Thema der Woche
Lektionen aus der Vergangenheit
Einer der Hauptgründe, weswegen Experten die Schweinegrippe so kritisch betrachten, sind Erfahrungen aus den großen Influenza-Pandemien Anfang des 20. Jahrhunderts. Vor allem die „Spanische Grippe“ in den Jahren 1918 und 1919 hatte viele Todesopfer gefordert, nämlich 25 bis 50 Millionen, vor allem unter jungen gesunden Erwachsenen. Weil der Auslöser auch damals ein Virus der H1N1-Gruppe war, wie die heutige Schweinegrippe, besteht die Angst, es könne ähnliches passieren.
Jetzt haben sich Wissenschaftler aus Chicago noch einmal genau mit den Gründen für die hohe Todesrate befasst. Sie prüften die damaligen Daten und untersuchten sogar damaliges noch konserviertes Lungengewebe mit neuen Färbemethoden. Die Erkenntnisse sind überraschend:
Haupttodesursache war in allen Fällen eine schwere blutige Lungenentzündung (hämorrhagische Pneumonie), überwiegend ausgehend von bakteriellen Infektionen! Und nicht von Viren. Die Bakterien, vor allem Pneumokokken und andere Streptokokken, sowie Staphylococcen konnten sich aufgrund der durch die Grippeviren hervorgerufenen Schäden im Lungengewebe schnell ausbreiten. Der Tod trat demnach im Schnitt erst zehn Tage nach Krankheitsausbruch ein, und nicht, wie es bei einer rein viralen Ursache zu erwarten gewesen wäre, bereits in den ersten Tagen. Der Verlauf der Grippe selbst war sogar relativ mild. Doch in den eng belegten Krankenhäusern, Lazaretten und Truppenunterkünften im und nach dem ersten Weltkrieg hatten die Bakterien ein leichtes Spiel, sich von Mensch zu Mensch weiterzuverbreiten.
Und um es noch einmal zu sagen: Nicht das Grippevirus selbst, sondern bakterielle Zweitinfektionen waren damals für die meisten tödlich verlaufenden Infektionen verantwortlich.
Unser Tipp: Die Ergebnisse bedeuten nun nicht, dass Sie die derzeitige Schweinegrippewelle verharmlosen sollen. Aber sie helfen, der Hysterie vorzubeugen. Die Impfung gegen Pneumokokken gehört zu den von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen für Kinder bis zum zweiten Lebensjahr, für über 60-Jährige, sowie für Menschen mit den chronischen Erkrankungen Asthma, COPD, Diabetes und einigen anderen mehr. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Außerdem besteht die Möglichkeit einer frühzeitigen antibiotischen Therapie bei Grippekranken.
Autor: Wissen Gesundheit-RedaktionWeitere Themen:
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