Tipp des Tages
Rheuma in den Gefäßen: Es kann alle Organe treffen
Oft fängt es an wie eine Grippe: Man fühlt sich schlapp, alles tut weh und die Gelenke sind geschwollen. In der Nacht fiebert und schwitzt man und am Morgen hat man kaum die Kraft, sich aus dem Bett zu erheben. Dies kann ein Anzeichen für eine mysteriöse Krankheit sein, nämlich das Gefäßrheuma. Sie ist nicht besonders häufig. Aber immerhin sind mir in meiner Praxis bereits zwei Menschen mit dieser Krankheit begegnet. Sie suchten Hilfe, weil die mysteriöse Schlappheit auch nach mehreren Wochen einfach nicht weggehen wollte, obwohl eine Grippe dann schon längst wieder geheilt sein sollte. Ein weiteres Anzeichen ist die schubweise Verschlimmerung der Symptome.
Verschiedene Formen
Gefäßrheuma gibt es in verschiedenen Formen. Ihnen ist gemeinsam, dass die Gefäßwände entzündet sind (medizinisch: Vaskulitis). Bei der primären Form bildet sich zuerst die Entzündung in den Gefäßen und greift dann auf andere Körperbereiche wie Lungen, Herz, Nieren aber auch die Haut über. Die sekundäre Form hingegen hat sich aus einem entzündlichen Gelenkrheuma oder aus einem vermeintlich überstandenen bakteriellen Infekt im Kindes- oder Jugendalter entwickelt.
Folgen für den Körper
Das besondere an diesen Entzündungen ist es, dass es sich um fehlgeleitete Reaktionen handelt. Es tauchen bestimmte Antikörper im Blut auf, die sich gegen körpereigene weiße Blutkörperchen richten. Dabei werden die Blutkörperchen aktiviert und es kommt zu einem Entzündungsprozess an der Blutgefäßwand. Dadurch verengen sich die Blutgefäße. Wenn es die großen Gefäße betrifft, steigt damit der Blutdruck, weil die gleiche Menge Blut nun durch ein dünneres Gefäß gepumpt wird. Sind die kleinen Gefäße betroffen, kann dies die Blutversorgung von Organen stören. Denn Organe wie Leber oder Nieren werden von einem feinen Netz aus Gefäßen durchzogen, welche die Organzellen mit dem „Kraftstoff" Blut versorgen. So kommt es, dass diese schlimme Krankheit die Schädigung von Organen zur Folge haben kann. Die bleierne Müdigkeit und Schlappheit stellt sich übrigens deshalb ein, weil der Körper alle möglichen Antikörper produziert - obwohl es sich um einen falsch erkannten Feind handelt. Darunter müssen andere Aufgaben leiden. Die Leber stellt beispielsweise statt der normalen Proteine vermehrt Entzündungsparameter her. Die Immunantworten gehen also zu Lasten der Energiegewinnung.
Der Ursache auf der Spur
Vieles rund um diese Krankheit ist noch mit einem großen Fragezeichen versehen. Doch im November haben Forscher eine sensationelle Entdeckung veröffentlicht: Die Krankheit könnte sich durch eine Kreuzreaktion auf einen artfremden Eiweißstoff gebildet haben, der von bestimmten Bakterien ausgeht. Die Gefäßwände haben zufällig eine ähnliche Oberfläche wie der fremde Eiweißstoff, weshalb sie angegriffen werden.
Diagnose
$imageright2$Die Beschwerden und Symptome können derart unterschiedlich sein, dass es eine wirklich typische Symptomatik nicht gibt. Das Gefäßrheuma beginnt aber meist mit allgemeinen Anzeichen wie Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme, Krankheitsgefühl und abnehmende Leistungsfähigkeit. Auf der Haut können sich fleckige Rötungen oder offene Stellen bilden. Die Augengefäße entzünden sich manchmal, dann kommt es zu Sehstörungen. Geht die Entzündung auf das Nervensystem über, können Krampfanfälle, Depressionen, Kopf- und Nervenschmerzen bis hin zu Lähmungen und Schlaganfällen resultieren. Die Lunge äußert sich durch einen Bluthusten. Im Hals-Nasen-Ohren-Trakt kommt es u. U. zu Schleimhautdefekten, Nasenblutungen, Drehschwindel und Hörsturz. Bei einer Nierenbeteiligung ist Blut und Eiweiß im Urin zu finden. Auch Brust- und Herzschmerzen können auf Gefäßrheuma hindeuten. Darüber hinaus hat jeder Vaskulitisform noch ihre speziellen Symptome. So ist bei der „Takayasu-Arteriitis" die Pulslosigkeit eines Armes oft das Symptom. Bei der „Panarteriitis nodosa" treten Muskel- und Hodenschmerzen auf. Und bei der „Churg-Strauss-Vaskulitis" leiden die Betroffenen unter Asthma.
Zusätzlich können im Blut Entzündungswerte nachgewiesen werden. Die großen Gefäße können auch durch ein bildgebendes Verfahren (PET) dargestellt werden. Oft wird auch aus der Schläfenarterie ein Stückchen Gewebe zur Untersuchung entnommen.
Therapie
Die Therapie besteht aus zwei Prinzipien: Mit Kortisonpräparaten werden die Entzündungen gelindert. Mit Immunsuppressiva werden die körpereigenen Abwehrreaktionen unterdrückt. Manche Menschen haben ihr ganzes Leben lang nur ein oder zwei Ausbrüche dieser Krankheit. Andere Formen ziehen schwerere Schäden nach sich. Denn die betroffenen Gefäße können absterben. Befinden sie sich in einem Organ oder Muskel, wird dieser funktionsuntüchtig. Eine Schädigung der Nieren kann zur Dialyse führen, mit Lebensgefahr. Ist der Herzmuskel betroffen, kann es zum Herzinfarkt kommen. Wichtig ist, dass Sie in ein erfahrenes Rheumazentrum gehen.
Autor: Wissen Gesundheit-RedaktionWeitere Themen:
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