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Tipp des Tages

ADHS: Hyperaktive Kinder brauchen mehr als Medikamente

Der junge Philipp schaukelte wieder einmal so wild mit seinem Stuhl, bis er es geschafft hat, die Tischdecke mitsamt dem Essen zu Boden zu befördern. Der Vater schimpfte, die Mutter „blickte stumm, auf dem ganzen Tisch herum". Kommt Ihnen das bekannt vor? Es ist eine der berühmtesten Kindererzählungen hierzulande, die Geschichte vom Zappel-Philipp, geschrieben von Heinrich Hoffmann im Jahr 1844. Aber vielen Eltern kommt die Geschichte auch aus dem täglichen Leben bekannt vor. Denn sie haben einen tatsächlichen Zappel-Philipp zuhause, oder medizinisch gesprochen, ein Kind mit einer „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung", kurz ADHS. Diese Kinder können sich schlecht konzentrieren, sie sind unaufmerksam, lassen sich dauernd ablenken, sind impulsiv und haben einen starken Bewegungsdrang. Nicht immer treten alle Anzeichen gleichzeitig auf. Einige Kinder sind vorwiegend nur unaufmerksam und verträumt, andere sind vorwiegend nur zappelig und impulsiv. Manchen Kindern geht auch der Respekt vor den Lehrern abhanden und sie wollen sich nicht in die Klassengemeinschaft eingliedern.

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Das geschieht im Gehirn

Drei bis fünf Prozent der Schulkinder, vorwiegend Jungs, sind betroffen. Sie reagieren wie taub auf Ermahnungen wie „Sitz doch endlich mal still", oder „du musst dich einfach nur konzentrieren". Dies ist kein böser Wille, sondern eine ererbte Stoffwechselstörung im Gehirn, die unter bestimmten Bedingungen zum Ausbruch kommt. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Mangel an Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Dies sind Botenstoffe des Nervensystems. Sie geben beispielsweise die Befehle des Nervensystems an die Muskulatur weiter. Sie beeinflussen das Empfinden von Glück, Freude und Zuversicht. Allerdings ist die Rolle der Nervenbotenstoffe bei ADHS noch nicht restlos geklärt. Vermutlich sind auch die Verhältnisse, unter denen viele Kinder heute aufwachsen, ein Grund für die Verhaltensstörungen: immer weniger Platz zum Toben und Bolzen, stattdessen immer mehr Straßen, Verbotsschilder und gepflegte Parkanlagen. Viele Kinder kommen auch mit dem hohen Erwartungsdruck nicht klar, der schon in der Grundschule an sie gestellt wird. Im jungen Erwachsenenalter schwächen sich die Symptome häufig von alleine ab. Bei einem Drittel bis zur Hälfte der Patienten bleiben sie allerdings unvermindert bestehen.

Diagnose

Wenn Sie den Verdacht haben, Ihr Kind leidet unter ADHS, sollten Sie zuerst einmal mit anderen Betreuern wie Großeltern, Kindergärtnerinnen oder Lehrer nach deren Beobachtungen fragen. Wenn diese Ihre Erfahrung bestätigen, schildern Sie dem Kinder- und Jugendarzt Ihre Beobachtungen. Er wird das Kind zuerst körperlich untersuchen, um herauszufinden, ob andere Krankheiten die Beschwerden auslösen. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch für innerliche Unruhe sorgen, ebenso ein Juckreiz bei einem Ekzem oder Allergie. Bei Hör- und Sehschwächen fällt die Konzentration schwer. Dann wird der Arzt Ihnen einen standardisierten Fragebogen zum Ausfüllen geben, oder es zu einem Kinder- und Jugendpsychiater überweisen. Es gibt bestimmte Anhaltspunkte, die den Verdacht verstärken, z. B. wenn das Kind dauernd Spielzeug oder das Hausaufgabenheft verliert, oder Anweisungen nicht vollständig ausführt, oder den Sitzplatz oft verlässt, auch wenn sitzen erwartet wird. Entscheidend ist, dass die Anzeichen nicht nur daheim oder in der Schule auftreten, sondern an mindestens zwei verschiedenen Orten. Oft merkt der Arzt selbst, ob das Kind „zappelig" oder „unkonzentriert" ist. Hier ist viel Einfühlungsvermögen gefragt, denn Kinder sollen auch wild sein und ihre Erfahrungen machen dürfen. Bevor der Arzt ein Medikament verschreibt, führt er Hirnstrommessungen (EEG) durch, um ein verborgenes Anfallsleiden (Epilepsie) auszuschließen, das sich unter einer medikamentösen Behandlung verschlechtert.  

Behandlung

$imageright2$Hat ein Kind wirklich ADHS - und ist nicht einfach nur etwas wilder und lebendiger als die anderen - sollte es behandelt werden. Denn ansonsten werden hyperaktive Kinder fast immer sozial auffällig. Die gängige Therapie sieht so aus, dass sie Tabletten mit den Wirkstoffen Methylphenidat oder Atomoxetin (eher für den Träumer) bekommen. Damit werden sie in einen ruhigeren und konzentrierteren Zustand überführt, in dem sie andere Verhaltensmuster erlernen können. Auch die Eltern sind gefordert: Richten Sie verlässliche Tagespläne mit festen Routinen und festen Regeln ein. Loben Sie Ihre Kinder auch für kleine Fortschritte, dies stärkt ihr gestörtes Selbstvertrauen. Wenn es über die Stränge schlägt, erklären Sie, warum das falsch ist. Dann muss es eine fünfminütige Auszeit an einem möglichst langweiligen Platz in der Wohnung ertragen, ohne die geringste Ablenkungsmöglichkeit. Melden Sie Ihr Kind in einem Sportverein an, damit es sich auspowern kann. Am besten ist Schwimmen, denn das warme Wasser wirkt entspannend und bremst den Bewegungsdrang. Setzen Sie nach neun Monaten das Medikament versuchsweise ab.

Autor: Wissen Gesundheit-Redaktion

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