Tipp des Tages
Wirbelkanalverengung: Am schlimmsten ist der Schmerz
Ein zermürbender Rückenschmerz, Taubheitsgefühle in den Füßen, Wadenkrämpfe, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Brustschmerzen – wer so etwas hat, denkt an alle möglichen Krankheiten, nur nicht an eine Wirbelkanalverengung. Doch davon ist jeder dritte Mensch über 60 betroffen.
Das ist der Wirbelkanal
Der Wirbelkanal ist ein röhrenförmiger Verbindungsgang im Innern der Wirbelsäule. Durch ihn läuft ein Strang von Spinalnerven, welche das sogenannte Rückenmark bilden. Der Kanal ist knöchern, aber mit festen Bändern, Fettgewebe und Häuten weich ausgekleidet. So ist das Rückenmark sicher eingebettet. Auch die Nervenwurzeln haben es hier sicher und weich. Diese entspringen rechts und links aus dem Rückenmark. Immer zwischen zwei Wirbelkörpern verlassen sie den Wirbelkanal und ziehen in den Körper hinein. Entspringen diese Nerven der Halswirbelsäule, werden sie Halsnerven genannt. Sie aktivieren die Muskeln an Hals und Armen. Die Brustnerven entspringen der Brustwirbelsäule und versorgen den Brustbereich. Po, Beine, Füße sowie die unteren Eingeweide werden von den Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinnerven aktiviert.
Aus verschiedenen Gründen kann es zu einer Einengung des Wirbelkanals kommen. Dabei werden die Nervenwurzeln gereizt. Dies führt zu den starken Rückenschmerzen. Je nachdem wo sich die Wirbelkanalverengung (med.: Spinalstenose) befindet, strahlen die Schmerzen in unterschiedliche Gebiete aus. Am häufigsten findet die Wirbelkanalverengung in der Lendenwirbelsäule statt. Denn hier, vor allem in Höhe des 3. und 4. Lendenwirbels, ist der Wirbelkanal von Natur aus schon besonders eng. Eine weitere Einengung hat dann schnell Auswirkungen auf die Nerven.
So entsteht eine Wirbelkanalverengung
In seltenen Fällen ist sie angeboren. Die häufigste Ursache ist ein Verschleiß von Knochen, Knorpeln und Fasern der Wirbelsäule. Diese verliert dadurch an Elastizität, was wiederum ihre einzelnen Bestandteile überstrapaziert. Dabei bilden sich Symptome. Kommen die folgenden drei Symptome zusammen, spricht der Doktor von einer Wirbelkanalverengung. Erstens: eine Bandscheibenvorwölbung. Zweitens: eine Verformung der kleinen Wirbelgelenke (med.: Spondylarthrose). Drittens: eine Entzündung und Schwellung der Bänder. Alle drei Veränderungen beanspruchen Platz, den sie sich vom Wirbelkanal nehmen, bis die Nervenwurzeln nicht mehr genügend Raum haben. Beim Gehen und Tragen vergrößert sich der Schmerz, weil bei diesen Tätigkeiten die Wirbelsäule gestaucht und bewegt wird und dabei die schon gereizten Nervenwurzeln weiter strapaziert werden. Wenn man sich vorne über beugt, lässt der Schmerz in der Lendenwirbelsäule nach, weil dies die Lendenwirbelsäule entlastet (Entlordosieren). Auch das Liegen und Sitzen verschafft Erleichterung. Typisch ist auch ein Druckschmerz an der betroffen Stelle. Mit Röntgen, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie kann der Arzt den Verdacht überprüfen, am besten, indem er vorher ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal spritzt.
Therapie
$imageright2$Die Therapie beginnt damit, die Schmerzen zu lindern und die Entzündung abklingen zu lassen. Hier helfen Rheumamittel, die am Ort der Schmerzentstehung wirken. Manchmal braucht es auch stärkere Schmerzmittel, die ihre Wirkung im Gehirn entfalten. Die Kombination mit einem leichten Antidepressivum hilft bei starker Schmerzempfindlichkeit. Bei länger anhaltenden Schmerzen wird der Arzt eine örtliche Nervenblockade mit einem langanhaltendem lokalen Betäubungsmittel anwenden. Als neue elegante Methode gibt es noch die dynamische Stabilisierung der Lendenwirbelsäule mit einem Implantat. Dabei wird ein so genanntes Coflex-Implantat zwischen zwei beteiligte Dornfortsätze an der Wirbelsäule festgeklemmt. Dies dehnt den Abstand zwischen den Wirbelkörpern, die Flexibilität aber bleibt erhalten.
Kälte und Wärme helfen
Um den Schmerz zu lindern, können Sie selbst auch mit Kälte oder Wärme arbeiten. Es ist beides wirksam, entscheidend ist nur, welche Methode Sie am besten vertragen.
Für Kälteanwendungen gilt: Sie verringern die Nervenleitgeschwindigkeit, wirken dadurch schmerzlindernd und außerdem entzündungshemmend. Am besten sind kalte Wickel und Packungen geeignet. Diese gibt es manchmal zu kaufen und werden im Kühlschrank auf die richtige Temperatur gebracht. Sie können aber auch ein mehrfach gefaltetes Bauchwolltuch in Eiswasser legen, auswringen, auf die schmerzende Stelle legen und mit einem trockenen Baumwolltuch abdecken. Wenn die Kompresse warm geworden ist, können Sie sie erneut ins Eiswasser tauchen.
Wärmeanwendungen wirken hingegen bei Muskelverspannungen, wie sie in Folge der Stenose auch auftreten können. Legen Sie ein feuchtes Tuch auf den schmerzenden Bereich und darauf eine Wärmflasche. Durch die Feuchtigkeit dringt die Wärme tief ins Gewebe. Rotlicht oder warme Bäder können ebenfalls Rückenschmerzen lindern.
Massagen sind bei einer Wirbelkanalverengung allerdings nicht sinnvoll. Sie mögen zwar angenehm sein, aber sie lindern in diesem Fall keine Schmerzen.
Rechtzeitig vorbeugen mit Rückenschule
Zwei der wichtigsten Gründe für Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule heißen Bewegungsmangel und Fehlhaltungen. Durch den Bewegungsmangel verkümmern die Rückenmuskeln, die aber teilweise auch dazu sind, die Wirbelsäule zu stabilisieren. Und Fehlhaltungen strapazieren das Knochengerüst auf ungesunde Weise in einer einseitigen Stellung. Deswegen ist generell bei Rückenschmerzen, auch aufgrund einer Wirbelkanalverengung eine Rückenschule unverzichtbar. Hier lernen Sie, zwei Ursachen der Krankheit zu beheben. Dabei geht es zum einen darum, vor allem die Muskeln neben der Wirbelsäule zu trainieren und stärken. Dann ist es wichtig, dass Sie eine neue Art zu sitzen und tragen lernen. Mit überschränkten Beinen dazusitzen, übt z. B. einen großen einseitigen Druck auf die Lendenwirbelsäule aus. Auch der Rundrücken ist weder schön anzusehen, noch ist er gesund für die Wirbelsäule. Achten Sie immer darauf, Ihren Rücken schön und gerade zu halten wie eine Balletttänzerin.
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