Tipp des Tages
Autoimmunerkrankungen: Wenn der Körper gegen sich selbst kämpft
Die menschliche Immunabwehr ist etwas Wunderbares. Es kann eindringende Krankheitserreger erkennen und bekämpfen. Und es kann körpereigene von körperfremden Stoffen unterscheiden. Diese Fähigkeiten verdankt sie zwei verschiedenen Teilen des Immunsystems. Der stammesgeschichtlich ältere Teil besteht aus Zellen, welche alles auffressen, was entzündlich sein könnte. Der moderne Teil besteht aus speziellen Immunzellen, sogenannte B- und T-Lymphozyten, welche die Eindringlinge erkennen und präzise beseitigen. Der alte und der moderne Teil des Immunsystems spielen dabei ausgeklügelt zusammen und kontrollieren sich gegenseitig. Doch das Zusammenspiel läuft manchmal aus dem Ruder. Dann richtet sich die Abwehr auch gegen körpereigene Zellen und es kommt zu einer Reihe von Autoimmunerkrankungen. Bei der so genannten Wolfskrankheit zum Beispiel entwickelt das Immunsystem Antikörper gegen solche Bestandteile, die beim normalen Abbau von Hautzellen und anderen Gewebezellen freigesetzt werden.
Einige Autoimmunerkrankungen
Beim Gelenkrheuma (med: rheumatoide Polyarthritis) wiederum werden die Gelenke an ihren Knorpeln und Knochen durch Entzündungsreaktionen geschädigt. In Folge kommt es zu schmerzhaften Gelenkverformungen, welche auch die Bewegungsmöglichkeiten einschränken. Beim Diabetes Typ 1 werden die Insulin produzierenden Zellen auf der Bauchspeicheldrüse zerstört. Und bei der Multiple Sklerose gelangen Abwehrzellen in das Zentralnervensystem und zerstören die Isolierschicht der Nervenzellen. Die Folge sind schwere neurologische Schäden am ganzen Körper.
Es gibt unzählige verschiedene Autoimmunerkrankungen. So auch die perniziöse Anämie. Hier kann das Vitamin B 12 aus der Nahrung nicht ins Blut aufgenommen werden. Denn bei den Betroffenen werden bestimmte Zellen in der Magenschleimhaut vom Immunsystem zerstört. Diese Zellen braucht aber das Verdauungssystem, weil sie einen so genannten Intrinsic-Faktor produzieren, der für die Aufnahme von B12 benötigt wird. Ohne B 12 kommt es langfristig zu einer Blutarmut. Die Behandlung besteht in einer regelmäßigen Vitamin B 12-Injektionen direkt ins Blut.
Die Angriffsziele der eigenen Immunabwehr können sich also auf ein einzelnes Organ beschränken. Oder sie können den ganzen Körper - das heißt mehrere Organe und Gefäßsysteme - betreffen. Dies ist bei der Wegener Granulomatose der Fall, bei der sich Blutgefäße entzünden und dann absterben. Hinter der Schadensstelle wird das betroffene Organ dann schlechter mit Blut versorgt. Am Beginn der Erkrankung entwickeln sich an Nase, Ohr oder Hals schwer heilende Wunden oder Blutungen. Schreitet der Entzündungsprozess fort, können Haut, Lunge, Auge und Nieren ebenfalls betroffen sein. Eine Heilung ist wie bei allen Autoimmunkrankheiten nicht möglich. Es gibt aber Medikamente, die den Entzündungsprozess aufhalten.
Therapien
$imageright2$Prinzipiell unterscheiden sich die Therapien danach, ob die Erkrankung nur ein Organ oder ein ganzes Körpersystem betrifft. Wenn nur ein Organ ausfällt, dann wird der jeweilige produzierte Stoff ersetzt.
Bei einer Autoimmunerkrankung, die das ganze Körpersystem betrifft, versuchen die Ärzte, die Entzündungsprozesse zu verlangsamen. Dies geschieht unter anderem mit Cortison, aber auch mit cortisonfreien Entzündungshemmern. Neue Medikamente sind die Biologicals, sie setzen generell die immunologischen Reaktionen herab.
Die genaue Ursache von Autoimmunerkrankungen ist trotz intensiver Forschung noch unklar. Wahrscheinlich entstehen die Autoimmunkrankheiten durch angeborene „Empfänglichkeit" (genetische Disposition) in Kombination mit äußeren Einflüssen wie Viren oder Strahlen.
Was ist die Wolfskrankheit?
Typisch für die Wolfskrankheit (med. systemischer Lupus erythematosus) sind entzündliche Hautveränderungen, Fieber, Gelenkentzündungen und Nierenfunktionsstörungen. Diese Krankheit ist schwer zu diagnostizieren. Normalerweise lässt sich eine Autoimmunerkrankung mit Blutuntersuchungen feststellen. Hier sind dann bestimmte, jeweils typische Entzündungsfaktoren oder Antikörper zu finden. Die Wolfskrankheit zeigt sich allerdings in so unterschiedlichen Gewändern, dass der Arzt meist erst spät den richtigen Verdacht bekommt. So sind Gesichtsrötungen typisch, Gewichtsschwankungen, Kopfschmerzen, Haarausfall, Brustschmerzen oder ein Anschwellen von Füßen und Beinen. Typisch ist auch: Schon wenig Sonne führt zum Sonnenbrand. Bei Kälte verfärben sich die Finger deutlich. Später bilden sich Organentzündungen. Doch die Symptome kommen schubweise und verschwinden wieder. Auch diese Krankheit ist nicht heilbar. Die Schmerzen werden durch die entzündungshemmenden Mittel Paracetamol oder Antirheumatika gelindert. Reichen sie nicht aus, wird Cortison eingesetzt. Das Antimalariamittel Hydroxychloroquin wirkt lindernd auf die Krankheitsschübe.
Autor: Wissen Gesundheit-RedaktionWeitere Themen:
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