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Tipp des Tages

Tollwut: Tierbisse können tödlich sein

Erinnern Sie sich an den wirklich passierten Krimi, der sich vor beinahe drei Jahren zugetragen hat? Eine Indienreisende hatte nach ihrer Ankunft in Deutschland einen Herzstillstand erlitten. Ihr Kreislauf konnte zwar wiederbelebt werden, nicht aber das Gehirn. Das bedeutete: Sie war tot. Weil sie sich als Organspenderin bereit erklärt hatte, wurden ihr einige Organe entnommen, von denen sechs andere Patienten profitierten. Monate darauf sind drei von ihnen erkrankt und gestorben. Diagnose: Tollwut! Die Reisende hatte sich in Indien angesteckt, wovon aber niemand etwas wusste. Als bei den Organempfängern die Krankheit ausbrach, war es für eine Rettung bereits zu spät. Denn so gut wie jeder, der an Tollwut erkrankt, muss sterben. Allerdings wird nicht jeder Infizierte krank.

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Verlauf der Krankheit

Tollwut wird durch das Tollwutvirus (Rabiesvirus) übertragen. Dies kann – allerdings selten – über Transplantation geschehen, meist aber über den Biss von einem tollwütigen Tier. Nach der Infektion vermehrt sich das Virus zuerst an der Stelle, wo es eingedrungen ist. Dann wandert es entlang der Nerven zum Rückenmark. Von hier gelangt es vermehrt zu den Speicheldrüsen, zur Bauchspeicheldrüse und zu den Haarbälgen. Auch breitet es sich bis zum Gehirn aus und beginnt gezielt, bestimmte Gehirnbereiche zu zerstören. Dies geschieht normalerweise innerhalb von drei Wochen bis drei Monaten nach der Ansteckung. Bei kopfnahen Verletzungen geht es schneller, bei einem Biss in den Fuß oder die Hand langsamer. Die ersten Anzeichen können Missempfindungen und Taubheitsgefühle im Bereich der Wunde sein, auch wenn diese mittlerweile wieder verheilt ist. Später kommen Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und manchmal auch Fieber hinzu. Dies bedeutet, dass die Viren im Gehirn angekommen sind. Jetzt bricht die Krankheit richtig aus.

Dies beginnt mit Krämpfen der Schlund-, Kehlkopf- und Atemmuskulatur. Es kommt zu Erstickungsgefühlen und Atemnot. Auch das Schlucken wird unmöglich. So kommt es auch, dass der Speichel bei tollwutkranken Tieren und Menschen aus dem Mund herausfließt. Es entsteht typischerweise eine richtige panische Angst vor dem Trinken, selbst bei qualvollem Durst (Hydrophobie). Selbst wenn irgendwo nur ein Wasserhahn tröpfelt oder ein Wasserglas steht, kann dies bei dem Kranken zu Unruhe führen, sowie zu Krämpfen, die auf die gesamte Muskulatur übergehen können. Dieser Zustand wird als „rasende Wut“ bezeichnet. Die Krämpfe und Unruhezustände lassen aber nach, es kommt zu zunehmenden Muskellähmungen. Jetzt ist der Patient im Zustand der „stillen Wut“. Der Tod tritt maximal sieben Tage nach dem Krankheitsausbruch ein, nämlich dann, wenn durch die Nervenzerstörung Herz und Atemzentrum gelähmt sind.

Therapie

Die Ärzte können in dieser Zeit nicht viel machen. Sie können nur die Beschwerden lindern. Es ist weltweit nachweislich nur einmal vorgekommen, dass ein Mensch den Ausbruch einer Tollwuterkrankung ohne nennenswerte Schädigungen überlebte. Dies war ein 15-jähriges Mädchen in den USA. Seitdem versuchen Ärzte, einen Tollwutkranken nach dem gleichen Schema zu behandeln: Er wird mit Medikamenten in ein künstliches Koma versetzt, um das Nervensystem zu schonen. Dann wird er mit antiviralen Medikamenten therapiert. Damit soll eine weitere Vermehrung der Tollwutviren zumindest so lange verhindert werden, bis sich das körpereigene Immunsystem auf die Invasion eingestellt hat und sich wehren kann. Bislang hat das allerdings nie wieder zum Erfolg geführt. Infizierte haben also nur dann eine Chance zu überleben, wenn sie sich direkt nach der Ansteckung und noch bevor die ersten Krankheitsanzeichen ausgebrochen sind, impfen lassen (siehe unten). Deswegen ist es wichtig zu wissen, wo die Gefahren lauern.

Amsteckung

Die größte Gefahr besteht darin, wenn Sie mit einem tollwütigen Tier in Berührung kommen. Hat dieses Tier Schaum vor dem Mund und beißt wild um sich, hält man natürlich von ganz alleine Abstand. Anders aber sieht es aus, wenn es besonders zutraulich wird. Tollwütige, wildlebende Tiere verlieren nämlich oft zu Beginn der Erkrankung ihre Scheu vor den Menschen. Natürlich gerät man dann in Versuchung, das süße Tier zu streicheln. Wenn Sie dann mit dem virushaltigen Speichel in Berührung kommen, kann das für eine Ansteckung ausreichen. Nehmen Sie deshalb die Schilder ernst, wenn im Wald vor Tollwut gewarnt wird.

Betroffen sind hierzulande am häufigsten die Füchse, in den USA grassiert die Tollwut unter den Fledermäusen. Prinzipiell kann aber jedes Säugetier das Virus bekommen, also auch Dachse, Marder, Rehe, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde sowie Hunde, Katzen und sogar manchmal Vögel. Leinen Sie deshalb bei Tollwutgefahr Ihren Hund an, denn er könnte sich auch anstecken und die Viren dann an Sie weitergeben. Allerdings hat die Tollwutgefahr unter den Wildtieren europaweit abgenommen. Das liegt daran, dass die Füchse gegen Tollwut geimpft werden. Dazu werden in Wäldern meist mit dem Flugzeug Futterköder mit einem abgeschwächten Tollwutvirus verteilt. Die Köder sind für den Menschen sowie Haus- und Wildtiere unschädlich. Man sollte sie jedoch nicht direkt mit Wunden oder Schleimhäuten berühren. Die Fuchsimpfung hat in Europa zur Eindämmung und teilweise sogar zur Ausrottung der Tollwut geführt.

Es besteht auch eine Ansteckungsgefahr in den ersten Wochen, wenn die Viren zwar schon die Speicheldrüsen aber noch nicht das Gehirn befallen haben. In dieser Zeit ist der Betroffene noch nicht alarmiert, kann aber vor allem über seinen Speichel die Viren weitergeben. Und das geht schnell: Ein Schluck aus seinem Glas, eine Gabel voll von seinem Teller probiert, oder gar ein Kuss: Unter Partnern sind das alles selbstverständliche Gewohnheiten.

$imageleft2$Wie verhalten Sie sich nach einem Biss?

Wenn Sie von einem Tier gebissen wurden, sollten Sie deswegen direkt zum Arzt gehen. Hat er den Verdacht, dass Tollwut im Spiel sein könnte, wird er die Wunde desinfizieren, notfalls sogar ausschneiden. Danach spritzt ein Tollwut-Antikörper sowohl in die Wunde als auch in den Muskel. Damit steigt auch die Zahl der eigenen Antikörper im Blut, die sich gegen die Viren richten sollen. Am nächsten Tag beginnt er dann mit der Impfung, um das Immunsystem noch einmal richtig gegen die Viren scharf zu machen.

In Europa treten jährlich jedoch nur noch vereinzelte Erkrankungen auf. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tollwut jedes Jahr immer noch mindestens 55.000 Todesopfer hat, vor allem in Südostasien, gefolgt von Afrika und Lateinamerika. Und das alles, ohne dass eine Therapie auch nur in Aussicht steht.

Bester Schutz: Impfung

Behandeln lässt sich die Tollwut weder beim Menschen noch beim Tier. Ohne eine rechtzeitige Impfung endet die Erkrankung immer tödlich. Rechtzeitig bedeutet, dass die Impfung entweder als vorbeugender Schutz erfolgte oder aber unmittelbar nach dem Biss verabreicht wird. Wenn die ersten Symptome auftreten, hat eine Impfung keinen Sinn mehr, da das Virus dann bereits ins Gehirn vorgedrungen ist.

Der beste Schutz ist also eine Impfung. Nach einer kompletten Grundimmunisierung beträgt die Schutzdauer bis zu 5 Jahren. Danach müssen regelmäßig Auffrischungsimpfungen durchgeführt werden.
Allerdings muss sich nur impfen lassen, wer Kontakt zu einer an Tollwut erkrankten oder einer tollwut-verdächtigen Person hatte. Dies sind vor allem die Menschen, die im OP-Raum oder auf der Intensivstation eines Krankenhauses arbeiten.

Weiterhin sollten sich Menschen mit folgenden Berufen impfen lassen: Tierärzte, Jäger, Forstpersonal, Personen bei Umgang mit Wildtieren in Gebieten mit Wildtollwut sowie ähnlichen Risikogruppen. Eine vorsorgliche Impfung muss bei Personal in Laboratorien mit Tollwutinfektionsrisiko erfolgen.
Sinnvoll ist die Impfung auch für Rücksackreisende in Risikogebiete Asiens, Afrikas und Amerikas. Neuerlich ist auch Osteuropa (Polen, Baltikum und Länder der ehemaligen Sowjetunion) aktuell. Autor: Wissen Gesundheit-Redaktion

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