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Tipp des Tages

Ängste: Wenn man den Alltag nicht mehr im Griff hat

Das Gefühl der Angst ist jedem vertraut: Wenn man eine Rede halten soll, wenn man nachts alleine auf der Straße Schritte hinter sich hört, wenn ein großer Hund auf einen zuspringt, ... dann ist sie da. Das Herz klopft höher, die Hände werden feucht und man möchte, dass die Situation so schnell wie möglich vorbeigeht. Das ist eine natürliche und sehr sinnvolle Gefühlsregung, denn sie dient dem Selbstschutz. Oftmals passiert es sogar, dass man feuchte Hände und Herzrasen bekommt, noch bevor einem der Grund für die Angst bewusst wird.

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So entstehen Angstgefühle

Jahrhundertelang haben die Forscher gegrübelt, wie die Angstgefühle und die Körperreaktionen zusammenhängen. Dieses Rätsel ist mittlerweile gelöst. Hirnforscher unterscheiden nämlich zwischen einer schnellen unbewussten und einer langsameren bewussten Reaktion. Bei der schnellen Reaktion wird das, was man sieht, hört oder fühlt, auf einer Schnellbahn zu einer Gehirnstruktur mit dem schönen Namen Mandelkern (Amygdala) geleitet. Dieser veranlasst sofort und ohne Umwege Starre oder Flucht, Erhöhung des Blutdrucks und Ausschüttung von Stresshormonen.

Die Informationen der Sinnesorgane gelangen aber auch zusätzlich zum Stirnhirn (sensorische Großhirnrinde). Hier erfährt das Bewusstsein den Auslöser der Angst. Das folgende Beispiel veranschaulicht die wissenschaftliche Erklärung: Im Halbdunkel erblicken wir unten in der Zimmerecke aus dem Augenwinkel heraus ein fürchterliches haariges Etwas. Eine Riesenspinne, die mit exotischen Früchten in unsere Wohnung gekommen ist? Das schießt einem durch den Kopf und das Herz bleibt einem fast stehen. Wenn man dann genauer hinschaut, sieht man, dass die Katze ein Wollknäuel liegengelassen hat, oder die kleine Tochter ein Spielzeug. Man atmet tief durch und beruhigt sich wieder.

Die Angst ohne Grund

Heutzutage aber passiert es immer häufiger, dass Menschen Angst ohne nachvollziehbaren Grund bekommen. Dann spricht man von krankhafter Angst. Hier schrillt der Mandelkern wie eine Alarmglocke ohne Unterlass und ruft dadurch die Körperreaktionen auf den Plan. Aber das Stirnhirn bekommt die Angstreaktionen nicht wieder unter Kontrolle. Der Mandelkern hat sich sozusagen verselbstständigt. Warum macht er das? Eine aktuelle Theorie ist, dass sich das Warnsystem Mandelkern verselbstständigt hat, weil wir, zumindest die meisten Menschen in Deutschland, kaum mehr Angst haben müssen.

Es kann aber auch sein, dass frühere schlimme Erlebnisse aus der Kindheit, oder im Gegenteil, eine zu wohlbehütete Erziehung bei Erwachsenen zu Ängsten führten. Ein weiterer Auslöser für krankhafte Angst ist Stress. Denn Stress kann die innere Anspannung hochsetzen und es den Nerven so leichter macht, bei Bedarf zu reagieren. Auch die Vererbung spielt hier eine wichtige eine Rolle. Zudem ist bei vielen Angstpatienten der geregelte Austausch von Botenstoffen im Gehirn gestört.

Verschiedene Formen der Angst

So viele Gründe es für die Entstehung gibt, so viele Gesichter trägt die Angst. Wie ein ständiger ungeliebter Begleiter wirkt sich die generalisierte Angststörung aus, die am stärksten unterschätzt wird (siehe unten). Die Panikstörung wiederum ist gekennzeichnet von plötzlich und unerwartet auftretenden Zeiten mit massiven, panikartigen Angstgefühlen. Sie ist häufig mit einer „Platzangst“ verbunden, zum Beispiel wenn der Aufzug stehen bleibt, kann aber auch ohne Anlass passieren. Die Körperreaktionen sind so stark, dass man glauben könnte, sterben zu müssen. Es gibt auch die krankhafte Schüchternheit, auch soziale Phobie genannt. Die Betroffenen reduzieren den Kontakt mit anderen auf das Nötigste, weil sie Angst haben, sich zu blamieren. Weiterhin haben viele Menschen eine gesteigerte Angst vor Konkretem, wie Spinnen, Hunde, Schlangen, Gewitter, aber auch vor Höhe oder engen Räumen.

Das ist eine generalisierte Angst

Damit ist ein monate- bis jahrelanger, nicht mehr zu kontrollierender Angstzustand gemeint. Dieser entsteht schleichend, oft zusammen mit starken Belastungen im Beruf- und Privatleben. Daraus entstehen größte Sorgen, die sich auf so gut wie alle Alltagssituationen erstrecken. Innere Unruhe, Schreckhaftigkeit und das Gefühl, kurz vor dem Durchdrehen zu sein, sind körperliche Anzeichen. Schlafstörungen, Nervosität, Reizbarkeit, Erschöpfbarkeit, Herzklopfen, Schwindel, Magenstörungen kommen hinzu. Im Schnitt wird eine generalisierte Angst erst nach sieben Jahren erkannt. Wird sie behandelt, kann sie geheilt werden. Ansonsten endet sie oft in einer Depression.

Die Behandlung

Die moderne Behandlung besteht heute aus einer Psychotherapie (siehe unten), bei Bedarf wird sie mit Medikamenten kombiniert. Die modernsten sind spezielle Mittel gegen Depressionen, die „selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer“ (SSNRI). Sie machen nicht mehr müde, können aber die Ordnung der Botenstoffe im Gehirn wiederherstellen. Ein spezielles Mittel gegen Epilepsien kann die Erregbarkeit der Nervenzellen herabsetzen. Für akute Situationen gibt es Benzodiazepine in Tropfenform. Oft hilft alleine der Gedanke an diese Notfalltropfen. Sie sind aber keine Mittel der ersten Wahl, weil sie im Gegensatz zu den anderen Medikamenten süchtig machen können.

$imageleft2$Das können Sie selbst tun

Sie selbst können auch aktiv die Behandlung unterstützen. Vertrauen Sie sich jemandem an, mit dem Sie über Ihre Erfolge und Misserfolge in der Behandlung sprechen können. Gut geeignet sind ein Freund oder eine Freundin, nicht so gut funktioniert das mit dem Partner oder Familienangehörigen, weil diese durch das enge Zusammenleben möglicherweise schon überlastet sind. Auch ein Tagebuch hilft, die Angst fassbarer zu machen.

Gut ist es auch, sich in Entspannung zu üben. Mit der gestuften Aktivhypnose lernen Sie den folgenden Reflex: Immer wenn der Körper auf Angst umschaltet und Sie etwa zu Schwitzen beginnen, nehmen Sie dies als Signal zum Entspannen.

Wie die Psychotherapie funktioniert

Eine Psychotherapie findet mit einem Arzt oder Psychologen statt. Zuerst einmal klären Sie gemeinsam, welche Situationen Ihre Ängste auslösen. In einer Gesprächstherapie können Sie dann die Wurzeln der Angst suchen.

Die wirksamste Methode innerhalb der Psychotherapie ist die Konfrontationstherapie. Dabei muss der Angstpatient die Angst machende Situation aushalten, zuerst in Begleitung des Therapeuten und dann auch alleine. Auf diese Weise lernt der Patient, eine realistische Einschätzung der Gefahren zu verinnerlichen. Auch Goethe kurierte sich von seiner Höhenangst, indem er immer wieder aufs Straßburger Münster stieg. Für viele konkrete Ängste gibt es mittlerweile auch gute Hilfe durch die Computertechnik. V

irtuelle Angstexposition heißt das Verfahren, es wird ebenfalls innerhalb einer Psychotherapie angewendet. Dabei wird die angstauslösende Situation im Computer dargestellt. Mit einem bestimmten Helm und Brille ausgestattet, sieht man die Situation dreidimensional. Flug-, Platz oder Höhenangst können damit angegangen werden. In den USA hilft diese Computertechnik ehemaligen Irakkämpfern, die unter schlimmen Erinnerungsbildern leiden. Autor: Wissen Gesundheit-Redaktion

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