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Tipp des Tages

Scharlach: Wenn das Kind plötzlich eine Himbeerzunge hat

Scharlachrot – so wird ein sehr kräftiger, leuchtend roter Farbton bezeichnet. Und warum ist das so? Weil zum Scharlach ein kräftigroter Ausschlag am ganzen Körper gehört. Außerdem ist ein unverkennbares Zeichen die stark gerötete „Himbeerzunge“, die nach ein paar Tagen der Erkrankung zu sehen ist.

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Verlauf der Erkrankung

Scharlach ist eine Infektionskrankheit, die meist im Alter von zwei bis 10 Jahren auftritt, doch es können auch Erwachsene erkranken. Die Erreger sind gefährliche Bakterien aus der Gruppe der Streptokokken. Die Symptome werden allerdings nicht durch die Erreger, sondern durch deren Stoffwechselgifte hervorgerufen. Die Übertragung findet auf Tröpfchenwege statt, also durch Niesen, Husten und Sprechen. Die Bakterien lassen sich meist zuerst im Rachen nieder.

Zwei bis vier Tage später bricht dann die Krankheit aus. Zuerst kommt es zu Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und einem schnell ansteigenden hohen Fieber. Eventuell kommen noch Erbrechen, sowie Kopf-, Leib- und Gliederschmerzen hinzu. Kurz darauf dann werden der weiche Gaumen und der Rachenhintergrund dunkelrot. Die Mandeln ebenso, auf ihnen bilden sich zudem gelb-weiße Eiterpunkte. Die Zunge ist in den ersten Tagen weiß belegt. Das ganze Geschehen im Mund- und Rachenraum wird von einem üblen Mundgeruch begleitet.

Von außen lassen sich am Hals stark geschwollene Lymphknoten tasten. Möglicherweise greift die Entzündung auch auf die Ohren über, was mit Ohrenschmerzen verbunden ist.
Einem Scharlach-Kind geht es also wirklich schlecht! Es hat keinen Appetit und leidet stark. Sie sollten auf jeden Fall frühzeitig mit ihm zum Arzt gehen, und es behandeln lassen, damit die Bakterien möglichst schnell abgetötet werden.

Weitere Symptome

Zwei bis drei Tage nach den ersten Krankheitszeichen wird das zweite typische Anzeichen sichtbar: Ein „scharlachroter“ feinfleckiger Hautausschlag, der aber nicht juckt. Er beginnt am Hals und unter dem Schlüsselbein und überzieht mit der Zeit den gesamten Körper. Auch das Gesicht ist deutlich gerötet, nur das Dreieck von der Nase bis zum Kinn bleibt weiß; deshalb spricht man auch von dem „Milchbart“ als Scharlacherkennungszeichen. Dieser Ausschlag gehört zur Krankheit dazu, ohne ihn wäre es „nur“ eine Mandelvereiterung, meist hervorgerufen durch eine bestimmte Art von Bakterien, den Staphylokokken.

Diese Unterscheidung ist wichtig, weil sie für die Behandlung eine wichtige Rolle spielt. Allerdings kann der Ausschlag mal stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Er klingt nach zwei bis vier Tagen ab und hinterlässt dann einige Wochen lang grobe Hautschuppungen.
Ab dem dritten oder vierten Krankheitstag wird der weiße Zungenbelag abgestoßen und es kommt eine stark gerötete Zunge hervor. Die kleinen Zungenbläschen, auf denen die Geschmacksknospen sitzen, sind angeschwollen und treten deutlich sichtbar hervor.

Diagnose

In der Arztpraxis oder beim Hausbesuch wird zuerst einmal das Kind gründlich untersucht. Meist sind die äußeren Anzeichen eindeutig, trotzdem macht der Arzt zur Absicherung der Diagnose oft noch mit einem Watteträger einen Rachenabstrich. Dieser wird dann im Labor untersucht. Für nicht oder noch nicht eindeutige Scharlachkriterien oder Reihenuntersuchungen, z. B. im Kindergarten, werden diese Abstriche auch oft vorsorglich genutzt, wenn einige Kinder bereits erkrankt sind. Dies dient dazu, alle Scharlachkinder ausfindig zu machen, die sich schon (unsichtbar) infiziert haben. Denn diese sollen zuhause bleiben und niemanden mehr anstecken.

Therapie

Zur Therapie gibt es eigentlich nur eines: ein Antibiotikum. Dieses muss in der Regel über zehn Tage genommen werden, auch wenn sich nach zwei Tagen eine Besserung einstellt. Das Kind soll in der akuten Phase im Bett bleiben, unsere Abwehr arbeitet am besten unter Ruhebedingungen. Nach zwei Tagen ist das Kind übrigens mit dieser Therapie auch nicht mehr ansteckend. Lassen Sie es aber trotzdem noch zuhause, denn es muss auch wieder zu Kräften kommen.

Die Heilung kann man nicht beschleunigen, aber man kann die Beschwerden lindern. Gut sind für die ersten Tage Lutschtabletten mit desinfizierenden und örtlich betäubenden Zusätzen (Lidocain, Benzocain). Diese machen die Halsschmerzen erträglicher. Geben Sie dem Kind auch keine reizenden Fruchtsäfte zu trinken, sondern lieber einen wohlschmeckenden (Früchte-)Tee.

Mythen und Märchen

Über Scharlach wird in Elternratgebern viel Mythisches verbreitet. So soll die Krankheit angeblich erst dann auftreten, wenn ein Kind reif dazu ist. Hierzu kann ich nur sagen, dass Scharlach eine gefährliche, hoch ansteckende Krankheit ist, die keine Rücksicht auf die seelische Entwicklung von Kindern nimmt. Es ist allerdings so, dass man manchmal bei gesunden Menschen krankheitsauslösende Streptokokken-Stämme findet. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind das zehn bis 20 Prozent der Menschen: Diese sind dann zwar Keimträger und können auch andere anstecken, sie selbst erkranken jedoch nicht. Woran das liegt, kann ich mir nur mit einem gut funktionierenden Immunsystem erklären.

Ein anderer weit verbreiteter Mythos lautet, dass Scharlach-Kinder mit ihrer Krankheit selbst fertig werden sollen und man sie nicht mit einem Antibiotikum behandeln soll. Das würde die Kinder stärken und sie seien fortan immun gegen Scharlach. Auch mit diesem Mythos möchte ich aufräumen: Es gibt nämlich mehrere Typen von Streptokokken, die Scharlach verursachen können. Deshalb ist es möglich, mehrmals im Lauf des Lebens an Scharlach zu erkranken, unabhängig davon, ob das Kind die Krankheit selbst auskurieren musste, oder der Arzt helfen durfte. Ohne Antibiotikatherapie sind die Kranken übrigens drei bis vier Wochen nach den ersten Krankheitszeichen ansteckend.

Komplikationen sind nicht selten

Streptokokken sind gefährliche Erreger. „Eine unbehandelte Angina beißt ins Herz und leckt an den Gelenken“, so lautet eine Eselsbrücke aus dem Medizinstudium. Das bedeutet: Die Erreger können sich im Bereich des Herzens festsetzen und dort zu Komplikationen führen. Oder es kommt zu einem akuten „rheumatischen Fieber“- eine zum Glück so gut wie ausgestorbene Krankheit - das heißt Gelenkentzündungen, die zu bleibenden Schäden führen können.

Solche Komplikationen waren vor der Antibiotikatherapie recht häufig. Unbehandelt kann aber diese vermeintlich harmlose Kinderkrankheit immer noch gefährlich werden. Aber im Grunde ist kein Organ sicher vor diesen Erregern. So ist auch eine Nierenentzündung (=Scharlach-Nephritis) eine gefürchtete Komplikation. Diese setzt meist nach Ablauf der zweiten Krankheitswoche gelegentlich mit Fieber, Erbrechen und Wassereinlagerungen ein. Auch die Halsentzündung mit einer ausgedehnten Mandelvereiterung, einhergehend mit Gewebeuntergang (Nekrose) und einer allgemeinen Blutvergiftung kann das Gesamtkrankheitsbild ungünstig beeinflussen. Ferner werden Erkrankungen des Gehörgangs oder sogar Lähmungen nicht selten beobachtet und gefürchtet. Autor: Dr. med. Günter Gerhardt

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