet wird.
Hilft die Naturheilkunde?
Das Gehirn ist ein plastisches Gebilde, das dazu fähig ist, sich nach einer Schädigung wieder neu zu organisieren. In diesem Zusammenhang ist die Krankengymnastik sehr wichtig für MS-Patienten. Vor allem mit dem Bobath-Konzept wird der Patient zugleich unterstützt und gefordert, um Alltagsbewegungen wieder durchzuführen. Auch Qi Gong, die asiatische Bewegungsmeditation ist gut: Sie mobilisiert den Körper und beruhigt den Geist.
Heilpflanzen sind nur dann einzusetzen, wenn sie entzündungshemmend oder nervenberuhigend sind. Geeignet sind Johanniskraut, Baldrian, Frauenmantel, Schafgarbe sowie Weihrauch. Auf keinen Fall dürfen Sie das immunanregende Echinacea (Sonnenhut) verwenden.
Wichtig ist vor allem, dass Sie lernen, mit der Krankheit zu leben. Sie können vielleicht nicht mehr so viel machen wie früher. Aber es muss sich auch nicht alles nur um die Krankheit drehen. Um hier das richtige Maß zu finden, ist eine Selbsthilfegruppe empfehlenswert.
Anzeige:
Besonders typisch ist das Stolpergefühl, man hat das Gefühl, es liegt etwas auf dem Boden, stolpert darüber, aber der Boden ist eben. Später dann können schmerzhafte Muskelverkrampfungen, unwillkürliches Augenzittern, Zittern der Hände, ein abgehacktes Sprechen, Inkontinenz und ein unsicherer wankender Gang hinzu kommen. Als schlimmste mögliche Folge, die allerdings nicht zwangsläufig eintreten muss, ist das Leben im Rollstuhl.Was ist MS?
Vieles ist noch unerforscht. Nur so viel weiß die Medizin: Die MS ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Gehirn, Rückenmark, Seh- oder Hörnerven können betroffen sein. Dabei werden von den körpereigenen Leukozyten die Hüllen der Nervenzellen angegriffen, zerstört und durch hartes nutzloses Narbengewebe ersetzt. Dies klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn die Nervenhüllen sind mit einer Isolierschicht um ein Stromkabel zu vergleichen. Sind sie geschädigt, werden die Nervenimpulse, das bedeutet die Informationen z. B. von den Muskeln zum Gehirn und umgekehrt, nicht mehr korrekt weitergeleitet. Es entsteht eine Art Kurzschluss im Nervengewebe. Bei starken Entzündungen werden zudem die Nervenfortsätze selbst, also die Axone, geschädigt.
Formen mit und ohne Schübe
Grundsätzlich wird die MS unterteilt in die schubförmige und die schleichend verlaufende Form. Allerdings verläuft die Multiple Sklerose bei jedem Patienten anders.
Manchmal ist es nur ein einziger Schub im ganzen Leben. Manchmal allerdings sind es mehrere, die chronisch immer wieder auftreten. Aber auch dann kann ein Arzt nicht vorhersagen, wie es einem Betroffenen in drei oder fünf Jahren gehen wird.
Denn erstens können nach einem Schub die normalen Funktionen wieder zurückkehren. Zweitens werden oft auch sogenannte Spontanremissionen beobachtet, also ein unerklärliches Verschwinden von schon dagewesenen Krankheitsanzeichen. Allerdings kann es auch sein, dass sich die Krankheit fortlaufend verschlimmert, vor allem bei Betroffenen im höheren Lebensalter. Dies ist aber nur vereinzelt der Fall: Die Häufigkeit liegt unter 5 Prozent, dass es innerhalb weniger Jahre zu schwerer Behinderung oder womöglich auch zum Tod kommt.
Diagnose
Die erste Diagnose einer MS ergibt sich aus der Beschreibung der Beschwerden. Es folgt eine neurologische Untersuchung: Dabei werden u. a. Hirnnerven auf ihre Funktion geprüft, Empfindungen, Reflexe und Muskelkraft getestet. Mit einer Entnahme von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquorpunktion) kann der Arzt entzündliche Veränderungen im zentralen Nervensystem feststellen.
Weil die Ergebnisse auch z. B. auf eine Gehirnentzündung hindeuten können, wird zusätzlich oft noch die Leitfähigkeit des der Seh- oder Hörnervs untersucht. Heutzutage wird die Magnetresonanztomographie (MRT) immer wichtiger, um frühzeitig krankhaft veränderten Entzündungsherde zu erkennen. Neuerdings wird auch diskutiert, dass Depressionen und Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses bereits in einem frühen Stadium zu finden sind, und dass deshalb auch psychologische Tests zur Untersuchung gehören sollten.
Ursache
Die Ursache der Krankheit ist noch nicht ganz geklärt. Die Experten bevorzugen zwei Erklärungen:
- die genetische Veranlagung. Man vermutet, dass in Familien, in denen bereits ein Mitglied erkrankt ist, die anderen Angehörigen ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls zu erkranken.
- eine Entgleisung des Immunsystems: Dadurch kann es längere Zeit nach einer vorausgegangenen Infektion mit Viren, die das Nervensystem befallen, zu Autoimmunreaktion kommen. Diskutiert werden das Epstein-Barr-Virus (EBV) und das Herpesvirus.
Behandlung
Für die Behandlung wird im akuten Schub hauptsächlich Cortison gegeben. Dies bewirkt eine Verkürzung des Schubs, hat aber auf den gesamten Verlauf keinen Einfluss.
Zur Vorbeugung eines erneuten Schubes wird der Wirkstoff Interferon beta eingesetzt. Dies ist eine körpereigene Substanz, sie wirkt verändernd und unterdrückend auf das Immunsystem und ist zudem entzündungshemmend.
In schweren Fällen kommt seit einem Jahr zusätzlich die Antikörpertherapie zum Einsatz. Der Wirkstoff Natalizumab kann sich an die „Klebemoleküle“ (Adhäsionsmoleküle) der Immunkörper (Leukozyten) anheften, die sich gegen die körpereigenen Nervenzellen richten. Damit können diese schlechter andocken und die entzündlichen Prozesse werden vermindert. Die Infusion wird als Langzeitbehandlung alle vier Wochen verabreicht.
Seit drei Jahren ist auch ein ehemaliges Krebsmittel auf dem Markt. Der Wirkstoff Mitoxantron ist ebenfalls für MS-Formen im fortgeschrittenen Stadium. Es wirkt Immunsystem-unterdrückend.
Hilfe in der Zukunft
In Entwicklung ist ein erstes Medikament zum Schlucken. Der Wirkstoff Cladribin Cladribin soll die übermäßige Bildung bestimmter weißer Blutzellen, insbesondere Lymphozyten, unterbinden, die am Krankheitsgeschehen von Multipler Sklerose beteiligt sind.
In Erprobung ist eine DNA-Impfung: Sie enthält die Erbinformation der zerstörten Nervenhülle. Durch die Impfung könnte die Toleranz des Immunsystems gegenüber den körpereigenen Bausteinen der Nervenhüllen (Myelinproteine) erhöht oder wieder hergestellt werden. In der „Impfgruppe“ gab innerhalb eines Jahres keine neuen oder vergrößerten Nervenschäden im Gehirn, wohl aber in der nichtgeimpften Gruppe. Dies ergab eine erste Studie, die jetzt ausgeweitet wird.
Hilft die Naturheilkunde?
Das Gehirn ist ein plastisches Gebilde, das dazu fähig ist, sich nach einer Schädigung wieder neu zu organisieren. In diesem Zusammenhang ist die Krankengymnastik sehr wichtig für MS-Patienten. Vor allem mit dem Bobath-Konzept wird der Patient zugleich unterstützt und gefordert, um Alltagsbewegungen wieder durchzuführen. Auch Qi Gong, die asiatische Bewegungsmeditation ist gut: Sie mobilisiert den Körper und beruhigt den Geist.
Heilpflanzen sind nur dann einzusetzen, wenn sie entzündungshemmend oder nervenberuhigend sind. Geeignet sind Johanniskraut, Baldrian, Frauenmantel, Schafgarbe sowie Weihrauch. Auf keinen Fall dürfen Sie das immunanregende Echinacea (Sonnenhut) verwenden.
Wichtig ist vor allem, dass Sie lernen, mit der Krankheit zu leben. Sie können vielleicht nicht mehr so viel machen wie früher. Aber es muss sich auch nicht alles nur um die Krankheit drehen. Um hier das richtige Maß zu finden, ist eine Selbsthilfegruppe empfehlenswert.