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Tipp des Tages

Alkoholismus & Medikamentensucht: Wenn Abhängigkeit das Leben bestimmt

Unser Leben ist mittlerweile so stressig, dass viele Menschen nach Entlastungsmöglichkeiten suchen, die aber nicht immer unbedingt sinnvoll sind. So greifen Männer abends gerne mal zu harten Sachen, wie Whiskey und Schnaps, – und Frauen zu Prosecco, Rotwein und auch zu beruhigenden Tabletten. Aber wenn man diese Mittel einnimmt, um ein Problem zu bekämpfen, ist man ruckzuck ist einem neuen Problem drin, nämlich in einer Abhängigkeit und steht damit auch schnell vor dem sozialen Aus.

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Alkohlabhängigkeit

Ein Alkoholmissbrauch beginnt fast immer unspektakulär. Schließlich gehört Alkohol zu unserer Kultur. Es ist üblich, auf eine wichtige Entscheidung mit einem Glas Sekt anzustoßen, oder ein schönes Abendessen mit einem guten Wein noch romantischer zu machen.

Alarmiert aber sollten Sie dann sein, wenn Sie regelmäßig Alkohol trinken, um alltägliche Entspannungen und Konflikte besser zu ertragen. Der nächste Schritt wäre dann, dass Sie Alkohol brauchen, um sich einigermaßen wohl zu fühlen, auch wenn Sie keine Probleme haben. Dann ist allerdings bereits die Schwelle zur Abhängigkeit erreicht.

Wenn Sie solche Anzeichen an sich spüren, sollten Sie die Notbremse ziehen. Denn Alkohol ist nicht nur schädigend für viele Organe, sondern es ist sogar so, dass der vermeintlich beruhigende Effekt schnell in das Gegenteil umschlägt. Unruhe, Bluthochdruck, Herzflattern und Schlaflosigkeit können aus der Alkoholsucht entstehen.

Therapie: Kontrolliertes Trinken

Wie kommen Sie da wieder raus? Die Therapie einer Sucht sieht prinzipiell so aus, dass zuerst die körperliche Entgiftung erfolgt, und dann der psychische Entzug. Der erste Schritt dahin ist Ihr Eingeständnis, dass es zuviel geworden ist. Danach sollten Sie sich an den Arzt Ihres Vertrauens wenden. Er wird Ihnen wahrscheinlich raten, erst einmal für einige Wochen den Alkohol wegzulassen, oder Sie zum kontrollierten Trinken zu animieren.

Die erlaubte Menge ist bei letzterem allerdings nicht besonders groß: Männer sollten am Tag nicht mehr als ein Glas Wein (250 ml) oder einen halben Liter Bier trinken. Frauen noch etwas weniger. Das kontrollierte Trinken wird gegensätzlich eingeschätzt. Die einen sagen, es sei schwieriger, als vom Alkohol komplett die Finger zu lassen.

Die anderen sagen, die Hürde, mit kontrolliertem Trinken von der Sucht wegzukommen, sei kleiner, als die bei der Abstinenz. Kontrolliertes Trinken geht allerdings schlecht alleine. Hier brauchen Sie eine Gruppe von Gleichgesinnten, oder einen Partner, der Sie unterstützt. Ich persönlich glaube, dass kontrolliertes Trinken nur dann hilft, wenn man an der Schwelle zur Sucht steht.

Therapie: Totale Abstinenz

Da aber mittlerweile einiges dafür spricht, dass es ein „Suchtgen“ in uns gibt, weshalb die einen Menschen eher zum unkontrollierten Trinken neigen als die anderen, sollten Sie es bei starker Abhängigkeit doch eher mit der „Punkt-Schluss“-Methode versuchen. Auch in diesem Fall sollten Sie zuerst einmal zu Ihrem Hausarzt gehen. Der kann Sie je nach Schwere der Sucht entweder in eine Tagesklinik oder in eine stationäre Klinik überweisen.

Dort finden Sie vor allem auch psychotherapeutische Betreuung und evtl. medikamentöse Hilfe. Die reine Entgiftung geht schnell, nach etwa 10 Tagen ist der Alkohol aus Ihrem Körper. Dann aber kommen die psychischen Nachwirkungen: Stimmungsschwankungen, depressive Schübe und die Macht der Gewohnheit. Diese ganzen vermeintlichen „Gründe“, die danach schreien, doch nur ein einziges kleines Glas Alkohol zu trinken, bezeichnet man als Psychodruck. Dieser kann noch monatelang anhalten. Deswegen ist es wichtig, dass Sie für die Zeit nach dem Krankenhaus eine Selbsthilfegruppe besuchen, hier finden Sie Menschen, die ebenfalls schon so stark waren, ein Leben ohne Alkohol zu wagen.

Tablettensucht

Bei der Tablettensucht sind viele Mechanismen ähnlich. Zuerst ist die kleine Pille ein Wunderzeug, man hat sie in der Handtasche bei sich und nimmt sie bei Bedarf – meist zur Beruhigung, aber auch gegen Schmerz, als Schlaf- oder Aufputschmittel. Das bleibt lange Zeit unbemerkt, denn es stellen sich ja kein Rausch und keine Verhaltensauffälligkeit ein. Schnell aber tritt Gewöhnung an den Wirkstoff auf. So nimmt man zwei statt einer Tablette. Die Wirkung verblasst dennoch, doch die Nebenwirkungen – etwa bei den am häufigsten verwendeten Benzodiazepinen (z. B. Valium) – können sich steigern: Gedächtnislücken, erhöhte Angst, aber auch Depressionen und emotionale Betäubung.

Mittlerweile sind ebenso viele Menschen von Medikamenten abhängig wie vom Alkohol (1,4 bis 1,9 Millionen, laut Bundesgesundheitsministerium). Vor allem Frauen, insbesondere in höherem Alter, sind von der Sucht betroffen. Gerade bei ihnen aber können diese Beruhigungsmittel wegen ihrer muskelentspannenden Wirkung auch zu schweren und komplikationsreichen Stürzen führen. Oft besteht auch eine Co-Sucht, dass man von Alkohol und Tabletten abhängig ist.

Entzug von Tabletten

Die wichtigste Regel bei einer Medikamentensucht: Machen Sie den Entzug nicht alleine. Der Körper reagiert auf ein plötzliches Absetzen sehr unvorhersehbar. Tödliche Herzkomplikationen bis hin zu Selbsttötungen sind schon vorgekommen. Der Arzt hat die Möglichkeit, beispielsweise die Benzodiazepine schrittweise zu reduzieren und überlappend Antidepressiva zu verschreiben.

Dies ist eine ganz gute Kombination, um dem Körper und der Psyche zu helfen, aus der Sucht rauszukommen. Bei einem Tablettenentzug muss man allerdings noch bis zu einem Jahr damit rechnen, dass man plötzlich das Gefühl hat, psychisch „in ein Loch fallen“. Am gefährlichsten sind die Situationen, in denen Sie früher eine Tablette genommen hätten. Auch können immer wieder Kopfschmerzen auftreten. Deswegen ist auch beim Tablettenentzug wichtig, dass Sie in eine Selbsthilfegruppe gehen.

Co-Leidende: Die Familie

Ich habe mich bislang nur auf die Betroffenen selbst konzentriert. Eine Sucht ist allerdings auch für Familienmitglieder belastend. Sie müssen machtlos zusehen, wie der geliebte Partner oder ein Elternteil sich entfremdet und ihr Leben immer mehr der Sucht opfern. Anfangs versuchen die Angehörigen, dieses Verhalten vor der Umwelt zu decken und den Partner in Schutz zu nehmen. Sie versuchen auch, Verständnis zu zeigen und den Beteuerungen des Abhängigen zu glauben, dass er das Trinken etc. „ab morgen“ sein lässt. Beides hilft wenig.

Natürlich dürfen Sie nicht tatenlos zusehen, wie sich jemand mit einer Sucht zugrunde richtet, sonst machen Sie sich mitschuldig. Am besten ist, Sie weisen den Betroffenen immer wieder darauf hin, dass er / sie zuviel trinkt oder zu viele Tabletten einnimmt. Bieten Sie ihm Gespräche an, suchen Sie ihm Adressen heraus. Doch mehr können Sie nicht tun, den ersten Schritt, die Hilfsangebote auch anzunehmen, muss der Süchtige selbst tun. Ein liebender Partner ist dabei eine wichtige Unterstützung für den Entzug und hilft, die doch hohe Gefahr der Rückfälligkeit zu senken.

Warum Selbsthilfegruppen wichtig sind

Die meisten Selbsthilfegruppen im Suchtbereich arbeiten nach dem Prinzip der Anonymen Alkoholiker. Das heißt: Man kennt sich nur mit Vornamen und gibt seine Identität nicht preis. Dies ist der Raum, in dem die Betroffenen dann ohne Angst, dass Nachbarn oder Kollegen von ihrer Sucht erfahren, reden können. Das Prinzip besteht darin, dass jeder von seinen Problemen, aber auch Erfolgserlebnissen berichten kann. Die anderen können dies kommentieren, sodass sich ein Gespräch ergibt.

Sie können aber auch nur zuhören, und sich dabei Gedanken über Parallelen zu ihrer eigenen Situation machen. Denn oft sind zwar die Lebensumstände anders, doch die Auswirkungen der Sucht ähneln sich. Bei den Anonymen Alkoholikern kommt hinzu, dass die Betroffenen ihre Machtlosigkeit gegenüber der Sucht eingestehen, und sich nicht zuviel vornehmen, um dagegen anzukämpfen. Es geht nur immer darum, den heutigen Tag gut und ohne Alkohol zu überleben, weswegen sie sagen: „Ich lasse heute das erste Glas stehen“. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt

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